Zitat von
Pfarrer Hans Milch
Der kranke Mensch hat auch selbstverständlich keine Beziehung mehr zur Vergangenheit. Da der Zusammenhang der Dinge untereinander, verloren gegangen ist, geht auch der Zusammenhang der Zeiten und Ereignisse miteinander verloren. Das Vermächtnis der Geschichte wird nicht mehr gesehen, wird weggeworfen. Das große priesterliche "UND" geht dahin. "UND" verbindet Vergangenheit und Zukunft. Und das priesterliche Organ im Geiste des Menschen, das Vergangenheit und Zukunft verbindet, ist das Gedächtnis.
Das Gedächtnis, welches das Vergangene vergegenwärtigt und in die Zukunft hinüber rettet. Nur der ist zukunftsbedeutsam, zukunftsfähig, der aus der Vergangenheit schöpft. Je tiefer die Wurzeln hinein gehen ins Erdreich der Jahrhunderte, umso höher die Wipfel der Zukunftshoffnung und der Zukunftsgestaltung.
Auch die Menschen sind des Zusammenhangs verlustig gegangen und leben als Zufälle, als Eintagsfliegen daher. Von daher ist auch das Bewusstsein für Volk und Vaterland verloren gegangen, was mit Nationalismus überhaupt nichts zu tun hat. Von daher können die Leute auch nicht verstehen was Europa ist, wenn es wirklich werden soll.
Viele sehen in Europa einen Mischmasch, einen Schmelztiegel. Alles wird vermanscht. Es gibt ja keine Vergangenheiten und keine Überlieferungen mehr. Tradition wird gestrichen. Also gibt es auch nicht mehr den Unterschied zwischen den Volkspersönlichkeiten. Und Volk ist etwas, das sich im Einzelnen verwirklicht. Dadurch daß ich Volk bin, bin ich nicht nur 50 oder 60 Jahre alt, sondern jahrhunderte Jahre alt.
In mir sammelt sich das, was in dem von Raum, Blut und Schicksal geprägten Menschen, die sich Volk nennen geschehen ist, an Leistung, Leiden, auch an Verbrechen. Der bewusste Mensch ist geformt und gespeist von dem was früher geschah. Darum ist er priesterlicher Mittler zwischen den Geschlechtern. Zwischen gestern und morgen.
Auch das ist dahin.
Da er nicht mehr weiß, was Geschichte ist, da er nicht mehr das Wesen des Menschen, die Bedeutung der menschlichen Person erkennt, geht auch verloren die Erkenntnis des Unterschiedes der Geschlechter, die geistige Bedeutung der Geschlechter. Was das Wesen des Mannes ist und das Wesen der Frau. Darum ist die Frauenwürde verloren gegangen. Das große Ideal der Mutter, oder das große Ideal der Jungfrau. Schamhaftigkeit, Keuschheit, sind in den Augen der Meisten veraltete Begriffe über die man nur noch im Kabarett sich mal mokieren darf. Wer im Ernst davon redet, wird nicht mehr für voll genommen. Die Frau aber, ich kann es nur andeuten, ist ihrem Wesen nach die Vertreterin der Menschheit. Des Volkes! Und darum hat ihr Stehen oder Fallen eine ausschlagebende Tragweite für das Schicksal des Volkes.
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