2010 wurde im thüringischen Hachelbich (Kyffhäuser) ein Lager entdeckt, über dessen Identifizierung man lange gestritten hat. Erst kürzlich, nach langen Freilegungen und Untersuchungen, gab man (Küßner, Meyer) das Ergebnis bekannt: Es könnte sich bei dem Hachelbich-Lager um ein Römerlager aus dem 1.-3. Jhdt. n. Chr. handeln.

Auch wenn die Datierung noch schwankt (vgl. Harzhornereignis), steht eine Sache mehr und mehr fest, die bisher noch wenig Beachtung gefunden hat: Die zivile Eroberung Germaniens. Wir werden in den nächsten Jahren mehr und mehr Beweise finden, dass die Römer zwischen Rhein und Elbe eine Romanisierung nach Provinzmuster in Angriff genommen haben, ferner, dass, sollte die Datierung später ausfallen, Militäroperationen aktiver gewesen sein könnten als erwartet.




Germanien nach Ptolemäus



Die folgende Übersicht zeigt auch, wie weit entfernt von der "inneren Linie" der Operationen Hachelbich liegt...





Römische Versuche, Siedlungen zu etablieren, meist an Lahn u. Lippe: Waldgirmes, Dorlar, Olfen usw.

Weitere Funde könnten die Systematik untermauern, dass die Römer nicht nur in Niedersachsen und Hessen usw. romanisierten, sondern auch östlicher. Die Werra (Hedemünden) spielt hierbei wohl eine wichtige Rolle für die Expansion gen Thüringen und somit Hachelbich.

Diese Dimension römischer Expansion gen Osten und Elbe erscheint doch nicht ganz unrealistisch; lesen wir Tac. Ann. 4,44,2, wo es um Ahenobarbus geht, der als erster die Elbe 3 v. Chr. (aber: WO?) überschritten habe: post exercitu flumen Albim transcendit, longius penetrata Germania quam quisquam priorum, easque ob res (!!!) insignia triumphi adeptus est - der Ehrgeiz, die Elbe zu erreichen oder zu überschreiten schien ehrbares Ziel zu sein; so derselbe, Germ. 41: in Hermunduris Albis oritur (!!!), flumen inclutum (!!!) et notum olim (!!!); nunc tantum auditur. Hachelbich liegt übrigens in Nähe der Hermunduren und bietet somit, sofern wir uns nur auf diese eine Quelle verlassen können, einen Hinweis darauf, was die Römer vllt. gesucht haben könnten: Nicht nur eine südlichere Passage gen Elbe über die Saale, sondern vllt. auch die Quelle der Elbe selbst? Ptolemäus bestätigt diese falsche Lokalisierung der Elbquelle. Mit der Kontrolle des Flusses von Mündung zu Quelle hätte eine neue Grenze gefestigt werden können und das "freie Stück" zwischen Elbe samt falscher Quelle und Donau hätte befestigt werden können.

Wie dem auch sei: Es bleibt spannend!

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