Vor einigen Tagen habe ich beim Blättern durchs Internet eine Meldung entdeckt, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht.
Ein Architekt (Van Bo Le-Mentzel) entwirft eine Wohnung mit sagenhaften 6,4 Quadratmetern, -wobei er ein bisschen schummelt, durch die Deckenhöhe kann eine zweite Ebene genutzt werden. Trotzdem ist das ganze noch ein winziges Kabinchen.
Die Argumentation ist: so eine Wohnung kann sich jeder leisten. Auch im Stadtzentrum. Niemand wir mehr automatisch an den Außenrand gedrängt ( es sei denn, die 100 €-Wohnungen in der City sind alle belegt....)

Das Wohnangebot auf so engem Raum ist kein Muss. Der Architekt sagt: teurer Wohnraum knebelt Menschen, sie haben kein Geld mehr zum Leben und Genießen. Die große und teure Wohung wird sowieso zu wenig bewohnt, weil der Inhaber dazu keine Zeit hat.... er muss ja schuften um den Wohnraum zu bezahlen.

6,4 Quadratmeter sind nach meinen Vorstellungen ein Witz... hier kann man schlafen und vielleicht auch mal schnell duschen, bevor man zur Arbeit geht. Wohnen/leben kann man darin nicht.
Trotzdem hat er, finde ich, nicht ganz unrecht. Man hängt sich mit Wohung/Haus auch in vielen Fällen einen gewaltigen Klotz ans Bein.
Wieviel Wohnraum braucht man? Da gibt es sicher individuell sehr unterschiedliche Ansprüche. Aber lädt man sich mit der Eigentumswohnung/Dem Haus nicht tatsächlich eine Bürde auf die einen ins Hamsterrad zwingt, über Jahre hinweg?
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Viele haben das Gefühl, dass sie mit zwanzig, dreißig oder vierzig Quadratmetern nicht klar kommen. Wenn man sich Statistiken anschaut: Nach dem zweien Weltkrieg standen zwanzig Quadratmeter pro Kopf zur Verfügung. Heute müssen es sechzig sein.“

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Es gibt durchaus Wohnraum, er wird nur nicht gut genutzt, sagt Le-Mentzel. Vielmehr sei ein regelrechter „Wohnraumkonsum“ entstanden, wie er ihn nennt. Und dieser löst einen Teufelskreis aus: Menschen wollen mehr Raum, müssen also mehr arbeiten. Je mehr Arbeit, desto weniger Zeit für Persönliches, um den Wohnraum zu nutzen.

Glück steigt also nicht mit der Zimmergröße. Zudem ist die Kehrseite des kapitalistischem Hamsterrads: Nur wer viel verdient, kann sich Wohnraum im Zentrum leisten. Alle anderen werden an den Rand verdrängt – unabhängig davon, wie groß sie wohnen wollen.
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