+ Auf Thema antworten
Seite 3 von 7 ErsteErste 1 2 3 4 5 6 7 LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 21 bis 30 von 64

Thema: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

  1. #21
    Mitglied Benutzerbild von Kurti
    Registriert seit
    06.02.2014
    Beiträge
    26.321

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von Maitre Beitrag anzeigen
    (...)
    Bezüglich der Produktivität: Ich musste nach meiner Lehre manchmal noch Ersatzteile für alte DDR-Maschinen herstellen. Nach den originalen Arbeitsplänen. Die Normzeiten von damals sind nach der Arbeitsorganisation der Nachwendezeit nicht mehr zu erreichen gewesen. Dagegen muss man aber den hohen Anteil an unproduktiven Arbeitskräften halten, der die Produktivität rechnerisch nach unten zog. Mein Ausbildungsbetrieb hatte vor 1990 nur etwa 45% produktives Personal.
    In den DDR-Betrieben, in denen mit westdeutschen Maschinen für westdeutsche Unternehmen produziert wurde, erreichte die Produktivität und vor allem die Qualität der Waren West-Niveau.
    Whatever you do, do no harm!

  2. #22
    Last Line Of Defense Benutzerbild von sunbeam
    Registriert seit
    12.11.2004
    Beiträge
    77.100

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von lucid Beitrag anzeigen
    Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

    Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
    - eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
    - eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
    - eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
    - eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
    - eine normale demographische Struktur,
    - galt als hochentwickeltes Industrieland,
    - und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

    Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
    Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

    (Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


    Die Wiedervereinigung hat dann:
    - einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
    - einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
    - dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
    - welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

    Auf der positiven Seite gibt es nun:
    - schönere Autobahnen,
    - (tlw.) schönere Häuser,
    - höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

    finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
    Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

    D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

    Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
    1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
    2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


    Was ich wissen will ist:
    Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

    Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
    Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?
    1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.
    2. Ihr hättet einen Weg wie Polen, Tschechei oder Ungarn genommen, langsamer, aber stetiger Aufstieg.


    Aber: hören wir endlich auf in Ossi-Wessi-Schablonen zu denken. Wir sind EIN Volk, EINE Kultur, EINE gemeinsame Identität!

  3. #23
    Have a little faith, baby Benutzerbild von Maitre
    Registriert seit
    27.12.2014
    Ort
    bunt geschmücktes Narrenschiff Utopia
    Beiträge
    24.485

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von Kurti Beitrag anzeigen
    In den DDR-Betrieben, in denen mit westdeutschen Maschinen für westdeutsche Unternehmen produziert wurde, erreichte die Produktivität und vor allem die Qualität der Waren West-Niveau.
    Nicht nur mit westdeutschen Maschinen! Ich hatte das Vergnügen, an diversen cnc-Werkzeugmaschinen aus DDR-Produktion zu arbeiten. Produktiv und leistungsfähig waren die alle, genau waren sie alle. Einige davon laufen heute noch! Was ich aus dieser Zeit an westdeutscher Technik kennenlernen durfte, hat mich in Regel nicht überzeugt, die Japaner (Mazak) schon eher.
    Ich habe mit den gängigen cnc-Steuerungen für Fräsmaschinen/ Bohrwerke gearbeitet (CNC-H646, CNC600-3) und es nach Möglichkeit immer vermieden, an Maschinen mit den umständlichen Sinumerik- und Fanuc- Steuerungen gehen zu müssen.

  4. #24
    Have a little faith, baby Benutzerbild von Maitre
    Registriert seit
    27.12.2014
    Ort
    bunt geschmücktes Narrenschiff Utopia
    Beiträge
    24.485

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von sunbeam Beitrag anzeigen
    1. Definitiv wäre es UNS uns Wessis besser gegangen.
    2. Ihr hättet einen Weg wie Polen, Tschechei oder Ungarn genommen, langsamer, aber stetiger Aufstieg.


    Aber: hören wir endlich auf in Ossi-Wessi-Schablonen zu denken. Wir sind EIN Volk, EINE Kultur, EINE gemeinsame Identität!
    zu 1: Die BRD hätte einen anderen Weg gefunden, euer Geld zu verschleudern.
    zu 2: Vermutlich

    Der letzte Satz: Für heute sehe ich es auch so. Wir sind nunmal ein Volk. Leider wird dieses Volk gerade aktiv bedroht.

  5. #25
    Mitglied Benutzerbild von Dr Mittendrin
    Registriert seit
    14.11.2010
    Ort
    z,Minga
    Beiträge
    104.065

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von lucid Beitrag anzeigen
    Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.

    Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
    - eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
    - eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
    - eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
    - eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
    - eine normale demographische Struktur,
    - galt als hochentwickeltes Industrieland,
    - und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.

    Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
    Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).

    (Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).


    Die Wiedervereinigung hat dann:
    - einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
    - einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
    - dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
    - welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).

    Auf der positiven Seite gibt es nun:
    - schönere Autobahnen,
    - (tlw.) schönere Häuser,
    - höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),

    finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
    Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.

    D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.

    Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
    1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
    2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.


    Was ich wissen will ist:
    Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?

    Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
    Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?
    Sie wären leistungsfähiger. Weil für tschechische Löhne wären mehr in Arbeit gewesen
    Wenn die Produktivität Ost west 1:4 war, dann mangelt es überall.
    Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.

  6. #26
    Last Line Of Defense Benutzerbild von sunbeam
    Registriert seit
    12.11.2004
    Beiträge
    77.100

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von Maitre Beitrag anzeigen
    zu 1: Die BRD hätte einen anderen Weg gefunden, euer Geld zu verschleudern.
    zu 2: Vermutlich

    Der letzte Satz: Für heute sehe ich es auch so. Wir sind nunmal ein Volk. Leider wird dieses Volk gerade aktiv bedroht.
    Ein Volk, das selbst nach einem Vierteljahrhundert noch nicht homogen agiert sondern sich selbst hasst und verachtet, ist eh dem Untergang geweiht. Ob das nun die Invasoren machen oder nicht, spielt schon keine Rolle mehr!

  7. #27
    Mitglied
    Registriert seit
    18.06.2006
    Ort
    zu Hause
    Beiträge
    197

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Ein Gewinner des Umbruches bin ich sicher nicht. Ich möchte aber trotz allem die DDR nicht wieder haben.

  8. #28
    a.D. Benutzerbild von Gärtner
    Registriert seit
    13.11.2003
    Ort
    Im Gartenhaus
    Beiträge
    10.720

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Ich kannte die DDR der 70er und 80er Jahre aus regelmäßiger, eigener Besuchserfahrung (ich hab Verwandschaft in Sachsen). Wer behauptet, seither hätten sich die Verhältnisse nicht entscheidend gebessert, lebt in einem Realitätsverzerrungsfeld von majestätischem Ausmaß.
    "Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
    lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."

    Umberto Eco

  9. #29
    Have a little faith, baby Benutzerbild von Maitre
    Registriert seit
    27.12.2014
    Ort
    bunt geschmücktes Narrenschiff Utopia
    Beiträge
    24.485

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Zitat Zitat von sunbeam Beitrag anzeigen
    Ein Volk, das selbst nach einem Vierteljahrhundert noch nicht homogen agiert sondern sich selbst hasst und verachtet, ist eh dem Untergang geweiht. Ob das nun die Invasoren machen oder nicht, spielt schon keine Rolle mehr!
    Dieser Selbsthass ist älter als 25 Jahre. Der wurde in der alten BRD schon seit spätestens 1968 in die Köpfe verpflanzt. Wir bekamen noch die Liebe zum eigenen Volk propagiert… aus welchen Motiven dürfte bekannt sein. Aber auch bei uns sind die Zeichen des Selbsthasses nicht mehr zu übersehen.
    Mir ist Wessi oder Ossi mittlerweile relativ egal, es sei denn, ich gerate an einen sog. Besserwessi. Aber auch solche Leute lernt man kaum noch kennen.
    Letztendlich sind wir ein Volk.

  10. #30
    Mitglied Benutzerbild von laurin
    Registriert seit
    19.03.2006
    Beiträge
    19.161

    Standard AW: War die Wiedervereinigung für die neuen Länder schädlich?

    Wieder so ein Faden, der Landsleute spalten soll.

    Mir wird schlecht.
    Weiss ist das Schiff, das wir lieben!

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Sind Spiegel im Schlafzimmer schädlich?
    Von Berwick im Forum Freie Diskussionen
    Antworten: 28
    Letzter Beitrag: 13.11.2010, 08:43
  2. Döner ist schädlich
    Von Camillo im Forum Freie Diskussionen
    Antworten: 33
    Letzter Beitrag: 21.06.2008, 18:07
  3. Zuviel Freiheit schädlich?
    Von Arbeiterfuehrer im Forum Gesellschaft / Soziales / Arbeit / Bildung / Familie
    Antworten: 39
    Letzter Beitrag: 23.01.2006, 16:26
  4. Wie schädlich ist der Döner?
    Von mike im Forum Wissenschaft-Technik / Ökologie-Umwelt / Gesundheit
    Antworten: 55
    Letzter Beitrag: 27.07.2004, 22:54

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben