...ohne die religiösen Gefühle zu verletzen? Interessanter Gastkommentar im links-liberalen Wochenblatt "Profil".
von Jérôme Segal (Der jüdisch-französische Publizist Jérôme Segal ist Koordinator eines Doktoratskollegs an der Universität Wien und Assistenzprofessor an der Universität Paris-Sorbonne)
Wer ein Verbot der rituellen Beschneidung von Kindern fordert, stellt die jüdische Identität nicht in Frage. Heute gibt es immer mehr Juden, vor allem in Israel und in den Vereinigten Staaten, die statt der „Brit Mila“ eine „Brit Shalom“ praktizieren, bei der man Neugeborene in der Gemeinde ohne Verstümmelung willkommen heißt. Maimonides, der wichtigste Philosoph, Rabbi und Arzt des 12. Jahrhunderts, hatte schon gewarnt, dass die Beschneidung eine dämpfende Wirkung auf den Sexualtrieb ausübe. Quäker haben aus eben diesem Grund die Beschneidung in den Vereinigten Staaten eingeführt.
Theodor Herzl, der Begründer des politischen Zionismus, kritisierte nicht nur die Meziza, sondern ließ auch seinen Sohn Hans nicht beschneiden. Franz Kafka wurde von der Beschneidung seines Neffen so sehr erschüttert, dass er am nächsten Tag beschloss, über Beschneidungen in Russland zu berichten. Sigmund Freud sah seinerseits in diesem Ritual einen „Ersatz für die Kastration“, Ausdruck der Unterwerfung unter den Willen des Vaters...
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