Bundeswehr schützt sich nicht mehr selbst: Private Wachleute vor Kasernen kosten jährlich 430 Millionen Euro
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ine Rückkehr zur Bewachung durch eigene Soldaten ist jedoch nicht nur unerwünscht. Inzwischen wäre sie auch überhaupt nicht mehr möglich. Das eigene Personal dazu fehlt. Es wäre zudem eine „komplette Wiederherstellung nicht mehr existierender Strukturen in der Organisation der Streitkräfte“ nötig, so das Ministerium. Das gelte etwa mit Blick auf die Ausbildung, die Unterbringung oder die Verwaltung und Ausstattung.
Der Einsatz privater Wachdienste ist auch vor dem Hintergrund der ausgesetzten Wehrpflicht zu sehen. Die Bundeswehr hat aktuell gut 53.000 Berufs- und 120.000 Zeitsoldaten, dazu 8300 freiwillig Wehrdienstleistende. Für sie alle gilt: Nachwuchs ist sehr schwierig zu bekommen. In dem Schreiben heißt es: „Die Vergabe an Unternehmen der Sicherheitswirtschaft hat sich bewährt. Gründe für eine Neubewertung der Lage ergeben sich derzeit nicht.“
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nsgesamt verfügt die Bundeswehr über gut 700 „bewachungsrelevante Liegenschaften“. Etwa 300 von ihnen sind jedoch nur „baulich abgesichert“, etwa durch Alarmanlagen. Die anderen 400 werden von circa 8000 privaten Wachleuten gesichert.
Der Verteidigungspolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Tobias Pflüger, kritisiert, das Bundesverteidigungsministerium habe den Grundbetrieb outgesourct, um Auslandseinsätze zu forcieren. „Die Bundeswehr vergibt inzwischen hoheitliche Aufgaben wie das Bewachen von Kasernen umfangreich an private Dienstleister“, sagte er dem Tagesspiegel. „Hoheitliche Aufgaben dürfen aber nicht einfach aus der Hand gegeben werden. Private Dienstleister entziehen sich der parlamentarischen Kontrolle.“