Komische Theorie. Ich lebte und arbeitete bisher zwischen Oslo und Kapstad und zwischen Chicago und La Paz in 15 Ländern nördlich und südlich der Wendekreise ebenso wie in Äquator-Nähe. Natürlich gibt es nicht überall deutsches Obst und Gemüse. Aber das gibt es auch nicht in Japan, Nordchina und Korea auf anderen Böden. Aber mir blieb der Appetit auf Einiges, das hier nicht wächst.
Und hier auch schwer zu finden ist: Platanos (Gemüse-Bananen), Yuca, schwarze Bohnen und Adobe (ein Gewürz) laß ich mir von Latino-Freunden bringen, die sich in Frankfurt Geschäfte für ihren Heimweh-Appetit kultivierten. Chili, Curry und Anderes bietet hier lokal der Laden eines Inders, und Lidle hat Mangos, Avocados und Sonstiges aus fernen Ländern.
Gelegentlich werde ich von Amis oder Engländern gefragt, ob ich aus Süd-Afrika komme, weil außerhalb von Süd-Arika der Unterschied zwischen Kölsch-Akzent und Afrkaans-Akzent in meinem Englisch nicht erkannt wird. Aber auch wenn ich Englisch spreche, hören Holländer und Flamen sofort, daß ich aus Köln bin. Ich kann es allerdings mit bewußt aufgelegten Akzenten verstecken.
Fast alles Deutsche kann ich nahezu überall kaufen, aber Hering und Nordsee-Krabben höchstens eingemacht. Nur verrate ich nicht in welchem Land ein deutscher Laden im gleichem Gebäude ist mit dem deutschem Konsul ... . . . . . ►►►
... denn da wird über den Konsul gelästert: "Hier wurstelt er!" Aber das Thema hier ist: Das deutsche Volksgesicht. Unsere Kinder, Enkel, Urenkel und ich, wir werden zwar überall sofort als Deutsche erkannt, aber ganz gewiß nicht am Gesicht.
Große Blonde mit blauen Augen gibt es in dutzenden Ländern von Südafrika und Australien bis Europa (von Ural bis Atlantik) und auch in Nordamerika: und Kleinere mit anderen Augen- und Haar-Farben sehne auch nicht weniger deutsch aus als wir.
Nur hier in der BRD werde ich schonmal als Ausländer angesehen. Das frustriert mich zwar nicht, aber mein Frust kommt eben doch auf, wenn ich in Köln gefragt werde: "Wo hast Du denn so gut Kölsch gelernt?" Kölsch war verdammt nochmal meine 1. Sprache und klingt so stark durch, daß ich sogar in anderen Sprachen als Kölner erkannt werde. Nur eben nicht von Kölnern.
In Englisch mit Bingo-Hall-Akzent oder Cajun-Drag, in Spanisch mit Criollo oder Maracucho, und in Deutsch bayrisch oder berlinert. Das tue ich nur zum Witzeln, denn wer mit diesen Sprachen vertraut ist, hört sofort, daß mein Akzent gekünstelt ist. Aber ein Lachen ist mir sicher, wenn ich zu meiner Herkunft sage: "Soy Criollo de Petare, no lo ves?" Bin Kreole aus Petare, siehst Du nicht?