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Thema: Zur Gentechnik

  1. #1
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard Zur Gentechnik

    Neue Lust auf Zukunft
    Kolumne von Maxeiner & Miersch, erschienen in DIE WELT am 11.11.2005:

    Am Mittwoch meldete das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt den erfolgreichen Start der Sonde „Venus-Express“. Die Beobachtung unseres Nachbarplaneten und seines extremen Treibhauseffekts, sagte ein Wissenschaftler, könne wertvolle Hinweise zur Klimaerwärmung auf der Erde liefern. Die Mission wirft ein Schlaglicht darauf, wie wichtig die Raumfahrt für den Umweltschutz geworden ist. Bilder und Daten aus dem Orbit geben Aufschluss über Klimaschwankungen, dokumentieren Luftverschmutzung oder Urwaldrodungen, sie entlarven Umweltfrevler oder helfen Bauern, Pflanzenschutzmittel sparsamer einzusetzen. Kein Mensch hat diese innige Liaison zwischen Raumfahrt und Umweltschutz vorhergesehen. Ganz im Gegenteil: Die Umweltschützer lehnten die Raumfahrt anfangs strikt ab. Parole: Kein Mensch braucht diese Technologie – hier will sich nur der militärisch-industrielle Komplex bereichern.

    Daran fühlen wir uns ein wenig erinnert, wenn wir die aktuellen Nachrichten aus Forschung und Technik verfolgen. So ist es jetzt zehn Jahre her, dass Bauern erstmals gentechnisch verändertes Saatgut ausbrachten. Heute wachsen diese verbesserten Nutzpflanzen auf riesige Flächen von Indien bis Argentinien, von Kanada bis Südafrika. Eine britische Studie nimmt dieses Jubiläum zum Anlass für eine Bilanz. Ergebnis: Es wurden über 170 000 Tonnen Pestizide eingespart, weil die Pflanzen gegenüber Schädlingen robuster sind. Außerdem fallen in der landwirtschaftlichen Produktionskette weniger Treibhausgase an. Der Effekt über zehn Jahre ist so groß als hätte man fünf Millionen Autos still gelegt. Dennoch steht die Ablehnungs-Phalanx der deutschen Umweltaktivisten weiterhin fest geschlossen. Parole: Kein Mensch braucht diese Technologie – hier will sich nur der agro-industrielle Komplex bereichern.

    Eigentlich sollten die Vertreter der reinen Lehre ja gewarnt sein. Zumindest diejenigen, die neben dem Greenpeace-Magazin ab und zu einmal die Wissenschaftsseiten einer Tageszeitung lesen. Die Gentechniker sind nämlich dabei, mitten ins grüne Herz vorzudringen. So hat ein deutsch-schwedisches Forscherteam einen neuen Hefestamm entwickelt. Mit dessen Hilfe können jetzt auch Stroh, Äste, Holz, Altpapier und häuslicher Bioabfall zu Ethanol vergären. Ein großer Erfolg für die Freunde von Biosprit. Die ungeliebte Gentechnik schickt sich somit an die geliebte alternative Energietechnik zu bereichern. Und es geht erst richtig los. Der Physiker und Mathematiker Freeman J. Dyson sagt: „Um der Solarenergie zum Durchbruch zu verhelfen, brauchen wir Systeme, die die Vorteile von Sonnenzellen und biologischen Systemen kombinieren.“ Dabei schweben ihm gentechnisch veränderte Pflanzen vor, die Sonnenlicht statt mit höherem Wirkungsgrad umwandeln.

    Die ideologisch geprägte Umweltpolitik läuft erkennbar auf ein Dilemma zu: Die eigenen semi-religiösen Überzeugungen stehen der praktischen Lösung der beklagten Probleme immer häufiger im Wege. Die kompromisslose Ablehnung der grünen Gentechnik und der Atomenergie sind nur die auffälligsten Beispiele. Und die Verrenkungen die unternommen werden, um das eigene Weltbild zu retten, werden immer verrückter.

    Ein anschauliches Beispiel ist die Bevorzugung von Mehrwegflaschen gegenüber Dosen oder Kunststoff-Flaschen. Obwohl die Ökobilanzen keinen eindeutigen Sieger zeigen, sollte das Pfand auf Einweggebinde dazu beitragen, sie aus den Supermarktregalen zu verdrängen. Da viele Menschen diese Produkte aber trotzdem vorteilhaft finden und sie auch nicht zurücktragen, bleibt das Pfand in der Kasse des Verkäufers. Ein Bombengeschäft. Folge: Der Handel denkt gar nicht daran sie auszumustern, sondern stellt immer mehr davon ins Regal.

    Und damit sind wir in den Niederungen des politischen Alltags gelandet. Der von den Gewerkschaften IG Bergbau, Chemie und Energie formulierten Positionen zur Grünen Gentechnik, sowie der auch von „Verdi“ mitgetragene Vorstoß zur Verlängerung der Restlaufzeiten der Atomkraftwerke zeigen, dass die weltanschaulichen Fronten ins Wanken geraten. Dem Stand der Dinge nach übernimmt eine Physikerin das Kanzleramt und ein Elektrotechniker wird an der Spitze der SPD stehen. Gemeinsam haben sie die Chance die Ressorts Umwelt und Forschung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft ideologisch zu entrümpeln und das Land wieder mit Wissenschaft und technischem Fortschritt zu versöhnen. Auch dies wäre ein Schritt um das ökonomische Jammertal zu verlassen.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  2. #2
    Familienbenutzer Benutzerbild von Settembrini
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    Standard AW: Zur Gentechnik

    Zumindest diejenigen, die neben dem Greenpeace-Magazin ab und zu einmal die Wissenschaftsseiten einer Tageszeitung lesen.


    Guter Artikel!
    the flat earth society is meeting here today
    singing happy little lies
    and the bright ship humana is sent far away - with grave determination
    and no destination

    Brett Gurewitz

  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von JosephBlücher
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    Standard AW: Zur Gentechnik

    So siehts aus.

  4. #4
    Mitglied
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    144

    AW: Zur Gentechnik

    [QUOTE=Mark Mallokent]Neue Lust auf Zukunft
    Kolumne von Maxeiner & Miersch, erschienen in DIE WELT am 11.11.2005:

    Was ist mit den gentechnisch veränderten Kulturpflanzen (Mais), die das genetisch implementierte gegen Fraß durch Insekten gerichtete Pflanzengift nicht nur in den Blättern speicherten, sonden unerwartet über die Wurzeln in hohen Konzentrationen in den Boden abgaben, so daß sämliche Insekten, Urinsekten , Würmer wie Nematoden u. a. im Umkreis von mndestens 1 m abgetötet wurden - also die gesamte für die Bodenaufbereitung überaus nützliche wenn nicht unentbehrliche Kleinlebewelt!?

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