Harun P. trägt eine ganze Menge Wut in sich. Wut über drei gescheiterte Berufsausbildungen, Wut darüber, dass sein Kind kurz nach der Geburt starb und die Beziehung zu seiner Lebensgefährtin zerbrach. Eigentlich, so sagt der 27-Jährige, sei er ein friedlicher Mensch.....
.....
Harun P. habe in Syrien gemeinsam mit anderen im sogenannten "Deutschen Haus" den Terror geübt, habe dem Umgang mit Waffen wie einer Kalaschnikow gelernt - und dieses Wissen beim Sturm auf das Gefängnis von Aleppo Anfang 2014, bei dem viele Menschen starben, auch genutzt. Harun P. sei "von der Möglichkeit, selbst zu kämpfen, begeistert" gewesen.
....
Außerdem soll der Angeklagte den Mord an einer 16-Jährigen vorgeschlagen haben, die aus Deutschland nach Syrien gekommen war, um einen Dschihadisten zu heiraten, von ihrer Familie aber wieder zurückgeholt wurde und sich inzwischen wieder in Deutschland befindet. Er habe Angst gehabt, so Bundesanwalt Steudl, sie könne seinen Aufenthaltsort verraten.
.....
Harun P. macht - zur Überraschung des Vorsitzenden Richters Manfred Dauster, der eigentlich schon ein "Ersatzprogramm" geplant hatte - am Dienstag ausführliche Angaben zu sich und seinem Leben und kündigt an, auch zu den Vorwürfen Stellung nehmen zu wollen. "Unserem Mandanten ist es ein wichtiges Anliegen, seine Distanzierung zu erklären", heißt es in einer Erklärung, die sein Anwalt verliest.
P. wurde als Kind vom Vater geschlagen
Harun P. wurde als Sohn afghanischer Einwanderer in München geboren, wuchs dort gemeinsam mit zwei Brüdern auf. Das Verhältnis zu dem sehr religiösen Vater sei "schlecht" gewesen. Als Kind sei er von ihm so lange geschlagen worden, "bis meine Mutter dazwischen ging".
Mitten in München ging er zur Schule, war da aber - "aus Faulheit", wie er sagt - nie sonderlich erfolgreich. Seine erste Freundin hatte er mit 13, ein paar Jahre später begann er nach eigenen Angaben, sich zu "ritzen", sich die Unterarme so tief aufzuschneiden, dass die Wunden genäht werden mussten. "Das ist ein Druckabbau für mich gewesen." Er bezeichnet sich als depressiv und sagt zu seiner Gewaltbereitschaft: "Wenn jemand meinen kleinen Bruder bedrohen täte, gäbe es schon eine Watschn dafür."
Nach Tod des Kindes: "Hass auf alles"
Er machte den Hauptschulabschluss, begann eine Ausbildung als Hotelfachmann, bei der er wegen Unpünktlichkeit rausflog - ebenso wie bei seiner dritten Ausbildung als Mechatroniker. Die zweite Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit in der Gebäudeüberwachung beendete er, weil ihm 200 Stunden Arbeit pro Monat zu viel waren.
Recommendations plista Anzeigen
Als seine türkischstämmige Freundin schwanger wurde, hätten die beiden beschlossen, ihre Familien zu verlassen. "Der Plan war, abzuhauen", sagt Harun P. - aus Angst vor einem "Donnerwetter". Das Kind kam viel zu früh und starb wenig später. "Das hat schon irgendwie Hass und Zorn hochgehoben", sagt er. "Hass auf alles."