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Thema: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

  1. #21
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Du schreibst immer wirre Sachen. Mischsysteme....ja was. Russland hat keinen reinen Kapitalismus, jedoch einen schlankeren Staat als wir.
    Den fundamentalen Unterschied zwischen dem Hardcore Kapitalismus
    des Westens und der Sozialen Marktwirtschaft der reformierten Systeme
    des Osten besteht in der Position des Staates. Soziale Marktwirtschaft
    heisst nicht das der Staat das Volk mit Sozialleistungen abfuettert und
    hat mit " Sozialismus " oder " Kommunismus " nichts zu tun. Das hast
    Du falsch verstanden und daher rastest Du sofort aus.

    Soziale Marktwirtschaft heisst das ein starker Staat die Gemeininteressen
    des souveraenen Volkes gegen Einzelinteressen der Akteure im Bereich
    der privaten Finanz- und Wirtschaftssektoren verantwortlich vertritt. Das
    heisst der Staat macht im Auftrag des Volkes klare Vorgaben fuer einen
    Rahmen den die privaten Akteure des Finanz- und Wirtschaftssektors mit
    ihren unternehmerischen Leistungen frei ausfuellen duerfen soweit diese
    Leistungen nicht wider den Gemeininteressen und dem Volkswohl stehen.

    Nur so wird gewaehrleistet das die Banken, Unternehmen und Konzerne
    des Privatsektors die Aufgabe wahrnehmen die sie eigentlich haben:

    Dienstleister fuer das Volk und den Staat!
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

    (Sheriff von Nottingham)

  2. #22
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Den fundamentalen Unterschied zwischen dem Hardcore Kapitalismus
    des Westens und der Sozialen Marktwirtschaft der reformierten Systeme
    des Osten besteht in der Position des Staates. Soziale Marktwirtschaft
    heisst nicht das der Staat das Volk mit Sozialleistungen abfuettert und
    hat mit " Sozialismus " oder " Kommunismus " nichts zu tun. Das hast
    Du falsch verstanden und daher rastest Du sofort aus.

    Soziale Marktwirtschaft heisst das ein starker Staat die Gemeininteressen
    des souveraenen Volkes gegen Einzelinteressen der Akteure im Bereich
    der privaten Finanz- und Wirtschaftssektoren verantwortlich vertritt. Das
    heisst der Staat macht im Auftrag des Volkes klare Vorgaben fuer einen
    Rahmen den die privaten Akteure des Finanz- und Wirtschaftssektors mit
    ihren unternehmerischen Leistungen frei ausfuellen duerfen soweit diese
    Leistungen nicht wider den Gemeininteressen und dem Volkswohl stehen.

    Nur so wird gewaehrleistet das die Banken, Unternehmen und Konzerne
    des Privatsektors die Aufgabe wahrnehmen die sie eigentlich haben:

    Dienstleister fuer das Volk und den Staat!
    Ja ja, der Staat hat einen immer grösseren Geldhunger privatisiert, zieht sich aus gewissen Bereichen zurück und gibt Vollgas Richtung Multikulti.
    Für mich sind zwei Dinge masgeblich.
    1. Wieviel casht der Staat vom BIP...................weil ihm das nicht reich privatisiert er für seine Geldeinnahmen.
    2. wie stark mischt er sich gesetzlich ein. ( Mit Mindestlohn tut er das verstärkt )

    Sozialen Marktwirtschaft der reformierten Systeme
    des Osten
    Du bist so dermasen bescheuert. Russland hat einen Hardcorekapitalismus mit 13 % Steuern.

    Und warum Russlands Finanzen solider sind, rate mal ? kein üppiges Hartz.

    Mir ist ein Alki 54 Jahre bekannt der bekommt 8000 Rubel, Punkt, aus.
    Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.

  3. #23
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von Dr Mittendrin Beitrag anzeigen
    Ja ja, der Staat hat einen immer grösseren Geldhunger privatisiert, zieht sich aus gewissen Bereichen zurück und gibt Vollgas Richtung Multikulti.
    Für mich sind zwei Dinge masgeblich.
    1. Wieviel casht der Staat vom BIP...................weil ihm das nicht reich privatisiert er für seine Geldeinnahmen.
    2. wie stark mischt er sich gesetzlich ein. ( Mit Mindestlohn tut er das verstärkt )


    Du bist so dermasen bescheuert. Russland hat einen Hardcorekapitalismus mit 13 % Steuern.

    Und warum Russlands Finanzen solider sind, rate mal ? kein üppiges Hartz.

    Mir ist ein Alki 54 Jahre bekannt der bekommt 8000 Rubel, Punkt, aus.

    Von Dir kommen weiterhin nur ad personam Angriffe und nichts
    zum Themenkontext. Ich breche daher die Diskussion mit Dir ab!
    Du bist mit Deiner Dagobert Duck Einstellung voreingenommen
    und Deine geistigen Ressouchen reichen nicht fuer dieses Thema.
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

    (Sheriff von Nottingham)

  4. #24
    Mitglied Benutzerbild von Dr Mittendrin
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Von Dir kommen weiterhin nur ad personam Angriffe und nichts
    zum Themenkontext. Ich breche daher die Diskussion mit Dir ab!
    Du bist mit Deiner Dagobert Duck Einstellung voreingenommen
    und Deine geistigen Ressouchen reichen nicht fuer dieses Thema.
    Russland hat einen Hardcorekapitalismus mit 13 % Steuern.

    So bitte widerlegen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Oder hast du Zweeifel, soll ich die 13 % belegen ?
    Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.

  5. #25
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ich hätte gern erklärt, worin der Mischsystemcharakter besteht und worin er sich vom Interventions-, Regulierungs- und Wohlfahrtsstaat des Westens unterscheidet.
    War nur Teil einer großen Verschwörung des internationalen Hochfinanzkapitals zur geheimdienstlichen Auflösung der rohstoffreichen, antikapitalistischen Sowjetunion über die Ostblockstaaten. Heute Ideologie eines "NATO-Sozialismus" gegen die europäischen Nationalstaaten. (Spaak, wie Brandt und Mandel, waren glühende Verehrer Trotzkies!)


    Sayers, Michael und Albert E. Kahn: Die grosse Verschwörung, Volk und Welt, 1949.

    Dritter Weg ?
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    1946

    Sering, Paul (d. i. Richard Löwenthal, Reemigrant und Westberliner FU-Professor, sowie Brandt-Berater):
    Jenseits des Kapitalismus. Ein Beitrag zur sozialistischen Neuorientierung.
    »Neu Beginnen« (Trotzkismus), Propagierer des "Demokratischen Sozialismus" der IV.Internationale (Trotzkis) als »Dritten Weg«

    Die jüdischen Reemigranten aus US- und MI6-Diensten in Westberlin an der amerikanische FU-Uni, die Professoren Loewental, Flechtheim und Marcuse am Osteuropa- und Politologie-Institut der FU bildeten die Speerspitzen für die ideologische Zersetzung des Ostblocks. Es ging nach dem Mauerbau los mit dem Aufbau einer Randgruppen- und Alternativ-Wirtschaftideologie. Startschuß für die neue Ideologie war u.a. Marcuses Rede in Frankfurt/M. vor dem Studentenkongress gegen den Vietnam-Krieg 1966.





    Dann wurde Dahlem (FU), Kreuzberg (amerikanischer Sektor, Wohnquartier vieler Westdeutscher Studenten und Wehrdienstverweigerer) zum Laboratorium für "freiheitliche Lebensformen und Bewußtseinserweiterungen". Die Rockefeller-Foundation stiftete eine größere Geldsumme der FU zum Studium des Marxismus und der Schriften der Sowjetopposition und der Stalingegner. Daraus entwickelte sich die antiautoritäre Bewegung mit Anarchisten und schwarzem Block, die 68er Sudentenbewegung, die studentischen K-Parteien (KPD AO, KPD ML, KBW, GIM, Trotzkisten 4. Internationale, Dritte-Weg-Apostel), die später fast alle sich in der AL (Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz), zusammen mit SEW-Abweichlern, sammelten und die Bundesgrünen, zusammen mit der GAL Hamburg, unterwanderten. Unauffällige Leitung: trotzkistische Kreise in der SPD und bei der IG Metall. Die RAF war dagegen eine Sache der DDR- und der Stasi-Westarbeit.

    Weiteres hier:

    [Links nur für registrierte Nutzer][/QUOTE]

    Es war der Berliner FU-Politikwissenschaftler Prof. Ossip K. Flechtheim (1909-1998), der nicht müde wurde, den Begriff des Dritten Weges zu proklamieren. Ihm ging es um "eine neue Synthese von Freiheit und Gleichheit, von nationaler Selbstbestimmung und universeller Kooperation, von Liberalismus, Sozialismus und Pazifismus". Zu seinen Gewährsleuten zählten u. a. so unterschiedliche Personen wie Erhard Eppler, Martin Luther King, Rosa Luxemburg, Ota Sik und Josip Broz Tito. Flechtheim zog als Alternative zum Dritten Weg den Dritten Weltkrieg in Betracht .

    Mehrere Zeitschriften tragen den Begriff des Dritten Weges in ihrem Titel. Zwischen 1959 und Anfang 1964 erschien das Periodikum "Der dritte Weg. Zeitschrift für modernen Sozialismus" , finanziell unterstützt vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Die Absicht war, auf kommunistische Kreise einen zersetzenden Einfluss auszuüben.
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    BfV Nollau, Lippmann
    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Heinz Lippmann (ex-DDR)
    [Links nur für registrierte Nutzer]


    Der 3. Weg der IV. Internationale
    Gehöre zu den Scharen, die zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, immer schon hier waren!

  6. #26
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Selbstverstaendlich steht die oekonomische Funktionsweise im Vordergrund.
    Selbst der Letzte Hardcore Kapitalist sollte allmaehlich begriffen haben das
    Kapitalismus nicht auf " Kredit " und ueber " Verschuldung " funktieren kann. [...]
    Das zu ändern brauche ich aber nicht notwendig ein "Mischsystem", ich könnt auch einen hundsgewöhnlichen "Kapitalismus" minus Verschuldung und Scheingeld wollen/fordern.

    [...] Ethik macht die Menschen nur geistig satt aber nicht physisch. Das Volk will messbare, erkennbar und erfuehlbare Erfolge sehen und diese Erfolge haben die Regierungen der Nationen des Osten bereits dem Volk geliefert.[...]
    Das Sattmachen ist im Kapitalismus kein Problem, s.o., ein Mischsystem brauche ich dazu nicht, auch keine "gelenkte Demokratie" und keine KP.
    Aktueller Kalenderspruch: It is hard to believe that a man is telling the truth when you know that you would lie if you were in his place. (H.L. Mencken)

  7. #27
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Nur so wird gewaehrleistet das die Banken, Unternehmen und Konzerne des Privatsektors die Aufgabe wahrnehmen die sie eigentlich haben:

    Dienstleister fuer das Volk und den Staat!
    Aufgabe des Betriebes, in dem ich arbeite, ist es, ein Einkommen für die Familie zu erwirtschaften, der er gehört.
    Mit Volk und Staat hat das exakt nüscht zu tun.
    Aktueller Kalenderspruch: It is hard to believe that a man is telling the truth when you know that you would lie if you were in his place. (H.L. Mencken)

  8. #28
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Ota Sik - ein sozialistischer Reformer?



    Günter Bartsch
    Revolutionen und Gegenrevolutionen in Osteuropa 1948-1958

    Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1971.
    Heft 87 (Auszüge)

    Sik und die Wirtschaftsreform
    Am 17. Oktober 1964 stellte das Zentralkomitee einen Wirtschaftsreformplan zur Dis*kussion, dessen Grundzüge Professor Sik schon 1963 vorgelegt hatte. Noch vor Jahresende mußten 180 unrentable Werkstätten und Fabriken (mit insgesamt 16 000 Arbeitern) schließen. Auch in der Tschechoslowakei sollte die Rentabilität zum Maßstab werden. Sik ging jedoch nicht von Liberman, sondern von den radikaleren Ideen der polnischen Wirtschaftsreformer Lange und Brus aus. Allerdings warf er Professor Lange vor, den dialektischen Zusammenhang von Plan und Markt zu übersehen. Die von ihm vorgeschlagene Bildung zentraler Gleichgewichtspreise „kann nicht die grundsätzlichen Widersprüche zwischen betrieblichen und gesellschaftlichen Interessen, zwischen Interessen der Produzenten und Konsumenten lösen und muß schließlich logisch in einem administrativen, unökonomischen System enden. Nur die Detailplanung ist mit einem Markt unvereinbar, die Rahmenplanung setzt ihn voraus. Er dient sowohl zur ständigen Korrektur fehlerhafter Planentscheidungen als auch zum Ausgleich der Widersprüche des sozialistischen Wirtschaftssystems. Nur auf dem Markt gleichen sich einerseits die betrieblichen und die gesellschaftlichen Belange, andererseits die unterschiedlichen Interessen der Produzenten und Konsumenten aus. Aber das ist nur möglich, wenn die Betriebe durch relativ freie Preise gezwungen werden, ihre Produktion auf die Nachfrage abzustellen. Starre Preise verhindern auch die flüssige Verteilung der Güter bis ins letzte Dorf.

    Es wird sehr vereinfachend behauptet, daß Sik von der zentralen Planung zum Wechselspiel Angebot-Nachfrage übergehen wollte. In Wahrheit strebte er eine gegenseitige Ergänzung von Plan und Markt an. In den statischen Mechanismus des dezentralisierten Plans sollte das dynamische Element des Marktes eingebaut werden. Aber bereits dies verstieß gegen eine eingewurzelte Denkweise, die Sik auf Stalins Theorie der Unvereinbarkeit von Sozialismus und Warenproduktion zurückführte, von der er selbst noch die polnischen Reformer beeinflußt glaubte. Seiner Überzeugung nach genügte es nicht, ein neues Wirtschaftsmodell an die Stelle des alten zu setzen. Ebenso wichtig war, die Denkweise zu verändern. Sik verfaßte daher mehrere Schriften, zuletzt ein umfangreiches Buch über „Plan und Markt im Sozialismus", das eine umfassende Kritik der Stalinschen Wirtschaftstheorie enthielt.

    Entgegen Liberman machte er auch klar, daß die Sonderinteressen der Betriebe nicht mit den Gesamtinteressen der Gesellschaft gleichgesetzt werden dürfen. Mit seiner Enthüllung des Widerspruchs zwischen Konsumenten und Produzenten zeigte er ferner die Einseitigkeit des jugoslawischen Wirtschaftsmodells auf, das vom Produzentenstandpunkt her konzipiert worden ist. Sik entnahm jedoch dem jugoslawischen Modell die Idee der Arbeiterräte.

    Als Leiter des ökonomischen Instituts der wissenschaftlichen Akademie war er noch besser als Strinka über die Erschöpfung der extensiven Wachstumsquellen orientiert. Da die technischen Voraussetzungen für eine bedeutende Erhöhung der Arbeitsproduk*tivität fehlten, hatte man diese durch gesteigerte Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft zu erzwingen versucht.

    Wie Strinka betonte, daß wirtschaftliche und politische Reformen einander bedingen, wollte auch Sik die Änderung des Wirtschaftsmodells mit einem strukturellen Wandel des Systems verbinden. Als jedoch das Zentralkomitee im Januar 1965 die stufenweise Einführung des neuen ökonomischen Leitungssystems ankündigte, waren der Markt und die politischen Konsequenzen eliminiert. Sik sah seine Ideen derart verwässert, daß er sich distanzierte; wenn sie doch noch in ihrer ursprünglichen Gestalt durchdringen sollten, mußte zunächst ein Führungswechsel eingeleitet werden. Sik trat daher für eine möglichst baldige Neuwahl des Zentralkomitees ein. Damit löste er sich endgültig aus der tonangebenden Funktionärsgruppe, deren Mittelpunkt Novotny war. Diese Gruppe tat alles, um die Neuwahl und die fälligen Reformen hinauszuschieben oder gar zu verhindern.

    Zunächst wurde die Wirtschaftsreform verzögert. Sie sollte am 1. Juli 1965 beginnen, trat aber erst am 1. Januar 1966 in Kraft. Bis dahin durften nur 2oo Betriebe von der Detail- auf die Rahmenplanung umgestellt werden. Als die Reformer im Januar 1967 das Ergebnis des ersten Jahres überblickten, sah es wenig ermutigend aus. Freilich waren nicht allein konservative Kräfte dafür verantwortlich. Obwohl das stalinistische Wirtschaftssystem zu höchst unerwünschten Folgen führte, kam gerade seine Starrheit dem Bedürfnis von Millionen Menschen nach Stetigkeit und Stabilität entgegen. Einer der entschiedensten Reformer, Selucky, dem der Plankult als ökonomische Variante des Personenkults erschien, stellte fest: „Der Durchschnittsbürger wünscht Sicherheit. Ein sicherer Arbeitsplatz, ein garantiertes Auskommen und eine Arbeit, die gleichbleibende Fertigkeiten erfordert, stellen ihn zufrieden. Er möchte das Gefühl haben, daß er Überraschungen, die seine gewohnte Lebensweise verändern könnten, nicht zu fürchten braucht. Diese Stabilität zieht er der Möglichkeit vor, seinen sozialen Status zu verbessern (oder auch zum Schlechteren zu verändern), da allein die Möglichkeit, seine Lage könnte sich verbessern oder verschlechtern, in Konflikt zu seinem Streben nach garantierter Sicherheit steht."

    Zwar konnten Sik und seine Mitarbeiter feststellen, daß sich als Ergebnis ihrer mehrjährigen Aufklärungsarbeit die Erkenntnis von der Unsinnigkeit des alten Wirtschaftssystems durchgesetzt hatte; aber in der Praxis scheute ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung dennoch vor den Neuerungen zurück, zumal sie die Gefahr der Arbeitslosigkeit in sich bargen. Das überlebte Wirtschaftsmodell besaß eine psychologische Wurzel, an die mit theoretischen Argumenten kaum heranzukommen war. Die Wirtschaftsreform konnte nur durch eigene Erfolge überzeugen, an denen der zentralen Machtgruppe aber nichts lag. So wurde die wohlfahrtsstaatliche Mentalität, eher auf eine Verbesserung als auf die gewohnte Lebensweise zu verzichten, zum Verbündeten des konservativen Parteiflügels um Novotny, der in die Betriebe ging, um unter den Arbeitern Stimmung gegen Sik zu machen.

    Die Wirtschaftsreformer förderten ihrerseits den Aufstieg Dubceks. Sik gestand später ein, daß Dubcek nur eine „Kompromißlösung" war. Erst nach dem Führungswechsel im Januar 1968 kam die Wirtschaftsreform richtig in Gang.
    Sik sagte rückblickend, daß Novotny und dessen Anhänger von Anfang an alle Forderungen aus seinen Vorschlägen entfernt hatten, „in denen von der Notwendigkeit institutioneller Veränderungen, von Änderungen in der Kaderpolitik und des gesamten gesellschaftlichen und politischen Klimas gesprochen wurde"

    Aber die Zulassung von Arbeiterräten mußte auch Dubcek abgerungen werden. Ihre Wahl setzte erst eine Woche vor der Intervention ein. Am 13. August 1968 wurde in der CSSR bekanntgegeben, daß an die Bildung von Arbeiterräten in allen Betrieben gedacht sei. Ein Preßburger Chemiewerk hatte den Anfang gemacht. Sik schuf aber auch einen Wirtschaftsrat, der im Unterschied zu den bisherigen Planungsorganen das Interesse der Verbraucher wahrnehmen, gegen Preiserhöhungen auftreten, den Abbau von Subventionen fördern und monopolistische Zusammenschlüsse der Betriebe verhindern sollte.

    Der konservative Parteiflügel hatte lediglich eine Dezentralisierung der Planung zugelassen, anstelle ökonomischer Verselbständigung der Betriebe aber monopolistische Zusammenschlüsse ganzer Industriezweige unter sogenannte Fachdirektoren gesetzt. Hiergegen wandte sich vor allem Eugen Löbl, der den Slansky-Prozeß überlebt hatte und seit 1963 Direktor der Staatsbank in Bratislava war. Er entwarf schon im Zuchthaus den Grundriß einer neuen sozialistischen Ordnung, der zu einem Bestandteil des neuen Kommunismus-Modells in der Tschechoslowakei werden sollte.....
    S. 274-276
    Gehöre zu den Scharen, die zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, immer schon hier waren!

  9. #29
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Aufgabe des Betriebes, in dem ich arbeite, ist es, ein Einkommen für die Familie zu erwirtschaften, der er gehört.
    Mit Volk und Staat hat das exakt nüscht zu tun.
    " Autos kaufen keine Autos "

    (Henry Ford)
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

    (Sheriff von Nottingham)

  10. #30
    Freigeist Benutzerbild von Nereus
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    Standard AW: Der Dritte Weg: Humane Wirtschaftsdemokratie

    Zitat Zitat von Nereus Beitrag anzeigen
    Ota Sik - ein sozialistischer Reformer?



    Günter Bartsch
    Revolutionen und Gegenrevolutionen in Osteuropa 1948-1958

    Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1971.
    Heft 87 (Auszüge)
    ….
    Nein, nach damaliger CSSR-Meinung war SIK ein „zionistischer Agent“ oder ein „semitischer Konterrevolutionär.“

    Die Revolte der Publizisten
    Im Januar 1966 stellte die literarische Monatsschrift „Tvar" teils zwangsweise, teils freiwillig ihr Erscheinen ein. Der Chefredakteur hatte es abgelehnt, den Kreis seiner Mitarbeiter nach den Vorschlägen der Partei umzubesetzen, und das Redaktionskolle*gium schlug die angebotene Subvention von 71.000 Kronen als zu geringfügig aus.

    Im Herbst 1966 etablierte sich eine „Hauptverwaltung für das Pressewesen". Diese Zensurbehörde beobachtete besonders kritisch die Zeitschrift „Literarni Novniy" und hat oft für die Veröffentlichung vorgesehene Manuskripte beschlagnahmt. Trotzdem gelang es der Redaktion, ein Interview des Schriftstellers Vaculik durchzuschmuggeln, der die Funktionäre des Kulturministeriums als „wohlgenährte Typen, deren Gesichter die Ausdruckslosigkeit von Hinterteilen haben", charakterisierte.

    Im Juni 1967 trat der Kongreß des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes zu*sammen. Auch bei dieser Gelegenheit ergriff Vaculik das Wort. Er setzte sich mit dem Novotny-System als einem Regime der negativen Auslese auseinander: „Bei jeder Aus*lese schnitten am besten die durchschnittlichen Menschen ab, und von der Bühne ver*schwanden die komplizierteren Menschen. Und jetzt bedenken wir, daß sich schon seit zwanzig Jahren diejenigen am erfolgreichsten durchsetzen, die den geringsten Wider*stand gegen alle demoralisierenden Einflüsse, die die Macht produziert, haben."

    Der Schriftsteller sah die Gefahr der Restauration des Stalinismus und verlangte Garantien der Bürgerfreiheit. Die Mehrheit der Delegierten sprach sich gegen die Zensur aus. Es kam zu turbulenten Szenen. Der Tagungsleiter ließ unter dem Protest der anwesenden Parteivertreter darüber abstimmen, ob der Brief des sowjetischen Schriftstellers Solsche*nizyn gegen die Unterdrückung der Literatur verlesen werden sollte. Die Kongreß*delegierten erklärten sich einmütig für die Verlesung. Daraufhin sprang der Partei*ideologe Hendrych auf und rief: „In diesem Augenblick habt ihr Schriftsteller es euch verschissen!"; er verließ den Saal, um den sowjetischen Botschafter zu informieren. Aus dem kleinen Oppositionskreis um die Zeitschrift „Literarni Noviny" war eine große Opposition geworden. I

    Doch der konservative Parteiflügel, noch immer im Besitz der Macht, schlug unver*züglich zurück. Im Juli kam es zu einem Prozeß gegen die Schriftsteller Tigrid, Benes und Zemecnik; im August verlor Mnacko seine Staatsbürgerschaft, weil er Israel gegen antisemitische Ausfälle in Schutz genommen und die Tschechoslowakei verlassen hatte; im September wurden die Schriftsteller Vaculik, Liehm und Klima aus der Partei ver*stoßen. Es gelang den Konservativen sogar, den im Oktober 1967 tagenden Journalistenkongreß auf ihre Linie zu zwingen.

    Dagegen waren zwei andere Maßnahmen der Konservativen ohne Erfolg. Als die Zeit*schrift „Literarni Noviny" in die Regie des Kultusministeriums überging und die Zeit*schrift „Host do domu" in die Hände einer Untersuchungskommission fiel, erklärten sich viele Leser mit den scheidenden Redakteuren solidarisch. Beispielsweise erschien eine Stahlarbeiterdelegation aus Kladno in Prag, um den abgesetzten Redakteuren der „Literarni Noviny" materielle und moralische Unterstützung anzubieten.

    Nachdem die Zeitschrift unter einem neuen Chefredakteur mit dem Impressum des Kultusministeri*ums erschien, kündigten 100.000 von 120.000 Abonnenten. Was „Host do domu" be*trifft, so übernahm der Reformer Spacek als Parteisekretär die gesamte Redaktion in jene Untersuchungskommission, die zur Liquidation der Zeitschrift eingesetzt war.

    Hendrych erklärte die faktische Auflösung des Schriftstellerverbandes, an dessen Stelle ein parteitreues Schriftstelleraktiv treten sollte. Der Verband bildete jedoch zur pro*visorischen Weiterführung seiner Geschäfte einen eigenen leitenden Ausschuß, der den parteitreuen Hejak als Chefredakteur der „Plamen" wegen seiner Unterstützung Hen*drychs entließ. Erst drei Wochen nach Novotnys Sturz als Parteichef konnte die Orga*nisation der Schriftsteller wiederhergestellt werden. Ende Januar 1968 wählte sie Pro*fessor Goldstücker zu ihrem Präsidenten. Der reorganisierte Verband forderte Novotny auf, auch als Staatspräsident zurückzutreten und sich wenigstens durch den freiwilligen Verzicht auf dieses Amt als Kommunist zu erweisen.

    Mit dem Parteivorsitzenden trat zwar eine ganze Reihe von belasteten Funktionären ab, doch die meisten beharrten auf ihrem Posten und nutzten ihn zur Bremsung der angelaufenen Reformen.

    Am bedenklichsten war eine antisemitische Welle. Wie in Polen, so wurde auch in der Tschechoslowakei nach „zionistischen Drahtziehern" der Unruhe gesucht. In anonymen Flugblättern lebte Hitlers jüdische Weltverschwörung wieder auf. Viele Reformer, an erster Stelle Sik, Goldstücker, Kriegel und Pavel, erhielten Drohbriefe. Professor Gold*stücker wurde als „Agent des Westens" und als „zionistische Hyäne" bezeichnet, den gemeinsam mit Slansky zu hängen leider versäumt worden sei. Einige Verfasser von Droh- und Schmähbriefen bedauerten, daß Hitler zur restlosen Vernichtung der Juden nicht genügend Zeit gehabt hatte. Reformer jüdischer Herkunft galten meist auch als „jugoslawische Agenten".

    Diese beiden Züge der Situation waren der Hintergrund des Manifestes der zweitau*send Worte vom 27. Juni 1968, das der Schriftsteller Vaculik verfaßte. Er war indes nur der Sprecher einer Gruppe von 67 demokratischen Kommunisten, die den Appell unterzeichneten. Das Manifest schilderte zunächst die innenpolitische Entwicklung der letzten 20 Jahre seit der kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948. Das Volk hatte dem Sozialismus hoffnungsvoll entgegengesehen, doch die Regierung geriet in falsche Hände und die Kommunistische Partei tauschte das in sie gesetzte Vertrauen gegen Ämter ein.

    Alle Macht konzentrierte sich bei einer kleinen Clique, die sich für auserwählt hielt. Nicht einmal die kommunistischen Organisationen gehörten mehr ihren Mitgliedern. Der größte Betrug bestand jedoch darin, daß die herrschende Gruppe ihren Willen für den der Arbeiterschaft ausgab. Viele Kommunisten kämpften erfolg*los gegen diese Entartung an, und nun ist die letzte Gelegenheit gekommen, das Un*recht wiedergutzumachen. Die seelische Gesundheit und der Charakter des Volkes sind bedroht, aber der Erneuerungsprozeß konnte nirgends anders als in der Kommunisti*schen Partei selbst beginnen. Eine Erneuerung ohne oder gar gegen die Kommunisten wird es nicht geben. Es kommt darauf an, den progressiven Flügel ihrer Partei zu unterstützen gegen jenen großen Teil der Funktionäre, der sich gegen alle Änderungen stemmt. Vorerst besteht nur die Freiheit des Wortes, und sie muß als Hebel für wei*tere Fortschritte dienen. Niemand sollte Illusionen hegen, daß die Wahrheit von selbst siegt. Entscheidend wird sein, was in der Wirtschaft und mit den Fabriken geschieht. An der Spitze zeigt sich ein gewisses Ermatten der dynamischen Bewegung, daher sollte die Aktivität in die Bezirke, Kreise und Gemeinden verlagert werden.

    Das Manifest empfahl die Aufgliederung des Aktionsprogramms der Partei. Die Kom*munisten müssen mit lokalen Programmen vor die Öffentlichkeit treten. Aber die Parteimitglieder dürfen nicht auf Weisungen warten. Es ist vielmehr nötig, daß sie schon jetzt die richtigen Delegierten für den bevorstehenden 14. Parteitag auswählen. Ebenso müssen qualifizierte Wirtschaftler gesucht und an die geeigneten Stellen gesetzt werden. Die Betriebsdirektoren sollen der Bevölkerung Rechenschaft geben, was sie her*stellen und zu welchen Preisen sie die Waren zu verkaufen gedenken. Die Arbeiter sollten nur Leute ihres Vertrauens ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit in die Be*triebsverwaltungen und Betriebsräte wählen.

    Obwohl die Zeit der berauschenden Proklamationen bereits vorüber ist, hat sich der Kampf nur unter die Oberfläche verzogen, ohne schon gänzlich entschieden zu sein. „Wir fordern den Rücktritt jener Leute, die ihre Macht mißbraucht haben, die das öffentliche Eigentum geschädigt haben, die ehrlos und grausam gehandelt haben. Es ist jetzt möglich, Methoden zu entwickeln, um sie zum Rücktritt zu zwingen. Zum Bei*spiel: öffentliche Kritik, Resolutionen, Demonstrationen, demonstrierende Arbeitsein*sätze, Geldgeschenksammlungen für sie, um sie mit einer Rente abzufinden, Streik und Boykott. Es müssen aber Aktionen verhindert werden, die nach dem Gesetz nicht erlaubt, die unanständig und grob sind, sonst könnten sie zur Beeinflussung Alexander Dubceks mißbraucht werden ... Beleben wir die Tätigkeit der Nationalen Front.
    S. 278-280
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