Corona-Wirtschaftskrise in Lateinamerika
Wo 70 Prozent der Hausangestellten ihre Arbeit verloren haben
Die 49-jährige
Peruanerin María Elena Tintaya dachte, sie hätte einen Traumjob ergattert. Ihre Schwester hatte ihr in Chile Arbeit als Hausangestellte in Chicureo, einem Reichenort im Großraum Santiago, besorgt. "Ich hatte viele Erwartungen und Träume", sagt Tintaya. "Dafür habe ich meine fünf erwachsenen Kinder in Peru zurückgelassen." Den Großteil ihres Lohns von umgerechnet rund 430 Euro monatlich wollte sie nach Peru überweisen, um ihre Familie zu unterstützen – dort liegt der Mindestlohn bei etwa 200 Euro.
Anfang März zog sie bei ihren Arbeitgebern ein, sie kümmerte sich um den Haushalt und die zwei Kinder. Doch nach nur wenigen Tagen verwandelte sich der Traumjob in einen Albtraum. Die
[Links nur für registrierte Nutzer], und die chilenische Regierung verhängte eine
[Links nur für registrierte Nutzer], um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. "Meine Arbeitgeber haben mir gesagt, wenn ich das Haus verlasse, verliere ich meinen Job oder ich komme ins Gefängnis", erinnert sich Tintaya. "Ich habe jede Nacht geweint."
María Elena Tintaya trat im März ihren neuen Job an – dann kam die Krise
Foto: privat
Sie erhielt zwar weiter ihren Lohn, durfte in den folgenden fünf Monaten aber kein einziges Mal rausgehen, nicht einmal an ihrem Geburtstag. Sie erzählt im Telefoninterview, dass sie manchmal nur eine Mahlzeit am Tag bekommen habe.
In ihrem Zimmer sei das Dach undicht gewesen, bei winterlichen Temperaturen habe es durchgeregnet. Ende August wurde sie ganz entlassen. "Sie haben mich einfach auf die Straße gesetzt", sagt Tintaya. "Ich war verzweifelt, weil ich niemanden kannte."
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Die meisten Hausangestellten arbeiten informell, sie haben nicht einmal einen Vertrag
Foto: Bruna Prado / AP
Lateinamerika ist zudem eine der Regionen mit der höchsten sozialen Ungleichheit weltweit, die Coronakrise verschärft nun diese Kluft – und trifft dabei vor allem den informellen Sektor, in dem in vielen Ländern der Region mehr als die Hälfte der Bevölkerung tätig ist. "Mittelschicht und Oberschicht fällt es in der Regel leichter, auf Homeoffice umzustellen", sagt Klauda. "Informell Beschäftigten fällt die Erwerbsgrundlage im Lockdown weg, und dort, wo staatliche Programme nicht schnell genug oder nur ungenügend greifen, geht es sofort um die Existenz."
Allein in Chile haben einer
[Links nur für registrierte Nutzer] sieben von zehn Hausangestellten wie die Peruanerin María Elena Tintaya in den vergangenen zwölf Monaten ihre Arbeit verloren; die Hälfte von ihnen hat keinen Vertrag und keinen Arbeitsschutz, viele sind Migrantinnen.
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