Christen in der Türkei: "Wehe dem, der anders ist!"
Misstrauen, aber kein Hass - so hat der Katholik Felix Körner die Begegnung mit Muslimen erlebt.
Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE zieht der Jesuitenpater Bilanz seiner Zeit in der Türkei: Unter der islamisch-konservativen Regierung gehe es Christen besser als zuvor unter den laizistischen Kemalisten.
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SPIEGEL ONLINE: Haben Sie selbst gewaltsame Übergriffe erlebt?
Körner: Nein, aber manchmal hatte ich Angst, etwa als mir nach dem Mord an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink ein junger Mann erklärte: "Dinks Mörder ist unser aller großer Bruder." Gewaltbereitschaft ist nicht typisch islamisch. Aber leider gibt sich der Islam leicht für ein Gesellschaftsdenken her, in dem alle gleichgeartet sein sollen. Wehe dem, der anders ist!
SPIEGEL ONLINE: Seit 2002 wird die Türkei von einer Partei regiert, die von früheren Islamisten gegründet wurde - ein Problem für die Christen?
Körner: Im Gegenteil, unter echten Muslimen geht es Christen allemal besser als unter kemalistisch-nationalistischen Laizisten. Für die ist ein Kopftuch eine Provokation, ein Kreuz aber das Ende des Türkentums.[/U] Unter der AKP hat sich die Gesetzeslage für Christen eindeutig verbessert. Nur muss man sich manchmal fragen: Vielleicht geht es der Partei von Premier Erdogan gar nicht um die Christen, sondern um mehr religiöse Freiheit für ihre eigene Klientel?
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