Verzeihung, aber Du hast keinen Plan von der Arbeitsbelastung eines Landarztes. Wenn das so lukrativ wäre, würden sich ja alle um aufgegebene Praxen balgen. Tun sie aber nicht (=Markt).
"When the people fear the government, that´s tyranny. When the government fears the people, that´s freedom." Thomas Jefferson
Guten Verdienst haben diejenigen in prestigereichen Privatkliniken.
Oder sehr intelligente und fähige Selbstständige.
Man kann sie verbeamten und Schlüssel einführen - richtig.
Nur wenn ich mit Ärzten rede, höre ich meist folgendes:
Mein Job ist gut aber er kann dort und dort so viel besser sein, drum brauche ich jetzt dringend diese und jene Fort- und Weiterbildung.
Kurz: die Jagd nach dem besten Posten scheint mir fast die einzige Motivation der Ärzte nach Weiterbildung zu sein.
Weiterbildung in diesem Berufszweig ist so wichtig wie die Ausbildung an sich!
Das könnte kaputt gehen und die Ärzte, ohne Perspektive, fahren im rausch mit Rollstühlen durch die Klinikgänge (im kommunistischen Jugoslawien war das so).
Gehst du zum Griechen, vergiss die Peitsche nicht!
Nur so zur Information: Rund die Hälfte aller frisch ausgebildeten Ärzte lassen sich noch nieder. Der Rest geht in die Industrie oder gleich ins Ausland.
"When the people fear the government, that´s tyranny. When the government fears the people, that´s freedom." Thomas Jefferson
Ich würde das Studium an die Bedingung knüpfen, dass die Absolventen später nur gegen eine vollständige Bezahlung ihrer Ausbildung ins Ausland gehen dürften.
So könnte man die Investitionen schützen und den Ärztemangel im eigenen Land eindämmen.
Ist aber natürlich nicht gewollt, deshalb "muss" man Ärzte aus dem Ostblock holen, die zumeist -wenn überhaupt- nur rudimentäre Deutschkenntnisse aufweisen.
Warum Ärzte nicht aufs Land wollen? Es geht bei weitem nicht nur ums Geld.
Privatversicherte gibt es auf dem Land ebenfalls mehr als genug.
Es geht schlicht und einfach darum, dass in der Stadt auch nach Feierabend noch etwas
los ist und nicht Bürgersteige hochgeklappt werden, wie bei uns in der Kleinstadt auf dem
Land. Zum Urlaub machen und um sich zu erholen, mag das alles schön und gut sein, aber
zum Leben?
Wir sind früher schon immer in die größeren Städte gefahren, wenn wir am Wochenende einen
draufmachen wollten.
Kulturelle Angebote? Metal- oder Klassikkonzerte? Theater?
Auswahl an Restaurants und Bars? Nichts, nothinig, nada!
Was wir haben, sind Landschaften, wilde Wisente, Wanderwege, Windräder, Dorftrottel,
Landpomeranzen und Dorfstecher und in manchen Gegenden machen sich die Bauern ihre
Enkel noch selbst!
Was bitte wollen Ausgebildete Fachkräfte hier? Ich meine damit nicht nur Ärzte?
Wenn ich Arzt wäre und in der Wildnis praktizieren wollte, ginge ich nach Skandinavien,
weil ich da einen ganz anderen Lebensstandart und ein fast dreimal so hohes Einkommen
hätte.
"Wo Not du findest, deren nimm dich an; Doch gib dem Feind nicht Frieden." Loddfafnir's-Lied
„Europa ist heute ein Pulverfass, und seine Regenten agieren wie Männer, die in einer Munitionsfabrik rauchen.” Otto von Bismarck
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Und wie willst du das anstellen? Willst du denen dann den Gerichtsvollzieher hinterherschicken? In der Schweiz und in Skandinavien würde er die zugestellten Rechnungen einfach
in die Tonne kloppen, weil es da keine Verträge mit Deutschland gibt. Ausserdem liegt das nicht an den Ärzten, sondern an der Tatsache, wie hier die Arbeitsbedingungen und die
Bezahlung ist.
"Wo Not du findest, deren nimm dich an; Doch gib dem Feind nicht Frieden." Loddfafnir's-Lied
„Europa ist heute ein Pulverfass, und seine Regenten agieren wie Männer, die in einer Munitionsfabrik rauchen.” Otto von Bismarck
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Ist doch wurscht, nachdem Assoziierungsabkommen mit der EU kann wieder ein großes Billigärztereservoir erschlossen werden. Die machen vielleicht noch für 2'5 netto 48-Stunden-Dienste in kaputtgesparten, dreckigen deutschen Elendshospitälern. Ob sie allerdings als niedergelassene Ärzte auf's Land gehen, wo sie bei jedem Hausbesuch draufzahlen und immer nur einen Schritt von einem existenzvernichtenden Fehler bei der Abrechnung mit der Krankenkasse sind (zu dem die Zeitung dann die passende GIERARZT-Geschichte abdruckt), das wage ich zu bezweifeln.
Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende - das Ende!
(Wotan, Die Walküre)
In ländlichen Gegenden in Deutschland ist die Willkommenskultur für neu Zugezogene nun ja - ein bisschen unterentwickelt. Das gilt nun mal auch für einen neuen Doktor, der sich in der Kleinstadt niederlässt und mit dem man als Dorfbewohner nicht gemeinsam in den Kindergarten gegangen ist. Da ist absolutes Misstrauen angesagt.
Ich habe von neuen Ärzten in meiner kleinen Stadt gehört, denen die Dorfbewohner jegliche Steine in den Weg legten, sie mit Dorftratsch und Mobbing belästigten, sie gesellschaftlich isolierten und darauf achteten, dass ihre Ehepartner nur keinen der wenigen begehrten Jobs im Städtchen bekamen. Auch die Kinder, wenn sie neu zuziehen, haben in der Provinz oft größte Schwierigkeiten.
Ohne Familie als Arzt in die Provinz zu gehen, ist allerdings auch völlig abweg, da es hier keinerlei Infrastruktur für Singles gibt und meist kaum Möglichkeiten einen Partner kennen zu lernen. Da vereinsamt man schnell als junger Arzt oder junge Ärztin.
Ich verstehe jeden Arzt, der nicht in die deutsche Provinz will.
Die Leute auf dem Land haben eine großen Teil selbst Schuld an dem Ärztemangel. Sie sollten wissen, dass Ärzte meist recht gut untereinander kommunizieren und Erfahrungen weitergeben.
Das mit der Isolierung kommt teilweise noch dazu. Bei uns ist das zwar ein bisschen anders. Jeder wird aufgfordert oder eingeladen,
sich am Dorfleben zu beteiligen. Egal ob es sich dabei um Zugezogene aus anderen Gegenden oder aus dem Ausland handelt.
Wer sich dann allerdings nicht beteiligt oder die Nase zu hoch trägt, wird schnell gemobbt. Arbeitsplätze werden hier auch zuerst
unter der Einheimischen Bevölkerung verteilt und man muss schon Vitamin B haben, um an begehrte Posten zu kommen.
Wir haben hier einen englischen Wirt, der sich am dörflichen Mundarttheater beteiligt und das Plattdeutsch inzwischen besser beherrscht,
als mancher junger Einheimischer. Auch Ausländer, natürlich so gut wie keine Moslems, sind hier in der freiwilligen Feuerwehr, in den Schützenvereinen
und im Fischereiverein anzutreffen. Neulich hat ein Neger sogar bei einem Schützenfest den Geck geschossen und wurde dann verkleidet in einer
Schubkarre durch die Gegend gefahren, aus der er Bonbons in die Menge geworfen hat. Allerdings lebt der auch schon seit dreissig Jahren hier.
"Wo Not du findest, deren nimm dich an; Doch gib dem Feind nicht Frieden." Loddfafnir's-Lied
„Europa ist heute ein Pulverfass, und seine Regenten agieren wie Männer, die in einer Munitionsfabrik rauchen.” Otto von Bismarck
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