ZEIT Geschichte: Sie gelten als Antipode Karajans schlechthin. In seinen späten Jahren waren Sie ein rotes Tuch für ihn ...
Nikolaus Harnoncourt: So einfach ist das nicht. Ich bin 1948 nach Wien gekommen. Ich war schon hochgradig verliebt, wollte unbedingt heiraten und so bald wie möglich ins Orchester, als Cellist. Karajan wurde sehr bald Chef der Wiener Symphoniker. Da war 1952 eine Stelle frei, es gab mehr als vierzig Bewerber. Da waren Karajan und die Stimmführer des Orchesters, und ich höre ihn murmeln: »Wie der sich schon hinsetzt, den engagier ich.« Da hatte ich überhaupt noch
keinen Ton gespielt. Ich hab dann unglaublich lang spielen müssen. Normalerweise spielt einer eine halbe Minute oder so was. Aber ich musste den ganzen ersten Satz vom Dvorák-Konzert spielen und ... also ich hatte den Eindruck, dass der Karajan gern zugehört hat.
[Links nur für registrierte Nutzer]