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Thema: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

  1. #51
    Faut faire avec Benutzerbild von Xarrion
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Dardonthinis Beitrag anzeigen
    Der derzeitige Bewusstseinszustand der Deutschen erinnert mich sehr stark an den der Franzosen 1939/40: Die hatten auch eine marode Armee, ein veraltetes militärstrategisches Denken und verließen sich auf ihre glorreiche Maginot-Linie. Was aus alledem wurde, wissen wir ja.

    Heute sind die Deutschen genau so naiv: Sie meinen doch tatsächlich, dass sie sich auf den Schutzschild der NATO verlassen könnten. Sie verkünden stolz, dass Deutschland zum ersten Mal in seiner Geschichte "von Freunden umzingelt" sei. Sie haben keinerlei Bewusstsein dafür mehr, wie schnell sich die Weltlage ändern kann, und meinen, dass nach dem Ende des Kalten Krieges auf Deutschland ja keine Gefahr mehr zukommen könne. Sie versuchen krampfhaft, mit antiken Trans-All-Maschinen Waffentransporte zu bewerkstelligen u.v.a.m. Glauben sie denn wirklich, dass Polen oder die NATO mit ihren fünf Kampfjets in Osteuropa und kurz darauf Deutschland einem ernsthaften und massiven russischen Angriff auch nur ansatzweise etwas entgegenzusetzen hätten?
    Sollte Putin tatsächlich eine solche Absicht haben, würde er jetzt Muskelkater kriegen wegen des Lachkrampfes, den er zur Zeit angesichts der Ratlosigkeit und Schwäche des Westens bekommen würde. Ich glaube aber nicht, dass Putin eine solche Absicht hat - aber wissen wir denn, wie seine Nachfolger gestrickt sein werden und wie schwach der Westen dann sein wird?
    Auch die Franzosen versuchten 1939 das Ruder noch herumzureißen, aber es war zu spät. Genau so wird es Deutschland ergehen, wenn es nicht sofort einen Quantensprung in seiner Außen- und Weltpolitik vollzieht: Entschlossenes Verteidigungsbewusstsein, das sich in moderner und vor allem hochtechnologischer Ausrüstung und Bewaffnung äußert - das muss nicht unbedingt eine Truppenvergrößerung und einen höheren Verteidigungshaushalt bedeuten, sondern eine Organisation und Bewaffnung, die imstand ist, jeden möglichen Angreifer abzuschrecken, auch und vor allem dann, wenn es der "großen Führungsmacht" über dem Teich nicht gefallen sollte. Im Inneren wäre zu überlegen, ob nicht die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht wiederaufgehoben wird - selbstverständlich müsste dann auch wieder Wehrgerechtigkeit hergestellt werden; das ließe sich allerdings unter Umständen nur erreichen, wenn man eine allgemeine Sozialdienstpflicht einführt, die auch als Wehrdienst erfüllt werden kann. Ein solcher Sozialdienst könnte zwischen Schule und Berufsleben geschoben werden und auch Orientierungs- und Ausbildungsfunktionen haben, indem z.B. verschiedene Stationen mit unterschiedlichen Tätigkeiten durchlaufen werden. Die Dienstpflichtigen könnten sich orientieren, was für sie am Besten geeignet ist, und dann, wenn sie es gefunden haben, sich darin ausbilden lassen. Davon hätten auch Gesellschaft und Wirtschaft etwas. Das soll allerdings nur angedeutet werden, denn es ist eine andere Baustelle und nicht Gegenstand dieses Themenstrangs.
    Hervorragender Beitrag.
    Gott mit uns

    Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. Niccolò Machiavelli

  2. #52
    in memoriam Benutzerbild von Dardonthinis
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von moishe c Beitrag anzeigen
    Hör mal, ich habe mich nur auf dein von dir ausgesuchtes Avatar bezogen! Da ist dir ja auch nichts "besseres" eingefallen ...
    Ja, das ist mir schon klar; aber wenn ich Stauffenberg als Avatar verwende, heißt das noch lange nicht, dass ich der Auffassung wäre, dass wir unsere heutigen Probleme und Aufgaben wieder "mit Sprengstoff und Aktentasche" lösen sollten, zumal das ja, wie bei Stauffenberg, auch schief gehen und das Gegenteil bewirken kann. Aber ich bewundere ihn für seinen Mut, auch sein Leben für die gute Sache einzusetzen, darüber hinaus aber auch dafür, dass er als anfänglicher Hitler-Verehrer und Rassist die Kraft hatte, alles zu durchschauen und dann eine derartige persönliche und politische Entwicklung und Wendung zu vollziehen. Er war ja bei weitem kein Heiliger, um den man einen neuen Personenkult aufbauen sollte, sondern auch ein Kind seiner Zeit, was aber seine Lebensleistung nur um so eindrucksvoller macht, besonders wenn man daran denkt, dass er seinen Weg ging, obwohl er Angst um seine Familie haben musste. Wer wäre heutzutage noch dazu bereit und imstand? Da nehme ich mich ehrlicherweise nicht aus, denn ich wüsste auch nicht, wie ich mich selbst in einer solchen Situation verhalten und entscheiden würde.

  3. #53
    Quertreiber Benutzerbild von Michael76
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Dardonthinis Beitrag anzeigen
    Ja, das ist mir schon klar; aber wenn ich Stauffenberg als Avatar verwende, heißt das noch lange nicht, dass ich der Auffassung wäre, dass wir unsere heutigen Probleme und Aufgaben wieder "mit Sprengstoff und Aktentasche" lösen sollten, zumal das ja, wie bei Stauffenberg, auch schief gehen und das Gegenteil bewirken kann. Aber ich bewundere ihn für seinen Mut, auch sein Leben für die gute Sache einzusetzen, darüber hinaus aber auch dafür, dass er als anfänglicher Hitler-Verehrer und Rassist die Kraft hatte, alles zu durchschauen
    Stauffenberg ist bis zum Ende ein Nationalsozialist geblieben. Sein Attentat hatte andere Gründe.
    Mich wundert immer, warum gerade er so als Widerstandskämpfer verehrt wird.
    Die Geschwister Scholl oder Georg Elser waren welche.

  4. #54
    in memoriam Benutzerbild von Dardonthinis
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Michael76 Beitrag anzeigen
    Stauffenberg ist bis zum Ende ein Nationalsozialist geblieben. Sein Attentat hatte andere Gründe.
    Mich wundert immer, warum gerade er so als Widerstandskämpfer verehrt wird.
    Die Geschwister Scholl oder Georg Elser waren welche.
    Das ist richtig, und ich bewundere diese und andere Widerstandskämpfer genau so; aber ich kann sie ja nicht alle als Avatar nehmen.

    Zum Veranschaulichen folgendes Doppel meines Beitrags zum Jahrestag des Stauffenberg-Attentats am 20. Juli im GDS-Zukunftsforum (-> [Links nur für registrierte Nutzer] :
    "Heute, am 20. Juli 2014, jährt sich zum 70. Mal das Attentat Claus Schenk Graf von Stauffenbergs auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Auch unter denen, die das Attentat für eine gute Tat halten, wird manchmal Kritik daran laut, dass Stauffenberg lange Zeit Hitlers Ideologie und den Krieg im Osten befürwortete. Das ist richtig - um so größer ist aber die Leistung Stauffenbergs, sich dann bis zum Attentäter zu wandeln und den Anschlag vom 20. Juli 1944 eigenhändig und unter Einsatz seines Lebens auszuführen. Das gilt um so mehr, als er Frau und Kinder hatte.
    Er war kein vollkommener Mensch und schon gar kein Heiliger - das war aber auch gar nicht nötig! Es wäre interessant zu erfahren, welche Leistungen und Heldentaten die heutigen Kritiker in ihrem Leben bisher vollbracht haben und ob sie sich auch nur annähernd vorstellen können, was es bedeutete, unter den damaligen Umständen und Gefahren den Versuch zu wagen, den Braunauer zu beseitigen..

    Das gilt ebenso für alle anderen, die aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leisteten - besonders für die, die dafür ebenfalls mit ihrem Leben bezahlten, so neben allen anderen hier nicht genannten für
    Walther Arndt
    Ludwig Beck
    Heinz Bello
    Dietrich Bonhoeffer
    Klaus Bonhoeffer
    Alfred Delp
    Hans von Dohnanyi
    Georg Elser
    Fritz Elsas
    Lothar Erdmann
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    Hans-Bernd von Haeften
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    Hans Schiftan
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    Sophie und Hans Scholl
    Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg
    Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld
    Gertrud Seele
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    Jonathan Stark
    Bertold Schenk Graf von Stauffenberg
    Claus Schenk Graf von Stauffenberg
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    Karl Friedrich Stellbrink
    Elisabeth von Thadden
    Henning von Tresckow
    Adam von Trott zu Solz
    Maria Terwiel
    Peter Graf Yorck von Wartenburg
    Joseph Wirmer"

  5. #55
    Quertreiber Benutzerbild von Michael76
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Dardonthinis Beitrag anzeigen
    Das ist richtig, und ich bewundere diese und andere Widerstandskämpfer genau so; aber ich kann sie ja nicht alle als Avatar nehmen.

    Zum Veranschaulichen folgendes Doppel meines Beitrags zum Jahrestag des Stauffenberg-Attentats am 20. Juli im GDS-Zukunftsforum (-> [Links nur für registrierte Nutzer] :
    "Heute, am 20. Juli 2014, jährt sich zum 70. Mal das Attentat Claus Schenk Graf von Stauffenbergs auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Auch unter denen, die das Attentat für eine gute Tat halten, wird manchmal Kritik daran laut, dass Stauffenberg lange Zeit Hitlers Ideologie und den Krieg im Osten befürwortete. Das ist richtig - um so größer ist aber die Leistung Stauffenbergs, sich dann bis zum Attentäter zu wandeln und den Anschlag vom 20. Juli 1944 eigenhändig und unter Einsatz seines Lebens auszuführen. Das gilt um so mehr, als er Frau und Kinder hatte.
    Er war kein vollkommener Mensch und schon gar kein Heiliger - das war aber auch gar nicht nötig! Es wäre interessant zu erfahren, welche Leistungen und Heldentaten die heutigen Kritiker in ihrem Leben bisher vollbracht haben und ob sie sich auch nur annähernd vorstellen können, was es bedeutete, unter den damaligen Umständen und Gefahren den Versuch zu wagen, den Braunauer zu beseitigen..

    Das gilt ebenso für alle anderen, die aktiven Widerstand gegen das NS-Regime leisteten - besonders für die, die dafür ebenfalls mit ihrem Leben bezahlten, so neben allen anderen hier nicht genannten für

    Friedrich Karl Klausing
    Der hat schon mal widerrufen.
    Aber nicht weil er dachte, er entginge dadurch seinem Tod.
    Ihm war klar, dass Hitler auf seinen Tod bestand.

  6. #56
    in memoriam Benutzerbild von Dardonthinis
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Michael76 Beitrag anzeigen
    Der hat schon mal widerrufen.
    Aber nicht weil er dachte, er entginge dadurch seinem Tod.
    Ihm war klar, dass Hitler auf seinen Tod bestand.
    Ja, und?

  7. #57
    Quertreiber Benutzerbild von Michael76
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Dardonthinis Beitrag anzeigen
    Ja, und?
    Er war kein Widerstandskämpfer.

  8. #58
    in memoriam Benutzerbild von Dardonthinis
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Michael76 Beitrag anzeigen
    Er war kein Widerstandskämpfer.
    Das sehe ich anders:

    Friedrich Karl Klausing wurde am 24. Mai 1920 in München geboren, wurde als Mitglied der christlichen Pfadfinder nach Hitlers Machtübernahme 1933 in die HJ eingegliedert. Sein humanistisches Abitur legte er 1938 ab und trat nach einem halben Jahr Arbeitsdienst im Herbst 1938 als Fahnenjunker ins Infanterieregiment 9 ein, nahm am Polen- und am Frankreich-Feldzug teil, erhielt das Eiserne Kreuz I und wurde zum Offizier ernannt. Nach schwerer Verletzung bei den Kämpfen um Stalingrad wurde er zum Oberleutnant befördert und nach einer weiteren schweren Verletzung 1943 in Russland in den Innendienst bei OKW versetzt.

    Die Gestalt dieses jungen Offiziers steht für eine ganze Generation, die unter dem Eindruck und auch im Geist des Nationalsozialismus aufwuchs, dann aber durch Gedanke und persönliche Erlebnisse getrieben wurde, den Ruf des Gewissens anzuhören und ihm aus eigener Kraft nachzukommen. Als er nach den Verwundungen in der Heimat Dienst tat, begegnete er einem Freund aus seinem früheren Frontregiment, Fritz v. d. Schulenburg, der ihm die Augen öffnete und ihn für seinen Widerstandskreis gewinnen konnte. Klausing wurde Adjutant Stauffenbergs, womit ein Leben der Selbstverleugung und der Konspiration begann, bis nach Fehlschlägen und langem Warten der 20. Juli 1944 kam. Trotz einer Erkrankung war Klausing mittags in der Bendlerstraße und mobilisierte die in Potsdam wartenden Freunde. Er erlebte die Verhaftung und Erschießung der Offiziere um Stauffenberg, entkam jedoch in später Nacht. Im Zehlendorfer Haus der Ärztin Vera Gaupp suchte er, wie häufig in den Wochen zuvor, Zuflucht. Bei Wolfgang Gaupp, dem Eingeweihten und Mitverschwörer, verbrachte er die folgenden Stunden im Ringen um die richtige Entscheidung. Er wählte nicht Selbstmord oder Flucht, sondern stellte sich am Morgen. Auf Grund des Urteils des "Volksgerichtshofes" starb er am 8. August 1944 zusammen mit seinen Kameraden.

  9. #59
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Michael76 Beitrag anzeigen
    Mich wundert immer, warum gerade er so als Widerstandskämpfer verehrt wird.
    Weil es sich anbietet.(Bombe)
    Irgendwie hat das System. In anderen Ländern werden ja auch seltsame Gestalten zu Oppositionellen (v-)erklärt.

  10. #60
    Quertreiber Benutzerbild von Michael76
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    Standard AW: Polen ist besorgt über die Schwäche der Bundeswehr

    Zitat Zitat von Dardonthinis Beitrag anzeigen
    Das sehe ich anders:

    Friedrich Karl Klausing wurde am 24. Mai 1920 in München geboren, wurde als Mitglied der christlichen Pfadfinder nach Hitlers Machtübernahme 1933 in die HJ eingegliedert. Sein humanistisches Abitur legte er 1938 ab und trat nach einem halben Jahr Arbeitsdienst im Herbst 1938 als Fahnenjunker ins Infanterieregiment 9 ein, nahm am Polen- und am Frankreich-Feldzug teil, erhielt das Eiserne Kreuz I und wurde zum Offizier ernannt. Nach schwerer Verletzung bei den Kämpfen um Stalingrad wurde er zum Oberleutnant befördert und nach einer weiteren schweren Verletzung 1943 in Russland in den Innendienst bei OKW versetzt.

    Die Gestalt dieses jungen Offiziers steht für eine ganze Generation, die unter dem Eindruck und auch im Geist des Nationalsozialismus aufwuchs, dann aber durch Gedanke und persönliche Erlebnisse getrieben wurde, den Ruf des Gewissens anzuhören und ihm aus eigener Kraft nachzukommen. Als er nach den Verwundungen in der Heimat Dienst tat, begegnete er einem Freund aus seinem früheren Frontregiment, Fritz v. d. Schulenburg, der ihm die Augen öffnete und ihn für seinen Widerstandskreis gewinnen konnte. Klausing wurde Adjutant Stauffenbergs, womit ein Leben der Selbstverleugung und der Konspiration begann, bis nach Fehlschlägen und langem Warten der 20. Juli 1944 kam. Trotz einer Erkrankung war Klausing mittags in der Bendlerstraße und mobilisierte die in Potsdam wartenden Freunde. Er erlebte die Verhaftung und Erschießung der Offiziere um Stauffenberg, entkam jedoch in später Nacht. Im Zehlendorfer Haus der Ärztin Vera Gaupp suchte er, wie häufig in den Wochen zuvor, Zuflucht. Bei Wolfgang Gaupp, dem Eingeweihten und Mitverschwörer, verbrachte er die folgenden Stunden im Ringen um die richtige Entscheidung. Er wählte nicht Selbstmord oder Flucht, sondern stellte sich am Morgen. Auf Grund des Urteils des "Volksgerichtshofes" starb er am 8. August 1944 zusammen mit seinen Kameraden.
    Über dieses Thema gibt es längst differenzierte Forschungen. Natürlich
    wird Klausing bei Nazis immer noch als Verräter gesehen. Das ist
    jedoch kein Beweis, dass es sich bei ihm um einen Widerstandskämpfer
    im klassischen Sinne handelte. Friedrich Klausing kam aus einer
    klassischen Nazifamilie. Sein Vater war am 20.Juli 44 Rektor der auf
    "arisch-genetische Forschungen" spezialisierten Topuni des
    Deutschen Reichs, der Karlsuniversität des besetzten Prags. Nachdem
    sein Sohn als Beteiligter im Umfeld des Attentats gegen Hitler
    bekannt wurde, wurde er dazu gedrängt, Suizid zu begehen, um die
    "Schande", die nun auf seinem Namen lastete, einigermaßen
    auszugleichen. Ich verkneife es mir jetzt einmal, seine zutiefst
    nazistischen und führergetreuen Abschlussworte zu zitieren. Sein
    Sohn, um den es hier geht, war immer auch ein Nazi gewesen, in der
    Tradition der Familie. Er heuerte irgendwann bei Stauffenberg an und
    wurde quasi sein Adjutant. Von einer Attentatsplanung war zu diesen
    Zeitpunkt noch überhaupt nicht die Rede. Klausing heuerte als
    strammer Nazi bei einem strammen Nazi an. Punkt. Dass er in die
    Attentatsgeschichte geriet, hat eher damit zu tun, weil er
    Stauffenbergs Faktotum und ihm ergeben war. Friedrich Klausing
    verbrachte den Abend nach dem Attentat bei Freunden in Zehlendorf.
    Warum er nicht versucht hatte unterzutauchen ist nicht bekannt. Wäre
    er ein klassischer Widerstandkämpfer gewesen, dann hätte er das
    getan. Am 21. Juli stellte er sich in der Bendlerstraße der Gestapo.
    Die Beschreibung von Klausings Aktivitäten während des 20. Juli ist
    widersprüchlich. In einem Gestapobericht hieß es ursprünglich, er
    sei unter Anwendung der Schusswaffe am nächsten Tag bei einer
    Suchaktion verhaftet worden. Im Urteil des Volksgerichtshofs war
    davon nicht mehr die Rede. Er wird zusammen mit sieben anderen
    am 8. August in Plötzensee gehängt. Vor dem Volksgerichtshof hatte er
    Worte des Bedauerns geäußert, die nicht darauf abzielen konnten,
    damit sein Leben noch retten zu können, denn er wusste, dass das
    Urteil längst entschieden war. Er war zu nah an der Naziführung,
    um nicht zu wissen, dass dieses Ding gelaufen ist. "Wenn ich
    rückblickend die Sache betrachte und mir rückblickend die Leute vor
    Augen führe, die beteiligt waren, dann muss ich sagen, dass es nicht
    gehen konnte und auch im Effekt nicht gut gewesen wäre." Auch
    in seinem Abschiedsbrief vor seiner Hinrichtung äußert er Worte des
    Bedauerns und bestritt die Richtigkeit seines Handelns. Siehe dazu
    auch: Rüthers: "Spiegelbild einer Verschwörung", Seite
    689 oder "Eine ungewöhnliche Erbfolge..", FAZ vom
    1.9.2004, Seite 35.

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