Trotz Krieg und mit allem was damit zusammen hängt:[Links nur für registrierte Nutzer]Dr. Ingrid Mayer-Winter hat eine Ärztestudienreise nach Israel gemacht und vielerlei gesehen und erlebt. Das Land besitzt, weil es sich im "Dauerkriegszustand" befindet, die besten Krankenhäuser der Welt und ist somit medizinisch top ausgerüstet. Israel ist aber nicht nur ein medizinisches Erlebnis, spannend ist auch die Geschichte wie Kultur dieses Landes.Heute ist Hadassah Ein Kerem eine sehr moderne Klinik mit etwa 1.000 Betten der Maximalversorgungsstufe, 130 Abteilungen und Kliniken in 22 Gebäuden. In etwa 30 OP-Sälen werden ca. 30.000 Anästhesien pro Jahr durchgeführt. Im Untergrund sind für den Kriegsfall neben 60 Intensivbetten weitere 20 OP-Säle, die innerhalb weniger Minuten einsatzfähig sind.

Ein mobiles Krankenhaus kann ebenfalls innerhalb kürzester Zeit abtransportiert werden und weltweit in Betrieb gehen. Die Klinik verfügt über einen modernen Helipad und ein beispiellos eingerichtetes Traumacenter, deren mit Paramedics besetzte Rettungswagen mit Videokameras auf dem Dach ausgestattet sind. Durch 1:1-Übertragung ins Traumacenter stehen dort bei Ankunft des jeweiligen Rettungswagens die erforderlichen OP-Teams bereits einsatzklar im OP. Jede medizinische Disziplin ist neben modernsten Forschungslaboratorien im Hadassah Medical Center vertreten.

Da wir genau zum Zeitpunkt der 100-Jahrfeierlichkeiten von Hadassah in Jerusalem sind, nehmen wir am dritten Reisetag am Jubiläumsfestzug der Mitglieder und Freunde von Hadassah teil. Es sind v. a. Amerikaner, die in roten T-Shirts Hadassah-Fahnen schwingen und durch die Straßen von Jerusalem ziehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten im Hadassah Medical Center schließen wir uns einer Führung durch den vor kurzem in Betrieb gegangenen Sarah Wetsman Davidson Hospital Tower an, einem neuen Bettenhaus für 365 Mio. $. Die Patientenzimmer werden von jüdischen und arabischen Patienten gemeinsam belegt.

Da Hadassah Patienten unabhängig von Ansehen, Religion, Herkunft und Einkommen versorgt, war die Klinik 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert. Trotz Aufruhren und Terror innerhalb der Grenzen Israels bietet Hadassah für Länder überall auf der Welt Notfallhilfe, klinische Ausbildung und Durchbrüche in der Forschung und teilt als führendes medizinisches Zentrum seine bahnbrechende fachliche Kompetenz mit der ganzen Welt.

So hat auch Prof. Dimitrios M. Karussis vom multidisziplinären MS-Center des Hadassah Medical Center durch seine viel versprechenden und ermutigenden Ergebnisse auf dem Gebiet der Stammzellforschung viel internationale Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. In seinem Festvortrag berichtet er über die weltweit ersten klinischen Versuche an ALS- und MS-Patienten, deren Zustand durch Transfer eigener Stammzellen stabilisiert oder sogar deutlich verbessert werden konnte.

Max Sandreczky- Günder des ersten Kinderkrankenhauses im Nahen Osten

Unsere Medizin-Historische-Exkursion durch die Propheten-Straße in Jerusalem führt uns am ehemaligen Deutschen Krankenhaus, am Russischen Hospiz und am Französischen Krankenhaus vorbei. Und dann stehen wir vor dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude mit der Hausnummer 29 von "The Marienstift Children`s Hospital 1872-1899", Jerusalems erster Kinderklinik, die der deutsche Arzt Max Sandreczky als erstes Kinderkrankenhaus des Nahen Ostens gegründet hatte. Sandreczky behandelte jeden und nahm weder für Behandlung noch Medikamente Geld.

Sandreczkys bedingungslose Nächstenliebe wurde ihm jedoch zum Verhängnis. Niemand unterstützte sein Werk, da er sich weigerte zu missionieren. An einem Morgen im Juni 1899 ging der inzwischen schwer kranke und erschöpfte Arzt in das Josaphat-Tal zwischen dem Öl- und dem Tempelberg, dem Ort des letzten Gerichts, um sich als erster Kinderarzt Jerusalems mit einem Schuss ins Herz das Leben zu nehmen. Heute ist in dem historischen Gebäude die Organisation Shevet Achim untergebracht. Gründer der Organisation ist der kalifornische Journalist Jonathan Miles, ein Amerikaner mit der besonderen Mission schwer herzkranke arabische Kinder zu lebensrettenden Herzoperationen in israelische Krankenhäuser zu bringen.