Oxford. Der bekannte Entwicklungsökonom Paul Collier warnt vor den kommenden Schwierigkeiten bei der Integration der Asylbewerber in den deutschen Arbeitsmarkt. Der Professor sieht die Gefahren nicht zuletzt in kulturellen Unterschieden. Flüchtlinge nach Deutschland einzuladen, sei ein „kolossaler Fehler” gewesen. „Zumal sie vorher offensichtlich überhaupt keine Vorbereitungen getroffen hatte, um den daraus resultierenden Ansturm zu bewältigen.”
Konkret kritisiert Collier an der deutschen Flüchtlingspolitik, daß sie das Geschäft der Schlepper fördere und Menschenleben gefährde. Merkel habe die Menschen „quasi aufgefordert, nach Europa zu schwimmen”. Das sei so gut wie russisches Roulette: „Such dir einen Schlepper, und hoffe, daß dein Boot nicht untergeht”, spottet Collier. Außerdem helfe Deutschland mit seiner Politik gerade den Falschen. Statt Familien, Frauen und Kranke zu schützen, würden vor allem junge, kräftige Männer unterstützt – „wohlhabend genug, um Tausende von Euro an Schlepper zu zahlen”. Hinzu komme, daß diese Männer beim Wiederaufbau etwa in Syrien „schmerzlich fehlen werden”.
Auch seien die meisten Syrer schon vor der Flucht nicht produktiv genug gewesen, um auf dem hochkomplexen deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Hinzu komme eine schlechtere Ausbildung und ein Mangel an Integrationsfähigkeit. Denn auch die „deutsche Arbeitsdisziplin“ müsse erst erlernt werden.Collier betrachtet auch die schiere Menge an sogenannten „Flüchtlingen“ als ein Problem. Denn „je größer und homogener die Gruppe der Einwanderer ist“, desto schwerer falle ihre Integration in die neue Gesellschaft. Zudem weißt der Ökonom daraufhin, daß „Deutschland noch nie besonders gut darin war, Einwanderer zu integrieren“. Als Beispiel nennt er die Türken in Deutschland.
Einen Lösungsansatz sieht Paul Collier nur in staatlichem Druck, damit sich keine neuen Asylantenghettos bilden. Das könnte dazu führen, daß es zur Integration Quotenregelungen für Asylanten „in Schulen, Universitäten und für bestimmte Jobs“ geben könnte, schreibt der „Focus“.
Zuguterletzt: Europa vernachlässige Länder, die Flüchtlingen im Nahen Osten helfen. Dabei gelte es gerade Staaten wie Libanon und Jordanien zu unterstützen. Allerdings macht sich der Professor wenig Hoffnung, daß Europa diesen Weg einschlägt. „Deutschland hat die Hilfen für Jordanien vor zwei Jahren sogar halbiert.” Wolle Bundeskanzlerin Merkel wirklich helfen, „dann sollte sie Flüge aus den Lagern in Jordanien und dem Libanon organisieren. Und zwar für diejenigen, die es am nötigsten haben.” (mü/ag)