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Thema: Klassische Musik

  1. #1601
    Kampf dem Kapital! Benutzerbild von Smultronstället II.
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von Smultronstället II. Beitrag anzeigen
    "Wir müssen die Kunst in Verruf bringen, damit es nicht länger lohnt, sie politisch zu vereinnahmen."
    Schreibt sinngemäß Nicolas Gomez Davila irgendwo. Musste letztens daran denken, weil ja 2020 Beethoven-Jahr ist!
    Der arme Beethoven! Was wird das wieder schrecklich, die Vereinnahmung von Seiten der EU und den Demokröten! Alle Menschen werden Brüder mit den Flüchtlingen, etc.



    Der arme Mann...

    Vielleicht ist das wenigstens ein positiver Nebeneffekt dieses ganzen Hasses auf "(tote) alte weiße Männer" und deren Kunst, Bücher, Musik, etc. Umso mehr sie in Verruf gebracht werden, desto eher werden sie dann wenistens nicht mehr vom System für ihre Zwecke vereinnahmt. Der Winterschlaf der Kunst ist der Vereinnahmung und der Pervertierung durch die herrschende Klasse vorzuziehen...


    "Igor Levit is the pianist of the hour. His self-description is: “Human being. Citizen, European. Pianist.” These days, few classical music stars are as politically outspoken as Igor Levit.The musician was honored with the 2019 International Beethoven Prize and the Prize of the International Auschwitz Committee in recognition of his decisive commitment to fighting racism and anti-Semitism. The 32-year-old has taken a clear stance against Germany’s far-right AfD (“Alternative for Germany”) Party and its supporters. And in this Beethoven celebration year, Igor Levit is one of the most in-demand performers of the great composer’s 32 piano sonatas. His recording of all the sonatas has made it effortlessly into the music charts. For the past several months, the German-Russian pianist with Jewish roots has been receiving death threats, so his performances take place under increased security."



    Armer Beethoven!

    Rechte und Linke sind zwei Seiten der gleichen Medaille: männerfeindlich, frauenfeindlich, armenfeindlich, arbeiterfeindlich, umweltfeindlich, freiheitsfeindlich, sexualitätsfeindlich, kulturfeindlich, intellektuellen- und akademikerfeindlich = antideutsch.
    Daher: Nichtwähler.
    F*ck AFD.

  2. #1602
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    Standard AW: Klassische Musik

    Wenn morgen die Muschelhörner und Trommeln erklingen, dann lasst uns fallen, so leichten Herzens wie die Kirschblüten im linden Frühlingswind.
    Impfpass und mit Sicherheit noch weitere digitale Maßnahmen in diese Richtung:
    Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,
    ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul

  3. #1603
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    Standard AW: Klassische Musik

    Habe heute mal meinen Klassischen.
    Auf 3sat habe ich mir gestern Abend "Die Zauberflöte" angesehen. War sehr gut.

    Und nun gehts weiter.



    Wolle.
    --
    Steffen Heitmann (* 8. September 1944 -- † 14. April 2024. beides in Dresden):
    „Ich habe mich noch nie, nicht einmal in der DDR, so fremd in meinem Land gefühlt.“

  4. #1604
    Kampf dem Kapital! Benutzerbild von Smultronstället II.
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    Standard AW: Klassische Musik


    Rechte und Linke sind zwei Seiten der gleichen Medaille: männerfeindlich, frauenfeindlich, armenfeindlich, arbeiterfeindlich, umweltfeindlich, freiheitsfeindlich, sexualitätsfeindlich, kulturfeindlich, intellektuellen- und akademikerfeindlich = antideutsch.
    Daher: Nichtwähler.
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  5. #1605
    .. das Beste am Norden .. Benutzerbild von Politikqualle
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    Standard AW: Klassische Musik

    .. vorgestern gab es "die Zauberflöte " war super ..
    ** [Links nur für registrierte Nutzer] **
    .. das Beste am Norden .. sind die Quallen ..... >>>>>> ... werde Deutschlandretter und wähle AfD ..


  6. #1606
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    Standard AW: Klassische Musik

    Grundsätzlich mag ich die frühen Schaffensperioden von Komponisten meistens lieber als die späten.

    Hier eine ganz subjektive Liste:

    Bach: vieles läßt sich nicht chronologisieren. Tendenziell eher die Frühwerke (Weimar und Köthen)

    Beethoven: alles auf seine Art

    Mözart: nur die späten (starb aber früh)

    Schubert: nur die späten (starb noch früher)

    Schumann: die frühen (die späten sind auch faszinierend, aber nicht mehr so inspiriert)

    Brahms: schrieb zu wenig, veröffentlichte nur bei perfektem Ergebnis. Insofern kein großer Phasenunterschied.

    Dvorak: eher die späteren

    Wagner: die mittleren Opern

    R. Strauß: die frühen, auch und gerade die Jugendwerke

    Tschaikowsky: weiß nicht

    Skrjabin: die späten (die frühen klingen wie Chopin)

    Schostakowitsch: eindeutig die Frühwerke

    B. Britten: gerade die Jugendwerke

    Wer dazu etwas beitragen mag: würde mich interessieren.

  7. #1607
    Kampf dem Kapital! Benutzerbild von Smultronstället II.
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    Grundsätzlich mag ich die frühen Schaffensperioden von Komponisten meistens lieber als die späten.

    Hier eine ganz subjektive Liste:

    Bach: vieles läßt sich nicht chronologisieren. Tendenziell eher die Frühwerke (Weimar und Köthen)

    Beethoven: alles auf seine Art

    Mözart: nur die späten (starb aber früh)

    Schubert: nur die späten (starb noch früher)

    Schumann: die frühen (die späten sind auch faszinierend, aber nicht mehr so inspiriert)

    Brahms: schrieb zu wenig, veröffentlichte nur bei perfektem Ergebnis. Insofern kein großer Phasenunterschied.

    Dvorak: eher die späteren

    Wagner: die mittleren Opern

    R. Strauß: die frühen, auch und gerade die Jugendwerke

    Tschaikowsky: weiß nicht

    Skrjabin: die späten (die frühen klingen wie Chopin)

    Schostakowitsch: eindeutig die Frühwerke

    B. Britten: gerade die Jugendwerke

    Wer dazu etwas beitragen mag: würde mich interessieren.
    Interessant! In vielerlei Hinsicht sind meine Vorlieben ganz ähnlich. Es dürfte auch eine recht populäre Einordnung sein, die weite Teile des Publikums so in etwa unterschreiben könnten. Also die Neunte von Dvorak und das "amerikanische Streichquartett" zum Beispiel sind wesentlich populärer als die Siebte, das Cellokonzert populärer als Violinikonzert; bei Wagner ist Tristan und Isolde populärer als die Götterdämmerung; bei Bach der Actus Tragicus populärer als die Kunst der Fuge, usw.

    Aber apropos Wagner: Stefan Mickisch hat mal sinngemäß gesagt, dass seiner Meinung und Einschätzung nach die künstlerische Laufbahn vieler Komponisten wie bei so einer Gaußkurve verläuft, wo sie sich langsam auf den Höhepunkt hinarbeiten aber dann auch langsam wieder absteigen, weil es zuviel des Guten wird, sie ihr Pulver verschossen haben oder so eine sperrige experimentelle Spätphase folgt. Und da ist vielleicht was dran! Es mangelt ja nicht an Opernliebhabern, die Tristan und Isolde für den Höhepunkt von Wagners Schaffen halten. Und man kann es sicher auch für den Höhepunkt der Romantik halten. Mehr "Romantik" als Tristan und Isolde ist nicht vorstellbar und dann ja auch in der Tat nicht mehr gekommen. Beim späten Wagner gibt es mir auch zu viele Längen und zu viel obskure Handlung. Oder bei Bach: die Kunst der Fuge ist zwar beeindrucked, aber sie ist doch in vielerlei Hinsicht eher intellektuell beeindruckend. Wie da die Motive verschoben werden und die eine Stimme spielt das Motiv, während die andere Stimme zeitgleich das Motiv spiegelverkehrt spielt, usw. Beeindruckend, wie auch die Arbeit eines Programmierers oder so beeindruckend sein kann, ohne dass mich diese emotional und affektiv jetzt irgendwie berühren würde.

    Beethoven: das Spätwerk sagt mir wenig, die späten Streichquartette, selbst die späten Klaviersonaten. Beethoven ist in der Hinsicht ja das Musterbeispiel für eine sperrige und experimentelle Spätphase. Wobei mich Beethoven an sich nie so interessiert hat. Für die Stimme konnte der Mann ohnehin nicht schreiben. Klar, die paar Sekunden "Freude schöner Götterfunken" sind sehr populär, aber die zwanzig Minuten drumherum sind doch nur noch Geschrei und Gelärm. Noch schlimmer ist nur die Missa Solemnis, die selbst John Elliot Gardiner nicht retten kann. Kontrapunkt und Stimme waren imo einfach nicht die Stärken Beethovens. Da ist mir die mittlere Phase am liebsten.

    Wobei man natürlich bedenken muss, dass unterschiedliche Gattungen immer auch unterschiedliche Zielgruppen anvisiert haben. Insofern lässt sich das Werk von Komponisten nicht bloß einfach in Früh-, Mittel-, und Spätphase einteilen. Also die Symphonien zum Beispiel waren ohnehin immer für ein großes Publikum gedacht und sollten auch entsprechend eingängig sein, während die Kammermusik und die Streichquartette seit Mozart und Haydn nie für ein größeres Publikum, sondern für sogenannte "Liebhaber" geschrieben wurde, die idealerweise selber eine der Stimmen übernehmen oder mit Partitur mitlesen. Also Gottfried van Swieten im Kreis von Mozart zum Beispiel, das war so ein Mäzen und "Liebhaber." Insofern sind natürlich oft gerade die Streichquartette diejenigen Werke, die viel anspruchsvoller und komplexer sind als die Symphonien. Oder bei Shostakovich und den sovietischen Komponisten einfach die Gattung, wo sie freier komponieren konnten, weil bei den großen Werken soviel Druck von der stalinistischen Diktatur kam. Bei den Streichquartetten konnte sich Shostakovich austoben, bei den Symphonien war einfach der politische Druck viel größer, insofern zählen dann auch zu den größten Werken zum Beispiel das achte Streichquartett.

    Bei Schubert und Mozart wieder ist jetzt natürlich das Problem, dass die sehr jung gestorben sind, aber gerade bei Mozart kann man das Werk trotzdem noch sehr deutlich in einzelne Phasen einteilen. Das große Werk fängt sicher mit dem Jeunehomme-Konzert an, das "Wunder", das "plötzlich da" war, laut Alfred Brendel. Gibt da diesen schönen Text von ihm, wo er das analysiert, aber den finde ich gerade nicht und bin jetzt auch zu faul, um im Keller zu suchen. Aber er beschreibt halt sehr schön dieses Konzert, wie es sich von anderen Konzerten abhebt und wie hier erstmals das Genie Mozarts wirklich durchscheint, dass da diese typische mozartsche "Sprache" ist, diese dezente Melancholie mit der zarten Freude gemischt, die dann den Eindruck erweckt, als wäre Mozart gleichzeitig altersweise und kindlich verspielt.

    Für mich ist in der Hinsicht auch Mozart oft auch der Höhepunkt, weil diese emotionale Ambivalenz, die er wie kein anderer in Musik übersetzen konnte, ja dem Leben einfach ... vielleicht am nächsten kommt. Das Leben ist schön, aber es ist auch traurig, da sieht man vielleicht ein Bild von einem verstorbenen Angehörigen und das tut weh, aber gleichzeitig kommen auch schöne Erinnerungen, usw. und so ist auch die Musik.

    Die gesamte Spätromantik gerade finde ich oft überladen, gerade dieser schrecklichen Virtuosenkult. Bach ja war wenigstens noch intellektuell beeindruckend, selbst wenn er eher Schachaufgaben komponiert zu haben scheint. Aber wenn es nur noch so eine Zirkusnummer ist, wo man halt bewundert, wie schnell jemand die Finger bewegen kann, ist es einfach ... da gucke ich lieber gleich Sport. Glenn Gould hat ja seinen Rückzug aus dem Konzertsaal mit der Aussage begründet, dass die Konzerthäuser leider nicht die "Fortsetzung" der Kirche seien sondern die "Fortsetzung" der römischen Gladiatorenarena. Und bei mancher spätromantischer Virtuosenmusik kann man wirklich an eine Arena denken. Auch hier liebe ich Mozart, weil die Musik den Pianisten kaum die Möglichkeit gibt, eitel zu sein und anzugeben.

    So, jetzt habe ich aber auch keine Lust mehr, weiterzuschreiben.

    Rechte und Linke sind zwei Seiten der gleichen Medaille: männerfeindlich, frauenfeindlich, armenfeindlich, arbeiterfeindlich, umweltfeindlich, freiheitsfeindlich, sexualitätsfeindlich, kulturfeindlich, intellektuellen- und akademikerfeindlich = antideutsch.
    Daher: Nichtwähler.
    F*ck AFD.

  8. #1608
    Rufer in der Wüste Benutzerbild von Merkelraute
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    Standard AW: Klassische Musik


    Geändert von Merkelraute (16.04.2020 um 17:13 Uhr)

  9. #1609
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    Standard AW: Klassische Musik

    Zitat Zitat von Smultronstället II. Beitrag anzeigen
    Interessant! In vielerlei Hinsicht sind meine Vorlieben ganz ähnlich. Es dürfte auch eine recht populäre Einordnung sein, die weite Teile des Publikums so in etwa unterschreiben könnten. Also die Neunte von Dvorak und das "amerikanische Streichquartett" zum Beispiel sind wesentlich populärer als die Siebte, das Cellokonzert populärer als Violinikonzert; bei Wagner ist Tristan und Isolde populärer als die Götterdämmerung; bei Bach der Actus Tragicus populärer als die Kunst der Fuge, usw.

    Aber apropos Wagner: Stefan Mickisch hat mal sinngemäß gesagt, dass seiner Meinung und Einschätzung nach die künstlerische Laufbahn vieler Komponisten wie bei so einer Gaußkurve verläuft, wo sie sich langsam auf den Höhepunkt hinarbeiten aber dann auch langsam wieder absteigen, weil es zuviel des Guten wird, sie ihr Pulver verschossen haben oder so eine sperrige experimentelle Spätphase folgt. Und da ist vielleicht was dran! Es mangelt ja nicht an Opernliebhabern, die Tristan und Isolde für den Höhepunkt von Wagners Schaffen halten. Und man kann es sicher auch für den Höhepunkt der Romantik halten. Mehr "Romantik" als Tristan und Isolde ist nicht vorstellbar und dann ja auch in der Tat nicht mehr gekommen. Beim späten Wagner gibt es mir auch zu viele Längen und zu viel obskure Handlung. Oder bei Bach: die Kunst der Fuge ist zwar beeindrucked, aber sie ist doch in vielerlei Hinsicht eher intellektuell beeindruckend. Wie da die Motive verschoben werden und die eine Stimme spielt das Motiv, während die andere Stimme zeitgleich das Motiv spiegelverkehrt spielt, usw. Beeindruckend, wie auch die Arbeit eines Programmierers oder so beeindruckend sein kann, ohne dass mich diese emotional und affektiv jetzt irgendwie berühren würde.

    Beethoven: das Spätwerk sagt mir wenig, die späten Streichquartette, selbst die späten Klaviersonaten. Beethoven ist in der Hinsicht ja das Musterbeispiel für eine sperrige und experimentelle Spätphase. Wobei mich Beethoven an sich nie so interessiert hat. Für die Stimme konnte der Mann ohnehin nicht schreiben. Klar, die paar Sekunden "Freude schöner Götterfunken" sind sehr populär, aber die zwanzig Minuten drumherum sind doch nur noch Geschrei und Gelärm. Noch schlimmer ist nur die Missa Solemnis, die selbst John Elliot Gardiner nicht retten kann. Kontrapunkt und Stimme waren imo einfach nicht die Stärken Beethovens. Da ist mir die mittlere Phase am liebsten.

    Wobei man natürlich bedenken muss, dass unterschiedliche Gattungen immer auch unterschiedliche Zielgruppen anvisiert haben. Insofern lässt sich das Werk von Komponisten nicht bloß einfach in Früh-, Mittel-, und Spätphase einteilen. Also die Symphonien zum Beispiel waren ohnehin immer für ein großes Publikum gedacht und sollten auch entsprechend eingängig sein, während die Kammermusik und die Streichquartette seit Mozart und Haydn nie für ein größeres Publikum, sondern für sogenannte "Liebhaber" geschrieben wurde, die idealerweise selber eine der Stimmen übernehmen oder mit Partitur mitlesen. Also Gottfried van Swieten im Kreis von Mozart zum Beispiel, das war so ein Mäzen und "Liebhaber." Insofern sind natürlich oft gerade die Streichquartette diejenigen Werke, die viel anspruchsvoller und komplexer sind als die Symphonien. Oder bei Shostakovich und den sovietischen Komponisten einfach die Gattung, wo sie freier komponieren konnten, weil bei den großen Werken soviel Druck von der stalinistischen Diktatur kam. Bei den Streichquartetten konnte sich Shostakovich austoben, bei den Symphonien war einfach der politische Druck viel größer, insofern zählen dann auch zu den größten Werken zum Beispiel das achte Streichquartett.

    Bei Schubert und Mozart wieder ist jetzt natürlich das Problem, dass die sehr jung gestorben sind, aber gerade bei Mozart kann man das Werk trotzdem noch sehr deutlich in einzelne Phasen einteilen. Das große Werk fängt sicher mit dem Jeunehomme-Konzert an, das "Wunder", das "plötzlich da" war, laut Alfred Brendel. Gibt da diesen schönen Text von ihm, wo er das analysiert, aber den finde ich gerade nicht und bin jetzt auch zu faul, um im Keller zu suchen. Aber er beschreibt halt sehr schön dieses Konzert, wie es sich von anderen Konzerten abhebt und wie hier erstmals das Genie Mozarts wirklich durchscheint, dass da diese typische mozartsche "Sprache" ist, diese dezente Melancholie mit der zarten Freude gemischt, die dann den Eindruck erweckt, als wäre Mozart gleichzeitig altersweise und kindlich verspielt.

    Für mich ist in der Hinsicht auch Mozart oft auch der Höhepunkt, weil diese emotionale Ambivalenz, die er wie kein anderer in Musik übersetzen konnte, ja dem Leben einfach ... vielleicht am nächsten kommt. Das Leben ist schön, aber es ist auch traurig, da sieht man vielleicht ein Bild von einem verstorbenen Angehörigen und das tut weh, aber gleichzeitig kommen auch schöne Erinnerungen, usw. und so ist auch die Musik.

    Die gesamte Spätromantik gerade finde ich oft überladen, gerade dieser schrecklichen Virtuosenkult. Bach ja war wenigstens noch intellektuell beeindruckend, selbst wenn er eher Schachaufgaben komponiert zu haben scheint. Aber wenn es nur noch so eine Zirkusnummer ist, wo man halt bewundert, wie schnell jemand die Finger bewegen kann, ist es einfach ... da gucke ich lieber gleich Sport. Glenn Gould hat ja seinen Rückzug aus dem Konzertsaal mit der Aussage begründet, dass die Konzerthäuser leider nicht die "Fortsetzung" der Kirche seien sondern die "Fortsetzung" der römischen Gladiatorenarena. Und bei mancher spätromantischer Virtuosenmusik kann man wirklich an eine Arena denken. Auch hier liebe ich Mozart, weil die Musik den Pianisten kaum die Möglichkeit gibt, eitel zu sein und anzugeben.

    So, jetzt habe ich aber auch keine Lust mehr, weiterzuschreiben.
    Danke für Deine interessanten Ausführungen! Ich stimme Dir da in vielem zu. Jugendwerke haben oft so eine Kraft und sprühen vor Einfällen, was bei den Spätwerken oft fehlt. Krass ist der Unterschied bei Schumann, obwohl seine Spätwerke eine ganz besondere einzigartige Qualität haben.
    Bei Beethoven schätze ich auch die mittleren Werke aber direkt gefolgt von den Spätwerken, die ich, insbesondere die Streichquartette, absolut genial finde.
    Missa solemnis ist auch nicht so mein Lieblingswerk. Beethovens Lieder übrigens auch nicht (er hat ja doch schon einiges für die Stimme geschrieben, steht halt nicht so im Mittelpunkt, waren Auftragswerke).
    Der frühe Beethoven dagegen ist auch genial, hat aber noch diese klassische Glätte, die er später dann abgelegt hat. Er konnte schon auch Fugen schreiben, genau wie Mozart schrieb er auch einige. Nicht nur die berühmte "Große Fuge" sondern z.B. auch der letzte Satz der 5. Cellosonate ist eine Fuge. Es entsprach halt nicht mehr dem klassischen Ideal der Schlichtheit und Betonung der Melodie, das es bei Bach noch nicht gab.

    Wagner: ist sowieso nicht mein Lieblingskomponist. Beim Parzifal merkt man schon das Alter, finde ich. Klingt viel spröder. Andererseits werden seine Opern erst mit dem Fliegenden Holländer richtig gut, für mein Gefühl. Den Rienzi finde ich noch recht langweilig, die noch früheren kenne ich nicht. Von den Ouvertüren gefällt mir wohl Tannhäuser am besten. Der Klangsinn ist unübertroffen.

    Du hast ganz recht: bei Schubert und Mozart kann man ja gar nicht von "Spätwerken" sprechen, wenn jemand schon um die 30 herum stirbt. Trotzdem haben gerade die letzten Werke Schuberts schon etwas ganz Abgeklärtes. Die Frühwerke beider Komponisten dagegen zählen für mich eher als Kompositionsversuche.

    Virtuosenkult: gab es ja nicht erst in der Spätromantik, sondern auch schon in der Frühromantik (Paganini, Boccherini) bis in die Klassik hinein. Beim Klavier ging es etwas später los, gegen Mitte des 19. Jhrh., weil es das ja in der modernen Form vorher noch nicht gab. Ich mag die Spätromantik durchaus, es kommt immer auf den Komponisten an. Bruckner, Wolf, Mahler: sie haben alle tolle Werke geschrieben. Aber auch nicht alles. Ich liebe grundsätzlich manchmal schon diesen vollen satten Orchesterklang mit den tausend Details, das ist schon eine Welt für sich, das Theatralische. Da könnte man ewig drüber schreiben..

  10. #1610
    Rufer in der Wüste Benutzerbild von Merkelraute
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    Standard AW: Klassische Musik

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