Griechenland war nach dem Befreiungskrieg stark entvölkert. Strukturell nachteilig war, dass sich die landwirtschaftliche Fläche in den Händen weniger Großgrundbesitzer befand. Mit der Staatsgründung wurde Griechenland von den Garantiemächten
Frankreich, Großbritannien und Russland eine Anleihe von 60 Millionen Franken auferlegt, von denen nur 3/4 tatsächlich gezahlt wurden und von denen 12 Millionen als Entschädigung an die Hohe Pforte gezahlt werden mussten. Bis 1835 wuchs das Defizit des Staates kontinuierlich an, doch 1840 gelang es erstmals, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen und mit der Rückzahlung des angehäuften Defizits zu beginnen.[1] Hauptgläubiger waren Großbritannien und die Rothschildbank. Das gab Großbritannien ein weiteres Druckmittel gegen eine eigenständige griechische Politik.
Ottos Investitionsprogramm war sehr ambitioniert und wurde finanziell durch griechische Mäzene im Ausland und seinen Vater als Bürgen unterstützt. Zahlreiche Projekte waren sehr langfristig ausgelegt und entfalteten erst Jahrzehnte später ihre Wirkung, wie Investitionen im Bildungswesen.
Die Schulden Griechenlands gegenüber Bayern beliefen sich zu guter Letzt auf 1.933.333 Gulden und 20 Kreuzer oder 4.640.000 Drachmen. Ohne das letzte Darlehen von einer Million Gulden, das König Ludwig ermöglichte, hätte Griechenland den Staatsbankrott erklären müssen. Die Nicht-Rückzahlung der Darlehen belastete bis zur abschließenden Verhandlungslösung 1881 die griechisch-bayerischen Beziehungen.
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