Es gibt sowohl Nachteile, als auch Vorteile. Die meisten Studien gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Bilanz verschlechtert.
Welche wirtschaftlichen Nachteile hätte der Brexit?
Weniger Handel mit Gütern:
Großbritannien würde seinen Zugang zum EU-Binnenmarkt verlieren. Je nach Szenario gäbe es wieder Zölle, auf jeden Fall würde die Bürokratie an der Grenze zusätzliche Kosten verursachen. Natürlich gäbe es weiterhin Handel, aber eben weniger. Ein Beispiel: BMW produziert in England den Kleinwagen Mini. Die EU erhebt auf Autoimporte jedoch einen Zoll von zehn Prozent. Verhandelt Großbritannien kein neues Freihandelsabkommen, würde das den Mini wohl teurer machen. Umgekehrt würden für die Briten Importe von Lebensmitteln und Textilien teurer.
Weniger Handel mit Dienstleistungen:
Der Finanzplatz London lebt auch davon, dass dortige Finanzprodukte automatisch in der EU zugelassen sind und gehandelt werden können. Auch dieser Handel würde vom Brexit behindert. Einige Banken überlegen sogar, im Falle eines Brexit ihr Geschäft auf der Insel zu verkleinern.
Arbeitskräfte aus der EU fehlen: Mit dem Ende der Mitgliedschaft könnten Bürger aus der EU nicht mehr so einfach in Großbritannien arbeiten - die Arbeitnehmerfreizügigkeit würde wegfallen. Diese Arbeitskräfte würden der britischen Wirtschaft fehlen.
Weniger ausländische Direktinvestitionen:
Großbritannien ist laut der Organisation der Industrieländer OECD in der EU das attraktivste Ziel für ausländische Direktinvestitionen. Das liege am besonders flexiblen Arbeitsmarkt, aber eben auch am Zugang zum EU-Binnenmarkt. Nach dem Brexit würden die Investitionen wahrscheinlich zurückgehen.
Gibt es auch Vorteile?
Ja. "Zunächst gäbe es ökonomische Kosten, aber das Land würde auch Freiheit gewinnen", sagt Stephen Booth vom Thinktank Open Europe.
Kein Geld mehr nach Brüssel: Die Briten müssten kein Geld mehr nach Brüssel überweisen - zumindest wenn sie wirklich draußen bleiben. Wollen sie doch wieder Zugang zum EU-Binnenmarkt, müssten sie wohl, ähnlich wie Norwegen und die Schweiz , wieder zahlen, allerdings weniger als derzeit.
Deregulierung: Die Briten könnten ihre eigenen Gesetze machen und besser an britische Bedürfnisse anpassen. Open Europe schlägt vor, eine Reihe von Vorschriften abzuschaffen, darunter bestimmte Energiesparziele, Arbeitnehmerrechte, Eigenkapitalvorschriften für Versicherungen, Transparenzrichtlinien für Fonds-Manager und - im "optimistischen Szenario" - auch Klimaschutzziele. Dadurch könnten die negativen Effekte des Brexit ausgeglichen werden und das Land ökonomisch sogar profitieren. Allerdings stellt Open Europe selbst infrage, ob sich das politisch umsetzen ließe. "Jeder ehrgeizige Versuch zu deregulieren würde auf erheblichen Widerstand im Parlament, bei Gewerkschaften und einer Reihe von Lobbygruppen stoßen", schreibt der Thinktank.
Sozialleistungen: Die Briten könnten selbst bestimmen, wer ins Land kommt und so Einwanderung begrenzen. Der Staat könnte Sozialleistungen an arbeitslose EU-Einwanderer einsparen, was allerdings auch in der EU möglich wäre. Das hatte Premier David Cameron bei den Brexit-Verhandlungen im Februar ausgehandelt. Dazu kommt: Wollen die Briten Zugang zum EU-Markt, müssten sie die Arbeitnehmerfreizügigkeit wohl doch wieder akzeptieren - so wie Norwegen und die Schweiz es auch tun .
Handelsabkommen: Großbritannien könnte alleine schneller Handelsbarrieren mit Nicht-EU-Ländern abbauen und Freihandelsabkommen schließen. Das ist ein Hauptargument der Brexit-Befürworter. Das sei im Prinzip auch möglich, sagt Handelsökonom Felbermayr. "Aber die Briten würden allein wohl nicht die gleichen Bedingungen bekommen, die wir gemeinsam als EU aushandeln können." In Freihandelsverhandlungen diktiere meist der größere Partner die Konditionen.
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