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Thema: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von autochthon
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    Standard Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Werte Forenschwager_innen

    Hier mal wieder ein kleiner outlaw-Strang für die "Best-Agers".
    Entschuldigung für den Denglischkauderwelsch, aber das bot sich irgendwie an. Okay. Zum Thema.

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    Bei meinem letzten Zahnarztbesuch zeigte sich mein Arzt gespielt besorgt, über den langsamen aber stetigen Rückgang meines Zahnfleisches.
    Ich habe schon 2 Paradontosebehandlungen hinter mir und leide ab und an über Zahnfleischbluten. Obwohl ich meine Hakkelchen pflege.
    Er äusserte sich knapp über mein Leiden und prognostizierte mir in spätestens 10 Jahren eine Vollprothese.
    Meine Beschwerden werden nicht sehr viel besser und ich finde, daß die Zahnhälse doch schon ziemlich frei liegen. So mache ich aus seinen 10 Jahren mal eher 5-6.

    Zudem arbeitet eine entfernte Bekannte von mir bei einem Namenhaften Dantalunternehmen.
    Sie meinte daß die Menschen entweder(!) von Karies geplagt sind - oder(!) eben von Paradontose. Letzte verlieren dann unweigerlich ihre Zähne.

    Ich bin nicht sicher was auf mich zukommt. Plötzlich fallen mir einige Bekannte ein, mit Vollprothese denen man diese nicht anzumerken scheint.
    Ich weiß also nicht ob ich das Thema locker nehmen sollte, oder mich vorzeitig erschiessen.

    Das ist ein sehr intimes Thema, daß mit Stigmatisierungen und Scham behaftet ist.
    Könnt ihr etwas dazu beitragen!? Vielleicht habt ihr Angehörige/Bekannte , die damit Erfahrung haben??? Wie würdet ihr(!) dieses Thema aufnehmen????

    Grüße - autochthon

  2. #2
    Verschwörungspraktiker Benutzerbild von pixelschubser
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zum Thema kann ich Dir meine eigenen Erfahrungen mit Zahnersatz als Vollprothese schildern und Du liegst mit Deinen Ängsten/Befürchtungen/Hoffnungen gar so verkehrt.

    Trotz Parodontosebehandlungen bildete sich bei mir der Kiefer über die Jahre soweit zurück, dass(bis auf einen Weisheitszahn) ALLE Zähne locker waren. Dies führte immer wieder zu Entzündungen und damit verbunden zum weiteren Rückgang der Kieferknochen. Ich hatte mir sogar schon selbst zwei Zähne gezogen, weil die so locker waren, dass sie beim Kauen kippten und ich kaum noch schmerzfrei essen konnte.

    Hinzu kommt, dass durch die Entzündungen immer wieder ein wirklich ekelhafter Mundgeruch entsteht/entstand.

    Ein Knochenaufbau hätte reichlich Zeit gebraucht und laut Aussage meiner ZÄ hätte ich über diese Zeit ohnehin alle Zähne verloren.

    Blauäugig, wie ich war, entschloss ich mich, mir alle Zähne ziehen zu lassen und durch Vollprothesen in OK und UK ersetzen zu lassen. Das war Anfang Dezember letzten Jahres.

    Die OP selbst fand unter Vollnarkose statt und dauerte etwa eineinhalb Stunden. Es ist ein sehr seltsames Gefühl, wenn man aufwacht und kein Zahn ist mehr mit der Zunge zu ertasten....nur die Fäden.

    Die beiden Prothesen bekam ich direkt nach der OP und sie passten ziemlich gut auf beide Kiefer. Dumm war nur, dass meine Gaumenfalte sehr weit vorn liegt und ich dadurch immer wieder extremen Würgereiz hatte. Auch heute, nach gut einem halben Jahr, kommt der immer mal wieder. Ist allerdings immer seltener geworden.

    Bis zur nächsten Operation, wenn dann die Implantate gesetzt werden und ein dauerhafter Zahnersatz eingestezt wird, wird noch ein wenig Zeit vergehen, denn die Kiefer regenerieren sich jetzt und eventuell baut sich auch wieder Knochen auf - die Ursache ist ja nun behoben. Also lebe ich seit gut einem halben Jahr mit einem klassischen" Kassengestell".

    Die Optik dieser Beisserchen ist wirklich toll geworden. Leichte Unregelmäßigkeiten, kleine Schiefstände und eine natürliche Zahnfarbe - die sehen wirklich super aus. Und ich lache endlich wieder gerne und oft.

    Die Gewöhnung ist individuell sehr verschieden. Ich hab wirklich ewig gebraucht, um die Dinger zu akzeptieren. Stellenweise hab ich geheult und diesen Schritt verflucht. Kurze Zeit nach der OP kamen überall kleinste Knochensplitter durchs Zahnfleisch und die Schmerzen waren Anfangs übel. Weihnachten habe ich dennoch schon Gans gefuttert...mit Rotkohl und Klössen.

    Heute bin ich zufrieden mit der Entscheidung. Ich kann zwar noch keine Knochen abknabbern oder lustvoll in einen Apfel beißen, aber ich schlürfe keinen Brei mehr oder Suppe. Ich habe nach der OP etwa 13 Kilo an Gewicht verloren, weil ich nicht richtig essen konnte - und ich bin eh schon recht schlank. Man gewöhnt sich eine andere Art des Essens an.

    In der ersten Zeit mit den Prothesen gibt es immer wieder mal Druckstellen im Mund, die übel werden können. Also immer gleich zum ZA und dort die Stelle an der Prothese anpassen lassen. Auf Sauberkeit achten! Zahnstein und Mundkoffer geht auch mit den Dritten. Zum besseren Halt nutze ich Haftcreme - derzeit eine von Corega ohne Geschmack. Mit der bin ich recht zufrieden, denn die hält auch mal heisses Essen oder Getränke aus.

    In der Regel halte ich so, dass ich die Beisserchen einmal am Tag rausnehme, sie gründlich reinige, neue Haftcreme draufmache und sie wieder einsetze.

    Heute bereue ich diese Entscheidung nicht mehr. Ich lache wieder offen, spreche meinen Mitmenschen wieder ins Gesicht(ohne das sie sich wegdrehen), kann ohne die Dritten im Mund tierische Grimassen schneiden und vor Allem: Ich habe keine Schmerzen mehr und keine Entzündungen im Mundraum. Die strahlen durch den ganzen Körper.


    So, mein Lieber. Ich hoffe, dass ich Dir helfen konnte und Dir ein paar Bedenken und Ängste nehmen. Es wird kein leichter Ritt, aber geweint wird, wenn der Kopp ab ist!

    Eventuell kann Dir @wtf auch noch ein paar Informationen geben. Der Mann ist Zahnklempner.



    Grüsse vom pixelschubser



    P.S.: Allen "Spezialisten", die sich jetzt freudig auf mein Outing stürzen, sei gesagt:

    Is mir Rille! Macht Euch lustig! Mir gehts gut!
    __________________

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  3. #3
    Mitglied Benutzerbild von Postkarte
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von pixelschubser Beitrag anzeigen
    ...
    Vielen Dank für die sehr persönlichen Zeilen.

  4. #4
    Verschwörungspraktiker Benutzerbild von pixelschubser
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von Postkarte Beitrag anzeigen
    Vielen Dank für die sehr persönlichen Zeilen.
    Ich danke für Grün.

    Foren sind ja auch eine Anlaufstelle, wenn man mal Hilfe sucht. Und da ist mir auch egal, ob man sich leiden mag oder nicht. Nun, @autochton kann ich leiden. ;-)

    Das Thema ist ernst und viele Menschen wissen gar nicht, wie Zahnprobleme andere körperliche Symptome hervorrufen können. Das geht sogar bis zu Herzleiden - wusste ich vorher auch nicht. Ich wusste vorher auch nicht, dass Parodontose erblich bedingt sein kann.

    In nem anderen Forum habe ich nen Satz aufgeschnappt, den ich gerne mal teilen möchte:

    Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen!
    Geändert von pixelschubser (10.06.2016 um 08:45 Uhr)
    __________________

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  5. #5
    GESPERRT
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von pixelschubser Beitrag anzeigen
    Ich danke für Grün.

    Foren sind ja auch eine Anlaufstelle, wenn man mal Hilfe sucht. Und da ist mir auch egal, ob man sich leiden mag oder nicht. Nun, @autochton kann ich leiden. ;-)

    Das Thema ist ernst und viele Menschen wissen gar nicht, wie Zahnprobleme andere körperliche Symptome hervorrufen können. Das geht sogar bis zu Herzleiden - wusste ich vorher auch nicht. Ich wusste vorher auch nicht, dass Parodontose erblich bedingt sein kann.

    In nem anderen Forum habe ich nen Satz aufgeschnappt, den ich gerne mal teilen möchte:

    Geteiltes Wissen ist doppeltes Wissen!
    Sehr geile Postings- Danke, bin nicht betroffen aber beeindruckt.

  6. #6
    neurodivers Benutzerbild von tabasco
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von kotzfisch Beitrag anzeigen
    Sehr geile Postings- Danke, bin nicht betroffen aber beeindruckt.
    Da war ich sogar kurz berührt ... musstest Du Dich nicht auch fragen, ob hier keinem was zu peinlich oder persönlich ist, um daraus ein Thema zu machen? Muss man sich ob der Entwicklung Sorgen machen?
    kol-ut-shan

  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Eintracht
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von tabasco Beitrag anzeigen
    Da war ich sogar kurz berührt ... musstest Du Dich nicht auch fragen, ob hier keinem was zu peinlich oder persönlich ist, um daraus ein Thema zu machen? Muss man sich ob der Entwicklung Sorgen machen?
    Und musst du zu jedem Thema deine Geistige-Gülle ablassen?
    Zitat Zitat von Lunikoff
    Dir fällt’s aufs Herz wie Schatten von Zypressen,
    Wie dumpfen Totenmarsches Melodie.
    Mag flüchtig’ Volk die Märtyrer vergessen.
    Du, Kamerad, vergisst die Helden nie!

  8. #8
    neurodivers Benutzerbild von tabasco
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von Eintracht Beitrag anzeigen
    Und musst du zu jedem Thema deine Geistige-Gülle ablassen?
    Ah so, durfte ich hier gar nicht schreiben? Sorry. Habes nicht gewusst.

    Dann gehe ich ja schon. Und mache den Strang "Käsefüße/Leberflecken/Inkontinenz-Psychosoziale Aspekte" mal auf ...
    kol-ut-shan

  9. #9
    Haßkrimineller Benutzerbild von wtf
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Es ist zwar zutreffend, daß es bei Patienten Karies- und Parodontitistypen gibt (erstere sind häufig Oralsäue, letztere häufig genetisch vorbelastet und/oder schwere Raucher), allerdings ist ein schicksalhafter Zahnverlust zu verneinen. Es gibt praktisch bei jedem Befund eine Strategie, die es erlaubt, möglichst lange eigene Zähne zu behalten. Dazu gehört paradoxerweise auch, sich von hoffnungslosen Fällen frühzeitig zu trennen, was regelmäßig zu nervtötenden Diskussionen führt ("Der tut doch nicht weh." - "Dann laß es eben, Depp.")
    "When the people fear the government, that´s tyranny. When the government fears the people, that´s freedom." Thomas Jefferson

  10. #10
    neurodivers Benutzerbild von tabasco
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    Standard AW: Gebissträger!? Psychosoziale Aspekte

    Zitat Zitat von wtf Beitrag anzeigen
    Es ist zwar zutreffend, daß es bei Patienten Karies- und Parodontitistypen gibt (erstere sind häufig Oralsäue, letztere häufig genetisch vorbelastet und/oder schwere Raucher), allerdings ist ein schicksalhafter Zahnverlust zu verneinen. Es gibt praktisch bei jedem Befund eine Strategie, die es erlaubt, möglichst lange eigene Zähne zu behalten. Dazu gehört paradoxerweise auch, sich von hoffnungslosen Fällen frühzeitig zu trennen, was regelmäßig zu nervtötenden Diskussionen führt ("Der tut doch nicht weh." - "Dann laß es eben, Depp.")
    Wie verhält man sich in solchen Fällen denn als Patient schlau? Es ist doch irgendwo verständlich, wenn man erst mal nur das behandeln möchte, was weh tut (ich habe die "Diskussionen" auch schon geführt. Vor ca. 7 Jahren habe ich mir den Zahn nicht ziehen lassen, der "maximal noch ein Paar Monate" gehalten hätte, sondern von einem anderen Arzt aufplomben. Un gut. Kann natürlich immer noch einiges schief gehen, aber hey, 7 Jahre ein tot geglaubter Zahn länger gehabt und das auch Beschwerdefrei, ist doch schon mal nicht schlecht)
    kol-ut-shan

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