„Briefe an eine junge Pianistin“ ist aus einer Bekanntschaft mit einer Musikerin entstanden. Adressatin Aurelia ist ein Rising Star mit Martha Argerich als Vorbild, alles deutet auf eine Weltkarriere. Und doch könnte sie als Künstlerin untergehen, warnt Kremer – „trotz äußeren Erfolgs, trotz der Versicherungen der Vermittler, höhere Honorare durchzusetzen, trotz zahlreicher Komplimente und Versprechungen, man werde alle denkbaren Möglichkeiten haben, um die eigenen Projekte und Ideen zu verwirklichen“. Warum?
Weil es noch nie, vielleicht nicht einmal in Diktaturen, so schwer war, als Künstler man selbst zu bleiben.
„Persönlichkeiten unter Künstlern sind heutzutage viel seltener als Menschen ohne Handy“, schreibt Kremer. „All das Getue, das darauf abzielt, einen großen Namen zu kreieren“, bestärke Künstler in dem Gedanken, dass der eigene Weg etwas Besonderes sei. Dabei sei es „im Grunde Imitation oder eine Variante, die auf Imitation hinausläuft“.
Einmal fallen die Namen des ehemals erfolgreichen Zwiegespanns Netrebko/Villazòn und des Pianisten Lang Lang als Symbole für eine „Krankheit, die uns alle angreift und unmerklich vergiftet“.
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