Fußball ist per se kein attraktiver Sport. Das vergisst der Sportschau-Konferenz-Alle-Spiele-alle-Tore-Zuschauer gern, der es gewohnt ist, die in der Regel wenigen Highlights der 90 Minuten Veranstaltung so präsentiert zu bekommen, dass man einen gewissen Unterhaltungswert daraus ableiten kann.
90 Minuten Fußball sind geprägt von Taktik, Laufspiel und Pausen. Auf eine Nettospielzeit von knapp 55 Minuten kommt ein Spiel in der Bundesliga, das hat die Uni Augsburg ermittelt, dabei darf ein Fan des SV Darmstadt, Hannover 96 oder Hertha BSC auf rund 10 Chancen hoffen, aus denen dann im Schnitt 1 Tor der eigenen Mannschaft resultiert (inside11.de). Das ist der Stoff, aus dem die Spiele sind, mit dem Material muss der Meister der Regie Spieltag für Spieltag ein Drehbuch zimmern, um Abonnement-Kunden und Werbekonsumenten an die Bildschirme zu fesseln, damit die nötigen Sponsoren-Partner und Werbekunden akquiriert werden, die das Business in immer schwindelerregendere Höhen schrauben.
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„Hervorragende Fußabwehr, nein, er wurde eher angeschossen, dennoch eine herausragende Reaktion. Er stand einfach sehr gut“ (Bela Rethy)
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So werden aus passabel talentierten Kickern immer schneller Jungstars gezimmert, halbwegs gelungene Aktionen gedankenschnell zu Weltklasseaktionen deklariert und strittige Schiri-Entscheidungen zum epischen Skandal hochstilisiert. Und weil auch das längst nicht mehr reicht, braucht man immer noch mehr – von allem. Noch mehr Spiele, noch mehr Stars, noch mehr Medienpräsenz, noch mehr Spektakel. Der Mensch wie man ihn kennt: Ohne Maß und Ziel die maximale Ausbeutung einer Ressource verfolgen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob man den Kern, die Substanz einer Sache, nicht durch die Ausbeutung existenziell in Gefahr bringt. Ob Regenwald oder Öl-Vorkommen – oder eben Fußball.