Russland ist das märchenhafteste Land, das ich kenne.
Russland ist das märchenhafteste Land, das ich kenne.
Herzlich Willkommen zunächst einmal. Der von Dir angesprochene Streit, ist gar nicht mein Thema. Ich plädiere für eine Zuwendung zum Europäischen und einer möglichst kompromißlosen Abkehr vom Angloamerikanischen. Grund: Deutschland ist ein von den USA besetztes, veramerikanisiertes Land. Vor Besatzern zu kriechen, deren Kultur zu übernehmen, sich in vorauseilendem Gehorsam und freien Willens, nicht nur äußerlich durch Kleidung und Mode, sondern auch innerlich durch Sprache und Werte vereinnahmen und kolonisieren zu lassen, galt zu allen Zeiten als etwas Anrüchiges, Unehrenhaftes. Aber seit 1945 sind die Dinge in Deutschland und Europa offensichtlich etwas anders gelagert.
Das scheint mir eine ziemlich enge Schublade zu sein, nur gut oder schlecht. Aber mach Dir nichts draus, das sagt man einem "irren Fanatiker" wie mir hier auch nach, daß meine Schublade "winzig" sei.
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
"Geh noch einmal zum berg zu deinen geistern
Und bring uns tröstlicheren spruch der löse
Aus dieser trübsal!.. also spricht ein greis ...
Was soll hier himmels stimme wo kein ohr ist
Für die des plansten witzes? was soll rede
Vom geiste wo kein allgemeiner trieb ist
Als der des trogs? ..."
(Stefan George, "Der Dichter in Zeiten der Wirren")
Was soll die Rede vom Geiste, wo kein allgemeiner Trieb ist als der des Trogs? Der Vers von George bezieht sich nicht nur auf das große Fressen, wie man es in vollbesetzten McDonalds-Restaurants beobachten kann. Gemeint ist auch die in unseren Zeiten weitverbreitete Neigung, jegliche Individualität in Geschmacksfragen aufzugeben.
Das Schweigen im Walde:
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Kann es nicht bestätigen, aber eine Kommentatorin unter dem Video schrieb, es handle es sich in diesem Video um die Stimme von Frederica von Stade. Und ihre Interpretation dieses Schubert-Liedes ist gut, mindestens.
Vergleicht man ihre Interpretation und die ihres Pianisten mit der folgenden Einspielung, kommt man mit der Note "gut" aber nicht mehr weiter. Dazwischen liegen Welten an Begabung. Die folgende Interpretation, ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, warum Dietrich Fischer-Dieskau neben Plácido Domingo bisher der einzige Sänger war, der mit dem "Praemium Imperiale" geehrt wurde:
Mal bitte darauf achten, wie er die Stelle "die Vöglein schweigen im Walde" singt und betont.
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Ein Nutzer trägt ein höchstprimitives Musikfragment bei, das "älteste notierte Musikstück der Welt", interpretiert von einem Amerikaner. Was machen die Deutschen, deren eigene Musik in aller Welt von Kunstfreunden hochgeschätzt wird? Rümpfen sie die Nase? Winken sie milde lächelnd ab? Nein, sie klatschen begeistert: "Wow, das klingt interessant".
Georg Philipp Telemann wäre sicher auch tief beeindruckt gewesen, und zum "Fan der Sumerer" geworden. Der Musikwissenschaftler Max Seiffert über Telemanns Musik:
„Unfaßbar, solchen Reichtum zu besitzen und ihn achtlos in der Ecke verstauben zu lassen!“
Max Seiffert: G. Ph. Teleman – Musique de Table. Ausführungen zu Band LXI und LXII der Denkmäler deutscher Tonkunst, 1. Folge. Beihefte zu den Denkmälern deutscher Tonkunst II, S. 15. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1927
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
Zu diesem Verlust äußerst sich auch Dr. Thor von Waldstein in "Die entfesselte Freiheit", er spricht in Bezug auf den Dom zu Speyer, von einem Phantomschmerz, den man doch spüren müsse, bei der Besichtigung von solchen Hinterlassenschaften. Nur mal angenommen, unsere Vorfahren könnten uns heute sehen, wie wir unsere eigene Kultur nicht nur zu Gunsten der Amerikanischen ignorieren, sondern sie teilweise auch noch verächtlich machen. Welches Bild geben wir damit ab? Ein "modernes"? Ein "cooles"? Eins, "ohne Stock im Arsch"?Zitat von Tempranillo
Ich habe gestern nicht umsonst auf die Stelle "die Vöglein schweigen im Walde" bei Schubert hingewiesen. Denn ich habe verstanden: "Klassik: Gähn!". Aber was irgendein völlig unbekannter Sumerer vor über 3500 Jahren an >>Tonkunst<< hinterließ, das soll plötzlich interessant sein, und wie!
Nochmals Tempranillo, zu der Furcht der Deutschen vor einem "Blackout":
"Der Blackout ist längst da: im deutschen Hirn und Seelenleben"
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
An Merkelraute, Du erinnerst Dich sicher an unsere Meinungsverschiedenheit bezüglich Karajan? Da brachtest Du zwei Beispiele der fünften Sinfonie von Beethoven, mit der Bevorzugung von Daniel Barenboims Interpretation, worauf ich unter anderem meinte, er habe den Einstieg mit seinem Orchester "total vergeigt". Bloß gut, daß das kein echter Connaisseur mitbekam, der hätte mir sicher den Kopf gewaschen.
« La haine impie accroîtrait vos misères »
("Der gottlose Hass erhöht euer Elend")
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