Klassische Musik

[Coriolanus]

Wo es Wohlstandsindustriegesellschaftskinder gibt, braucht es natürlich auch Wohlstandsindustriegesellschaftskinderlieder, und die Aufgabe für den wahren Dichter bestünde darin, das große Wohlstandsindustriegesellschaftskinderliederbuch zu schreiben. Mit Texten von Herbert Grölemeyer statt von Franz Lehár:

[Coriolanus]

Wohlstandsindustriegesellschaftskinderliederbuchsc hreiber: Jean Paul, der Wortschöpfer des Begriffes "Wortbandwurmstockabtreibmittellehrbuchstempelkost enersatzabrechnung", hätte meine aussagekräftige Wortreihe ganz sicher gemocht. Aber wem erzähl ich's. Von ihrem ehemaligen Lieblingsdichter wollen die Deutschen heute schon längst nichts mehr hören. Schluß also mit dem Wortbandwurmquatsch.

Mit Jean Paul, der ein Ausnahmegenie gewesen ist, verhält es sich ähnlich so, wie sie in ihrer überwältigenden Mehrheit keine volkstümliche Musik mehr hören wollen, sofern sie nicht amerikanischer Provenienz entspringt. "Sweet Home Alabama" über alles, über alles in der Welt.

[Coriolanus]

HERR SANDERLING, IHRE BIOGRAPHIE FLÖSST MIR GROSSEN RESPEKT EIN. WAS BEDEUTET IHNEN ›RESPEKT?

Dieses Wort bedeutet mir sehr viel. Vor allem Respekt vor dem, was man lernen kann und gelernt hat. Seit meiner Kindheit hatte ich das Glück, vielen Leuten zu begegnen, die nicht nur sehr eindrucksvoll waren, sondern von denen man viel lernen konnte. Jewgeni Mrawinski, David Oistrach, Sviatoslav Richter oder Emil Gilels, dann später der persönliche Eindruck von Walter Felsenstein in Berlin. Das waren alles außerordentliche künstlerische Persönlichkeiten. Aber es gibt einen Menschen, von dem ich weiß, dass ich mit ihm einem wirklichen Ausnahmegenie begegnet bin. Das war Dmitri Schostakowitsch.

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[Ansuz]

What Power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow!
See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.
I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.
Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again...
Let me, let me,
Freeze again to death!

[Ansuz]

Nach der schweren Kost im vorigen Beitrag - das Orchester wußte, daß Klaus Nomi ein Totgeweihter war und hatte demgemäß quasi ein Requiem angestimmt - hier mal was leichteres.
Die Stimme ist im Gegensatz zu Nomi nicht echt, sondern wurde aus mehreren Stimmen zusammengesetzt. Trotzdem nett anzuhören.

[Ansuz]

Und hier mal der einzig mir bis dato bekannte Sänger mit natürlicher Stimmlage, der die Kastratenstimme singen kann. Also ohne Technik. Soweit mit bekannt, hat dieser Sänger wegen einer Erkrankung keinen Stimmbruch bekommen:

[Ansuz]

Das Ave Maria vom vorgenannten Sänger ist absolut zum Niederknien!

[Coriolanus]

Heben wir doch mal hervor, was Wolfgang Amadeus Mozart von den Italienern unterschied, trotz der vielen Gemeinsamkeiten. Ein Finale wie bei Le Nozze de Figaro zum Beispiel. Noch etwas schneller, noch etwas rasanter, und man glaubt, die Sache könnte aus der Kurve fliegen, wie ein Modellauto bei der Carrera-Bahn.

Marcellina, die Beschliesserin im gräflichen Schlosse, hat Klage eingereicht, um bei Figaro, der seine Unterschrift unter eine Art Kreditvertrag setzte, die Vollstreckung durchzusetzen. Das läuft dann auf die versprochene Hochzeit hinaus.

Ganz nebenbei also, haben Beaumarchais, da Ponte und Mozart in der Szene auch noch das Thema Geldschöpfung abgehandelt. Alles in einem: künstlerisch wertvoll, unterhaltsam, systemkritisch. Das ist eine Sache, bei der "moderne" Künstler auf ganzer Linie versagen:

[Desmodrom]

What Power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow!
See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.
I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.
Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again...
Let me, let me,
Freeze again to death!

...

Klaus Nomi...

Das ist lange her. Schwere Kost, aber Danke fuer den Erinnerungsruf.

[Coriolanus]

Von mir auch ein herzliches Dankeschön für den Hinweis auf diesen leider viel zu früh an AIDS gestorbenen Klaus Nomi, den singenden Weltraumroboter, der als "Rock-Sensation" gefeiert wurde. Wie jammerschade, daß er so früh von uns gegangen ist, ich selbst war zu der Zeit noch gar nicht geboren, als dieser Deutsche zu einer Attraktion im "Underground" von New York aufstieg.