Aha. Der werte Herr der uns ausrotten wollte, kriegt also nen Straßennamen.
Aha. Der werte Herr der uns ausrotten wollte, kriegt also nen Straßennamen.
Ich besuche gerne Leute auf dem Land. Die haben da so herrlich einfache Adressen. Da wohnt man noch, wie es sich gehört, in der "Hauptstrasse" oder der "Name-des-nächsten-Ortes-Strasse". Kein Irrtum möglich. Einfach rein ins Kaff und links und rechts nach den Hausnummern geguckt und schon
ist man da. Ohne armbanduhrgroßes Navigationssystem mit bunten Bildchen. Einfach so. Unkompliziert.
Demgegenüber geht es mir tierisch auf den Senkel, wenn ich die paar wenigen Freunde, die mir überhaupt noch geblieben sind, in der "Claus-von-Donahny-Str" oder dem "Erich-Schneider-Weg" suchen muß. Weil ich nämlich solche nichtssagenden Strassennamen nicht im Gedächtnis behalten
kann - und selbst wenn ich sie im Gedächtnis behielte, sie dann doch nicht auf den einschlägigen Ortsplänen der jeweiligen Gemeinden fände, weil sie entweder zu neu sind oder eigentlich
"Altbürgermeister-Claus-von-Dohnany-Str" oder "Domprälat-Erich-Schneider-Weg" heissen.
Der Quatsch mit den Straßennamen fing in den 50ern an, als die Vertreter der Vertriebenenverbände endlich in die Gemeinderäte gewählt wurden und ihren Volksgenossen billige Wiederaufbaukredite beschafften. Da wuchsen uns dann Neubaugebiete mit den Namen der ehemaligen Ostgebiete entgegen. Da wurden die ganzen Danziger-, Königsberger-, und Tilsiter Strasse erschlossen - bzw. der "Hermann-Göring-Platz" und die "Parteitag-des-Friedens-Str" umbenannt. Da baute man im "Graslitzer Weg" oder dem "Insterburg-Ring".
In den 60ern kamen dann die ganzen Ossis, die es noch vor der Mauer nach drüben geschafft hatten und benannten ihre Sachsenghettos mit Dresdner-, Leipziger-, oder Frankfurter-an-der-Oderer-Strasse, damit sie sich wenigstens ein bisschen heimisch zwischen all der arbeitenden Bevölkerung
fühlten..
In den 70er Jahren, als Kreti und Pleti und Facharbeiter glaubten, sie müssten sich ein eigen Häuschen im Grünen bauen, glaubte man wieder an das Gute im Menschen. Dementsprechend bieder hiessen die Wohn- und Spielstrassen unserer Eltern so grundsolide wie "Finkenweg", "Meisenweg" oder eben Baumnamen oder Blumennamen oder einheimisches-Obst.und-Gemüse-Namen.
In den Achzigern schließlich begann die Rückbesinnung auf die guten Deutschen. Außerdem fingen die Politiker der ersten Generation an, vor ihren Schöpfer zu treten. Diesem Jahrzehnt verdanken wir Namen wie "Geschwister-Scholl-Platz", "Kurt-Schuhmacher-Weg" oder "Claus-Graf-Schenck-von-Stauffenberg-Strasse". Und eigentlich hätte der Bürgermeister des betreffenden Schtetls spätestens
mit der letzgenannten Strassennamenkreation dazu verurteilt werden müssen, das Rathaus in die Asphaltbahn mit dem einsfuffzich langen Straßennamensschild zu verlegen, damit er gewusst hätte, was er seinen Bewohnern antut.
In der DDR, soviel sei gesagt, war man da grundsolider. Mangels Neubaugebieten auf dem platten Land wurden einfach die "Name-des-nächsten-Ortes-Strassen" abgeschafft und in "Wilhelm-Pieck-Str" oder "Otto-Grotewohl-Str" oder "Ernst-Thälmann-Str" oder "Rosa-Luxemburg-Str" oder
"Pieck-und-Grotewohl-und-Thälmann-und-Luxemburg-Str" umbenannt. Also einfach den Revolutionär genannt und schon wusste der Besucher aus einer anderen Revolutionärsstrasse, wo sein Besuch wohnt. Ganz einfach.
In den Neunzigern ging man dann endlich mangels Ostgebiets-, Zonenstädten-, Vögel-, Blumen-, Gute-Deutsche-, Altbundespolitiker-, Revolutionärsstrassennamen dazu über, in den örtlichen Archiven zu blättern und Bürgermeister aus dem 2ten Jahrhundert vor Christus für die Neubaugebiete zu verblasen. Und deswegen müssen wir Häuslebauer heute unsere Grundbucheinträge auf die "Klaus-Peter-Müller"-Straße oder die "Bürgermeister-Alfons-Liebermann-Str" vollziehen. Obwohl die Typen kein Mensch kennt. Und wir sind tierisch schwer zu finden. Weil wir nämlich gerne abkürzen. Da wird die "Otto-Graf-Lambsdorff-Allee" geschwind zur Ottoallee oder der Lambsdorff-Allee und kein Besucher der Welt hat die Chance, uns zu finden. Nicht mit dem besten Navigationsgerät der Welt. Und die Umschläge werden ob der Straßennamen des Adressaten auch immer länger.
Trends für dieses Jahrtausend sind noch nicht auszumachen, obwohl ich so einen leisen Hang hin zur "Kemal-Atatürk-Str" oder dem "Istanbuler-Platz" zu vernehmen glaube..... Aber der dürfte es vielleicht dann doch nicht ganz einfach haben, sich gegen die "Keith-Richards-Brücke" oder den "Britney-Spears-Weg" durchzusetzen.
Ich schätze, der nächste Schritt dürfte sein, dass Firmen Straßennamen käuflich erwerben können. Ich freue mich im Alter auf eine "Persil-Straße", eine "Coca-Cola-Allee" oder, wenn es ganz krass wird, die "Müller-Milch-wenn-Dich-der-kleine-Wahnsinn-packt-Strasse".
Darüber sollte ich reflektieren: Soll ich mir den Namen der Strasse kaufen, in der ich wohne?
ThiloS-Strasse. Klingt irgendwie cool für mich......
Ja, ja, der Shiloh.. äh... ThiloS wieder. :rolleyes:
Komm, gib Dir ein bischen Mühe. Schreib "SchwieloS" oder "SchwuloS", das klingt doch gleich viel lustiger, Schwallschmied.Zitat von Stahlschmied
Nö. :PZitat von ThiloS
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Na, dann eben nicht. Soll keiner sagen, ich hätts Dir nicht angeboten (muß ich eigentlich jetzt schon die Arbeit der anderen machen? Bringt Ihr denn wirklich GARNICHTS auf die Kette?).Zitat von Stahlschmied
was ist mit den 800 jahren zuvor?Zitat von Cthulhu
die aufklärung lehnt sich übrigens an den humanismus und der antike an. also nicht unbedingt eine leitung der monarchie in europa.
die frage ist hier, ob die monarchie diesen vorantrieb, oder doch nur einer machte, der gerade unter einer monarchie lebte.Buchdruck,
auch hier: was hat die monarchie dazu direkt beigetragen?Industrialisierung, Auto, Glühbirne, Chemie...
und wie erklärst du dir die tatsache, dass es unter monarchien jahrhundertelang kaum fortschritt gab bzw dieser sehr langsam war. jedoch unter einer nicht-monarchie fortschritt viel schneller voranschreitet?
ja, aber WAS macht der monarch? und hört er auch auf sein volk? in einer demokratie können machtverhältnisse immer noch geändert werden. in einer monarchie eher nicht.Was haben Demokratien vollbracht? -----
Monarchisten sind Männer der Tat, Demokraten sind Schwätzer.
@ ThiloS
Warum ziehst du nicht nach Mannheim, dort gibt es so einprägsame Straßennamen, wie A2, B5, Q7 oder S6.
Gleichberechtigung (allerdings nicht sofort und nicht überall), Rede- und Meinungsfreiheit (im Großen und Ganzen), Wahlrecht ... also VerfassungenZitat von Cthulhu
Geil, Thilo. Sehr geil.Zitat von ThiloS
Wenn meine Frau Klöße zubereitet, dann sind sie leicht und bekömmlich.
Die Protestanten (Lutheraner) nennen ihre Kirchen auch nach berühmten Schlächtern: In Offenbach gibt es eine "Gustav-Adolf-Kirche".Zitat von Jolly Joker
Da drinnen kann man sich totlachen oder bekommt einen [Links nur für registrierte Nutzer].
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