"Ehrenmord"-Prozess in der Türkei
Gericht verurteilt 17-Jährigen - und lässt ihn frei
Türkische Flaggen (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Türkei: Mildes Urteil gegen 17-Jährigen, der seine Schwester getötet hat]
Äußerste Milde hat ein Gericht in einem "Ehrenmord"-Prozess in der türkischen Stadt Diyarbakir walten lassen. Der 17-jährige Angeklagte, der seine ältere Schwester erdrosselt hatte, wurde zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und acht Monaten verurteilt - und freigelassen. Dabei stellte das Gericht in Rechnung, dass der Jugendliche aus dem Südosten des Landes drei Jahre in Untersuchungshaft verbracht hatte. Die unkenntlich gemachte Leiche war in einem Müllcontainer gefunden worden. "Ihr hättet ihm noch eine Medaille geben sollen", empörte sich die Zeitung "Hürriyet".
Der seit dem Verbrechen flüchtige Vater des Mädchens wurde in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt. Er soll die Beine der 18-Jährigen festgehalten haben, als ihr Bruder sie mit einem Kabel erdrosselte. Ihr "Vergehen" bestand darin, dass sie sich angeblich freizügig kleidete, mit Männern ausging und damit die "Ehre der Familie" beschmutzt haben soll.
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Das Urteil spiegelt ein weiteres Mal die Reife wieder, welche für einen EU-Beitritt notwendig ist.
WS