Zitat von
lucid
Nach meinen vorläufigen Ermittlungen sind die üblicherweise verbreiteten Ansichten über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR nicht zutreffend.
Die DDR hatte kurz vor der Wiedervereinigung:
- eine halbwegs ausgeglichene Aussenhandelsbilanz (besser als viele westliche Staaten),
- eine hinreichend produktive Industrie (Industriekapital),
- eine gut ausgebildete Bevölkerung (Humankapital),
- eine hinreichende Lebensqualität (zwar unter dem BRD Niveau aber über vielen anderen westlichen/europäischen Staaten),
- eine normale demographische Struktur,
- galt als hochentwickeltes Industrieland,
- und genoss deshalb selbst im westlichen Ausland eine hohe Kreditwürdigkeit.
Laut Bundesbankabschlussbericht von 1999 war die DDR 1989 unbeschränkt solvent und hatte Netto-Auslandschulden in Höhe von lediglich 12 Mrd. $, was etwa 10% des GDP entsprach.
Damit war sie besser als heute die Eurozone (12%), Frankreich (20%), England (25%), Spanien (27%), die USA (40%) und Griechenland (120%) (Quelle: Eurostat).
(Die BRD hat heute Netto-Auslandsschulden von etwa -45% des GDP, also VERMÖGEN, durch unsere kumulierten Handelsbilanzüberschüsse aufgrund unserer Rolle als EU- und Weltsozialamt).
Die Wiedervereinigung hat dann:
- einen grossen Teil des Industriekapitals zerstört (Deindustrialisierung),
- einen erheblichen Teil des Humankapitals (die gut ausgebildeten) in den Westen exportiert,
- dadurch eine mittlere demographische Katastrophe bewirkt (zu wenig Frauen),
- welche aktuell verstärkt wird durch den Import krimineller arbeitsloser männlicher Ausländer (Flüchtlinge).
Auf der positiven Seite gibt es nun:
- schönere Autobahnen,
- (tlw.) schönere Häuser,
- höhere Lebensqualität (jedenfalls was Konsumgüter betrifft),
finanziert durch bisher dauerhafte Netto-Transfers (Almosen) aus dem Westen in Höhe von jährlich etwa 100 Mrd. $ pro Jahr (laut Peer Steinbrück, 2011).
Dagegen hatte die DDR in ihren schlimmsten Zeiten ein Aussenhandelsbilanzdefizite von etwa 5 Mrd. $, in der Regel aber viel weniger und oft auch Überschüsse. Kumuliert ergeben die Aussenhandelsbilanz-Defizite und Überschüsse eben jene 12 Mrd. $ an Auslandsschulden. Umgerechnet auf ihre Lebensdauer ergibt das einen Netto-transfer von etwa 0.3 Mrd $ pro Jahr.
D.h. die neuen Länder benötigen heute somit etwa 300x so hohe jährliche Transferleistungen wie vor dem Mauerfall.
Das kann man nun auf zwei Arten interpretieren:
1. Wegen der Kapitalzerstörung in Folge der Wiedervereinigung ist die DDR heute 300x soviel lebensunfähig wie damals. Das wäre eher schlecht.
2. Die Transfers finanzieren zwar auch den Konsum, aber dienen in erster Linie dem Neuaufbau des Kapitalstocks durch sinnvolle Investitionen.
Was ich wissen will ist:
Ginge es den neuen Ländern ohne Wiedervereinigung heute besser oder schlechter?
Spezifisch was die Wirtschaft betrifft:
Wurde die einigungsbedingte Kapitalstockzerstörung durch den nachfolgenden transferleistungsbedingten Kapitalstockaufbau kompensiert oder wären die neuen Länder ohne Wiedervereinigung heute leistungsfähiger?