Die Trump-Wähler haben den Frauen dieser Welt zwischen die Beine gefasst
Von Laura Himmelreich
Editor in Chief VICE.com
November 9, 2016
New Yorker verfolgen am Times Square die Wahl | Foto: imago | ZUMA Press
Übelkeit. Beklemmung. Und diese Hoffnung, dass das alles nur ein riesiger Irrtum war, wenn man nur noch einmal die Nachrichtenseiten aktualisiert. Um dann nur erneut festzustellen: Es ist wirklich wahr. Sie haben es getan. Donald fucking Trump wird nächster Präsident der Vereinigten Staaten.
Trump ist ein Populist, wie er als Spitzenpolitiker trotz der AfD-Erfolge und Pegida-Aufmärsche heute in Deutschland noch unvorstellbar wäre. Ein Rassist und ein Sexist, der damit angegeben hat, Frauen sexuell zu belästigen.
Die meisten Frauen haben dieses Gefühl schon mal erlebt, wenn sie ungefragt und unerwünscht angefasst werden, dieses Gefühl der Wut, der Schockstarre, der Hilflosigkeit, weil man nur Sekunden Zeit hat, angemessen zu reagieren, aber diese verpasst, weil man erst mal verstehen muss, was da gerade passiert ist. So wie diese Momente, so fühlt sich dieser gesamte 9. November an. Nur dass man nicht als einzelne Frau herabgewürdigt wird. Mit diesem Wahlergebnis würdigt ein Großteil der US-Amerikaner alle Frauen weltweit herab. Nie in den letzten Jahrzehnten wurden Frauen in der westlichen Welt so degradiert, so öffentlich von Millionen Menschen gleichzeitig gedemütigt wie bei dieser Wahl. .....
Wenn es an diesem 9. November irgendetwas Positives gibt, dann nur eines: die Gewissheit, dass jemand wie Donald Trump nicht dauerhaft Erfolg haben kann.
Wir wissen nicht, wie hoch der Preis sein wird, den die Welt für diese Erkenntnis zahlen muss, wie viele Mauern er bauen, Kriege anzetteln, Bomben zünden und Menschen demütigen wird. Aber wir wissen: "I'll make America great again, just because I'm so great" funktioniert nur in der Theorie und definitiv nicht in einem System aus "Checks and Balances", mit Gesetzen, Richtern und Opposition. Und dann, wenn Trump die Nation an die Wand gefahren hat, wird sich Amerika nach einer Führungsfigur sehnen, die erfahren ist, besonnen, gut ausgebildet und professionell.
Vielleicht wird eine Frau parat stehen, die dann den Karren aus dem Dreck holen muss. So wie Angela Merkel, nachdem Helmut Kohl seine Partei in Skandalen ertränkt hat. Nur dass es hier um viel Größeres geht als die Zukunft einer Volkspartei eines mittelgroßen Landes.
[Links nur für registrierte Nutzer]