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Thema: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

  1. #1
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Ota Sik war in den sechziger Jahren einer der Vordenker und die fuehrende
    Persoenlichkeit fuer die Theorie und Praxis einer Wirtschaftsreform. Er konnte
    ein durchdachtes Konzept fuer die notwendigen und moeglichen Reformen der
    gesellschaftlichen, oekonomischen und politischen Strukturen vorlegen.

    Ota Sik zeigte im Vergleich des kapitalistischen Systems des Westens und
    dem Sozialimus einen Mittelweg auf, den er als " Dritten Weg " bzw. als
    Humane Wirtschaftsdemokratie bezeichnet hat. Seine Reformen sollten
    Demokratie und Marktwirtschaft mit Sozialismus zu verbinden.

    Die weltpolitischen Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben dem Reformer
    Ota Sik nachtraeglich Recht gegeben. Die ehemaligen sozialistischen Staaten
    Russland und China haben unter harten Reformbestrebungen einen Mittelweg
    zwischen den statisch funktionierenden Systemen des klassischen Kapitalismus
    und Sozialismus beschritten, indem die Vorteile beider Systeme forciert und
    Nachteile beider statischen System pragmatisch kompensiert worden sind.

    Daraus sind in China und Russland dynamische, effiziente Mischsysteme
    entstanden die ihre Ueberlegenheit gegenueber den klassischen Systemen
    durch ueberragende Erfolge bewiesen haben.


    Ich stelle hier zur Diskussion was der Grund dafuer ist das in den westlichen
    Gesellschaften weiterhin am statischen System des Kapitalismus zwanghaft
    festgehalten wird:

    Liegt es an der Ueberheblichkeit und Selbstgefaelligkeit der Politiker in den
    USA und westlichen Laendern das sie trotzt erkennbaren Scheiterns des
    Kapitalismus bzw. des US Finanz- und Wirtschaftsfaschismus nicht den
    Willen zeigen das System West auf Kurs des " Dritten Weg " zu bringen?

    Oder liegt es an der mentalen, fachlichen und sozialen Inkompetenz der
    Politiker in den USA und den westlichen US Klonsystemen?


    Ota Siks Humane Wirtschaftsdemokratie auf 5 Seiten

    (Dossier als PDF download)

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    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
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  2. #2
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Ich hätte gern erklärt, worin der Mischsystemcharakter besteht und worin er sich vom Interventions-, Regulierungs- und Wohlfahrtsstaat des Westens unterscheidet.
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

  3. #3
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ich hätte gern erklärt, worin der Mischsystemcharakter besteht und worin er sich vom Interventions-, Regulierungs- und Wohlfahrtsstaat des Westens unterscheidet.
    " Interventions-, Regulierungs- und Wohlfahrtsstaat des Westens " !

    Soll das ein Scherz sein? Der entscheidende Unterschied zwischen
    dem Finanz- und Wirtschafstsystem des Westens und reformierten
    Mischsystem des der Nationen des Ostens ist erkennbar daran wo
    die Souveraenitaet liegt.

    System Amerika / System West = Finanz- und Kapitalsouveraenitaet

    Mandats- und Regierungsamtstraeger haben ueber Lobbyisten die
    Volkssouveraenitaet an die Akteure der Privatwirtschaft verhoekert.
    Volk und Staat sind in einer " Anscheinsdemokratie " zu sklavischen
    Dienstleistern des Kapitals degradiert. (Zahlschweine / Paypigs)


    Mischsystem Ost = Volkssouveraenitaet

    Die Volkssouveraenitaet wird vom Staat vertreten und die Akteure
    der privaten Finanz- und Wirtschaftssektoren sind Dienstleister fuer
    das Volk und den Staat nach Vorgaben und Rahmenbedingungen die
    der Staat macht, wobei der Rahmen von der Privatwirtschaft solange
    frei ausgefuellt werden kann, wie die Betaetigungen nicht gegen die
    Gemeininteressen und gegen das Volkswohl verstossen.
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  4. #4
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Biographische Daten von Ota Sik im Kurzueberblick:


    Kurze Biografie von Ota Sik

    Ota Sik war ein engagierter Verfechter der Auffassung, dass es zwischen Kapitalismus und Kommunismus einen dritten Weg geben müsse. Ota Sik war eine der führenden Persönlichkeiten des Prager Frühlings 1968 und wurde nach dem Scheitern der Reformbewegung als Professor für Systemvergleich und Planwirtschaft an die Hochschule St. Gallen berufen.

    Ota Sik im Untergrund


    Ota Sik wurde 1919 in der Tschechoslowakei als Sohn wenig bemittelter Eltern geboren. Die Erfahrung materieller Not führte ihn zum Kommunismus. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Tschechoslowakei ging Ota Sik als Jungkommunist in den Untergrund. Hitlers Gestapo [Geheime Staatspolizei] spürte ihn auf und steckte ihn ins Konzentrationslager Mauthausen. Mit viel Glück zählte er zu den wenigen Überlebenden. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs und der Nazi-Diktatur bestimmte die Sowjetunion unter Diktator Stalin die Geschicke der osteuropäischen Länder. Ota Sik wurde auch von den Stalinisten verfolgt.

    Ota Sik als geachteter Ökonom in der kommunistischen CSSR


    Nach dem Ende der stalinistischen Diktatur stieg Ota Sik in höchste Partei- und Staatsämter der kommunistischen Tschechoslowakei (CSSR) auf. Seine Kompetenz verschaffte ihm aber auch im kapitalistischen Westen Respekt.
    Im Prager Frühling von 1968 war Ota Sik einer der führenden Köpfe der Reformbewegung, die einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz anstrebte. Die Hoffnungen auf eine eigenständige Entwicklung wurden jedoch durch den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes [Bündnissystem des Ostblocks unter Führung der Sowjetunion] am 21. 8. 1968 zerschlagen. Ota Sik setzte sich in die Schweiz nach Basel ab. Im Mai 1969 fuhr er noch einmal nach Prag, um seine Vorstellungen von einem reformierten Kommunismus vor dem Zentralkomitee der KP [Kommunistische Partei] zu verteidigen - doch die verbliebenen Mitglieder des Zentralkomitees, die ihn ein Jahr zuvor beklatscht hatten, lehnten seine Ideen nach dem Diktat aus Moskau rundweg ab und schlossen ihn aus dem Zentralkomitee aus.

    Ota Sik, Professor an der HSG St. Gallen


    Ota Sik kehrte enttäuscht in die Schweiz zurück. Die Hochschule für Wirtschaft St. Gallen (HSG) berief ihn zum Professor für Systemvergleich und Planwirtschaft. Mit unermüdlichem Eifer arbeiteten Ota Sik und seine Studenten nun daran, einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus in vielen Büchern konkret aufzuzeigen. Diese Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, da offizielle China begann sich nach dem Tod von Mao Tse-Tung unter Deng Xiaoping ebenfalls für den "Dritten Weg" zu interessieren.

    Die Wende von 1989 (Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa) weckte neue Hoffnung. Der frühere Dissident [Regimekritiker] und neue Staatspräsident der Tschechoslowakei, Vaclav Havel, berief Ota Sik als Berater. Doch die eigentliche Macht lag bei Ministerpräsident Vaclav Klaus, und dieser steuerte die Tschechoslowakei auf einen stramm neoliberalen Kurs. Was Klaus auf einer Tagung vor Zürcher Bankern auf dem Wolfsberg bei Ermatingen (Thurgau) als "adjektivlose Marktwirtschaft" anpries, war letztlich Kapitalismus pur - ohne jeden Ausgleich, wie ihn Westeuropas "Soziale Marktwirtschaft" unter dem Eindruck der Konkurrenz zwischen dem Osten und dem Westen bis 1989 gepflegt hatte. Ota Sik hatte mit seinem Traum vom dritten Weg keine Chance.

    Ota Sik, der Maler

    Nach dieser Erfahrung zog sich Ota Sik, schon über 70-jährig, aus der ökonomischen und politischen Diskussion zurück und begann zu malen. Die ersten Bilder wirken düster, als ob Ota Sik traumatische Erlebnisse zu verarbeiten hätte - Gründe dazu gäbe es ja in seinem Leben genug! Doch gelang es Ota Sik in den letzten Jahren seines Lebens aus diesem Tief wieder heraus zu finden - seine neueren Bilder sind heiter, der Traum von einer besseren Welt scheint wieder durch.

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    Der Spiegel / 30.08.2004

    GESTORBEN Ota Sik

    Ota Sik , 84. Wenn einerseits der Kapitalismus Reichtum nur durch Ausbeutung zu erzeugen vermag und andererseits der Sozialismus an starren Kommandostrukturen krankt - wäre dann nicht ein "Dritter Weg" zwischen Markt und Plan die Lösung des Dilemmas?

    An dieser Frage arbeitete der gebürtige Pilsener Jude Sik, der fünf Jahre im KZ Mauthausen inhaftiert war, auf seinem Prager Ökonomie-Lehrstuhl. Prämisse des KP-Mitglieds blieb indes ein Produktionsprozess in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung, keine auf Eigennutz und Privateigentum orientierte Wirtschaftsform:

    Sik wollte zentrale Planung mit von ihm als sinnvoll erachteten Marktmechanismen wie einem Preissystem verknüpfen, legitimiert durch einen demokratischen Rahmen.

    Dieses "Neue Ökonomische Modell" machte ihn zu einer Leitfigur des Prager Frühlings 1968. Der Reformer Alexander Dubcek ernannte den undogmatischen jungenhaften Vordenker zu seinem Stellvertreter und zum Koordinator für Wirtschaftsreformen, doch praktisch erproben konnte Sik seine Synthese nicht.

    Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten ging er ins Exil in die Schweiz, bis ihn 1989 Václav Havel in sein Beraterteam bat. Ota Sik, der im Alter noch als Maler reüssierte, starb am 22. August in St. Gallen an einem Hirntumor.



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    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
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  5. #5
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Kurzueberblick der Schaffenskraft im kampf- und entbehrungsreichen
    Leben des Ota Sik:


    TAZ 30.06.1989 / von Stephan Kaeppler (Auszug)

    Ein Leben lang für "Sozialismus mit menschlichem Antlitz"

    Die Autobiographie "Prager Frühlingserwachen" des Wirtschaftstheoretikers Ota Sik ist nicht nur die Geschichte seines Lebens, sondern auch ein Stück Partei- und Theoriegeschichte Ota Sik saß in einem türkischen Dampfbad und schwitzte. Blasen blubberten. Dampf stand in der Luft. Thermale Quellen speisten das Bassin.

    Feuchte Hitze stach in Nasen und nährte saftige Pflanzen. Doch auch hier hieß es kämpfen. Denn ein schwitzender Ökonom Haberler aus Österreich machte das Wasser streitig. Warf mit ökonomischen Begriffen nach seinem sozialistischen Widersacher, der in der Badehose am Beckenrand saß. Aber Sik ließ sich von
    antikommunistischen Feindseligkeiten und Haßtiraden nicht einschüchtern. Er tauchte nicht unter, hier nicht. Das Wasser ist für alle da. Und die Arbeitslosigkeit in Österreich, die Klassengesellschaft. Stichworte, die tönend von den verzierten türkischen Kachelwänden wiederhallten und Haberler schweratmend unter Wasser trieben.

    Das ist eine der eher heiteren und angenehmeren Episoden aus den 50er Jahren in dem kampf- und entbehrungsreichen Leben von Ota Sik das nun als Autobiographie in gebundener Ausgabe vorliegt und nachzulesen ist. Prager Frühlingserwachen nannte der heute in St. Gallen lebende und lehrende Wirtschaftstheoretiker Sik seine Memoiren. Das liest sich wie ein spannendes Geschichtsbuch.

    Sik, 1919 in Pilsen geboren, erinnert sich hier an seine Jugend in Prag in den 30er Jahren, an den Widerstand gegen die faschistische Besatzung, die darauffolgende Verhaftung und die mit ständiger Todesangst verbundene Zeit im Konzentrationslager Mauthausen. Er reflektiert kritisch die Versuche und Umstände, in den 50er Jahren eine kommunistische Gesellschaft nach stalinistischem Vorbild aufzubauen.

    Er berichtet von seinem daran anschließenden langjährigen und zähen Ringen um Wirtschaftsreformen, die dann als und im Prager Frühling mit Dubcek realisiert werden konnten. Die Zeit nach der militärischen Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen der "Warschauer Pakt" -Staaten wird weniger ausführlich behandelt.

    Das hat seinen Grund in der an außergewöhnlichen Ereignissen eher armen Forschungstätigkeit des Ökonomen in den 70ern, als deren Ergebnis die Entwicklung eines wissenschaftlich fundierten Modells einer sozialistischen und demokratischen Wirtschaftsordnung zu verzeichnen ist.

    Früh schon wurde Ota Sik als Schulabgänger Mitglied der KP der Tschechoslowakei. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit und sozialer Gegensätze, die Sik persönlich zu spüren bekam, veranlaßten ihn an der Seite einer kommunistischen Partei für eine bessere und gerechtere Gesellschaft einzutreten. Trotz Arbeitstätigkeit und Fortbildungskursen fand der Prager Jungkommunist noch Zeit und Muße, Franz Werfel, Max Brod, Rilke und Kafka zu lesen.

    Öfter verließen er und seine Freundin noch spät abends die gemeinsame Dachkammer, um in der Prager Altstadt in verschlissenen und verrauchten Kellerlokalen Jazzkonzerte zu besuchen. In dieser Zeit träumte Sik von einer Zukunft als bildender Künstler, verehrte Max Beckmann, malte viel und nahm Stunden für Zeichnen und Malen.

    Dann kamen Soldaten, Faschisten, Deutsche, Wehrmacht. Schluß war mit Jazz und
    Beckmann. Der junge Kommunist Sik ging in den Untergrund, wurde Kämpfer im Widerstand, organisierte geheime Treffen, druckte Flugblätter und wurde verhaftet. Das hieß KZ, hieß Mauthausen. Aber der Kommunist war auch ein
    Jude. Das hieß Vernichtungslager. Nur ein Zufall rettet ihn. So schleppte sich Sik durch Steinbrüche, versuchte im Arbeitslager Strukturen aufzubauen und Kontakte zu anderen Kommunisten zu knüpfen, wie zum Beispiel zu dem späteren KP-Chef Novotny.

    Nach dem Krieg wurde Sik von der KPC stark gefördert, da fähige und kompetente Leute gebraucht wurden. Schnell stieg Sik vom Studenten an der Hochschule für Politik und Sozialwesen in Prag, über die Erlangung eines Lehrstuhls für Ökonomie an der Parteihochschule zum Professor am Institut für Gesellschaftswissenschaften des ZK auf. Gleichzeitig mit seinen engagierten Studien, seinem beruflichen Weiterkommen und dem Aufstieg in der Parteihierarchie, machten sich bald Zweifel breit an der absoluten Richtigkeit der offiziellen Parteilinie.

    Denn nach einigermaßen freien Wahlen im Jahre 1946 wurden andere Parteien schnell verboten, und auch in der CSSR kam es zu einer Zwangsvereinigung mit der Sozialdemokratie. Das bedeutete die Erschaffung eines stark an der stalinistischen UdSSR orientierten Gesellschaftssystems. Das schloß die
    stalinistischen Umgangsformen innerhalb der Partei mit ein:

    In einer Säuberungswelle wurden Anfang der 50er Jahre zahlreiche führende Kader - begleitet von teils offen antisemitischen Hetzkampagnen - verhaftet und kurze Zeit später hingerichtet.

    Doch erst die auch durch schiefe Statistiken und gefälschte Pläne nicht mehr zu kaschierende allzu offensichtliche Stagnation und Unterentwicklung ließen Sik über die tieferen, strukturellen Gründe der Mißwirtschaft nachdenken. Sik suchte nach Auswegen, schlug Dezentralisierung und mehr Eigenverantwortlichkeit der Betriebe vor. Er beharrte auf mehr und echten Mitbestimmungsrechten.

    Die Parallelen zu Perestroika und Gorbatschow sind nicht zu übersehen.

    Da zu selben Zeit auch in der UdSSR unter Chruschtschow eine "Tauwetter-Periode" Reformüberlegungen hervorrief, ließ man Sik in der CSSR auch aufgrund mangelnder Alternativen gewähren. Nach langjährgem und zähem Ringen stimmte die Partei 1962 schließlich der Gründung einer Forschungskommission zu, der Sik vorstand und deren Mitglieder demnach auch von Sik bewußt nach ihrem Reformwillen herangezogen wurden.

    Die hier erarbeiteten Vorschläge zu ökonomischen Strukturveränderungen boten später die Grundlage des ökonomischen Programms des Prager Frühlings mit der Einführung einer makroökonomischen Verteilungsplanung, sozialistischer Marktwirtschaft mit antimonopolistischer Zielrichtung und der Schaffung von
    Selbstverwaltungsorganen in den Betrieben.


    Diese Gedanken führte der tschechische Wirtschaftstheoretiker in den 70er Jahren fort, nachdem er aufgrund der Entmachtung aller führender Reformpolitiker und Repräsentanten des Prager Frühlings durch die kommunistischen Besatzungsmächte nach dem August 1968 nach einigem Hin und Her schließlich in die Schweiz emigrierte.

    Hier im kapitalistischen Westen entwickelte er ein wissenschaftlich fundiertes Modell eines funktionalen Wirtschaftssystems, dessen auf einen demokratischen Sozialismus hinzielende Richtung hier nur grob mit den Stichworten Kapitalneutralisierung, selbstverwaltete Mitarbeitergesellschaften und makroökonomische Verteilungsplanung umrissen werden kann.


    Nachzuschlagen sind diese Stichwörter in Siks vor zehn Jahren erschienenem, unter Mithilfe eines Mitarbeiterstabs entstandenem Hauptwerk Humane Wirtschaftsdemokratie oder in dem 1985 veröffentlichten schmaleren Buch Ein Wirtschaftssystem der Zukunft.

    Siks wirkliche Leistung besteht nicht zuletzt darin, daß er sich vor und nach seiner Emigration nie als Kronzeuge für die massenhaft vorhandenen Antikommunisten im Westen mißbrauchen ließ. Nie wandte er sich - ebensowenig wie Alexander Dubcek - von den Zielen eines "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ab, immer widersprach er Theoretikern, die bis heute eine zwanghafte Verbindung zwischen Sozialismus und Unfreiheit, zwischen klassenloser Gesellschaft und wirtschaftlicher Unterentwicklung behaupten.


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  6. #6
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Ota Sik war in den sechziger Jahren einer der Vordenker und die fuehrende
    Persoenlichkeit fuer die Theorie und Praxis einer Wirtschaftsreform....
    Ich kenne nur Ota Simanek, der hat in den 60ger,70ger und 80ger Jahren den Pan Tau gespielt !

    „Falls Sie in einem Land leben, in dem Sie für das Fischen ohne Angelschein bestraft werden, jedoch nicht für illegalen Grenzübertritt ohne gültigen Reisepaß, dann haben Sie das volle Recht zu sagen, dieses Land wird von Idioten regiert.“
    Miloš Zeman, Präsident der Tschechischen Republik seit 2013




  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Dr Mittendrin
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Kurzueberblick der Schaffenskraft von Ota Sik:
    Bleibt trotzdem die 99. unbewiesene Theorie.



    Allein das Wort zentrale Planung gruselt mich.
    Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.

  8. #8
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von Murmillo Beitrag anzeigen
    Ich kenne nur Ota Simanek, der hat in den 60ger,70ger und 80ger Jahren den Pan Tau gespielt !
    Willst Du damit sagen das ich die " Brain Bugs " hier im Forum mit
    diesem Stang ueber die Reform von Wirtschaftssystemen ueberfordere?
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
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  9. #9
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Bleibt trotzdem die 99. unbewiesene Theorie.
    Quatsch! Die Erfolge der global Player und grossen Nationen des
    Ostens geben Ota Sik nachtraeglich bestaetigend in der Realitaet
    Recht.

    Die Erfolge sind der ueberzeugende, beste Beweis!


    Vergleiche doch einfach mal die Kontostaende der reformierten
    Nationen des Ostens mit ihren dynamischen Mischsystemen und
    dem unreformierten, statischen, kapitalistischen System des Westens.

    Resuemee:

    Das System Amerika, das System West ist existenz- und zukunftsfunfaehig!
    Gesellschaftlich degeneriert, finanziell und wirtschaftlich im Arsch und wird
    daher weltweit vom Mischsystem der Nationen des Ostens verdraengt.
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
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  10. #10
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Ich dachte eher an die ökonomischen Funktionsweisen. Wenn Du Politik meinst, stellt sich das Problem, dass eine empirische Erfolgsmessung schwieriger wird. Wo man sich wohl noch einig werden mag, dass in der Wirtschaft "volles Konto" besser ist, als "leeres Konto", wird's kompliziert, bringt man Begriffe wie z.B. "Volkssouveränität" hinein, die eher aus dem Bereich der Ethik kommen. (Oder, wie ich in diesem Falle sagen würd, aus der Soziologie. So meinst Du ihn aber wiederum nicht.)

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    " Interventions-, Regulierungs- und Wohlfahrtsstaat des Westens " !

    Soll das ein Scherz sein? Der entscheidende Unterschied zwischen
    dem Finanz- und Wirtschafstsystem des Westens und reformierten
    Mischsystem des der Nationen des Ostens ist erkennbar daran wo
    die Souveraenitaet liegt.

    System Amerika / System West = Finanz- und Kapitalsouveraenitaet

    Mandats- und Regierungsamtstraeger haben ueber Lobbyisten die
    Volkssouveraenitaet an die Akteure der Privatwirtschaft verhoekert.
    Volk und Staat sind in einer " Anscheinsdemokratie " zu sklavischen
    Dienstleistern des Kapitals degradiert. (Zahlschweine / Paypigs)


    Mischsystem Ost = Volkssouveraenitaet

    Die Volkssouveraenitaet wird vom Staat vertreten und die Akteure
    der privaten Finanz- und Wirtschaftssektoren sind Dienstleister fuer
    das Volk und den Staat nach Vorgaben und Rahmenbedingungen die
    der Staat macht, wobei der Rahmen von der Privatwirtschaft solange
    frei ausgefuellt werden kann, wie die Betaetigungen nicht gegen die
    Gemeininteressen und gegen das Volkswohl verstossen.
    Aktueller Kalenderspruch: "Feminism" is the name we give to the 20th century betrayal of women. (Doug Wilson)

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