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OneDownOne2Go
Es wundert mich schon, dass ein angeblicher General der Luftwaffe immer von der Me 110 schreibt. Die Bezeichnung Me für Messerschmitt kam erst auf, als die 110 bereits eingeführt war. Sie trug aber als Herstellerkürzel noch das Bf für Bayrische Flugzeugwerke, wie Messerschmitt vorher firmiert hatte.
Die Reichweite der Bf 110 dürfte bekannt gewesen sein, immerhin war das Muster da schon 3 Jahre in den Einsatzstaffeln, entsprechend kann man 1940 von ihrer Reichweite nicht mehr überrascht gewesen sein. In der Version C, die zur Zeit der Luftschlacht um England im Einsatz war, hatte die Bf 110 eine Reichweite von über 2.400 Kilometern, die Reichweite der Bf 109 E lag, selbst später mit Abwurftanks, um 850 bis maximal 900 Kilometern, da von "nicht wesentlich größer" zu sprechen ist auch eher schräg. Die Geschwindigkeit der 110, wieder in Version C, lag bei etwa 560 km/h, die der 109 bei 580-590 km/h je nach Version. Gemessen an der Größe und dem Gewicht der 110 ist das eine durchaus passable Flugleistung und sicher nicht das Kernproblem beim Einsatz als Jäger.
Was macht eine Jagdmaschine eigentlich wendig? Darauf gibt es etliche Antworten, aber die wichtigste war damals das Verhältnis zwischen Auftrieb, Gewicht und Luftwiderstand. Grob gesprochen, je mehr Auftrieb eine Tragfläche bei gleichem Gewicht und vergleichbarem Luftwiderstand erzeugt, desto wendiger ist das damit ausgestattete Flugzeug. In dieser Hinsicht war die elliptische Tragfläche der Spitfire Ende der 30er Jahre kaum zu schlagen, sie vereinte eine große Fläche mit geringer Profildicke, also auch geringem Luftwiderstand, relativ kurzer Spannweite und hoher Verwindingssteifiggkeit. Dabei bot sie auch noch Platz für die Installation von jeweils drei Browning .303-MGs, später, mit geringen Änderungen, sogar für zwei MG's und eine 20mm-Kanone von Hispano je Seite. Dabei lag ihr maximales Abfluggewicht bei knapp 4 Tonnen, die Bf 110 brachte es auf 6,5 Tonnen und besaß weniger effiziente Tragflächen, die dazu noch eine größere Spannweite hatten und je eine Motorgondel aufnehmen mussten. Je mehr Masse außerhalb des Zentrums vorhanden ist, also außerhalb der Rumpfmittellinie, desto träger dreht ein Flugzeug. Schon auf dem Papier wird also klar, dass die 110 der Spitfire, aber auch der Hurricane im Kurvenkampf gar nicht gewachsen sein konnte, und das ist keine Erkenntnis der letzten 10 Jahre, das war schon damals das grundlegende Handwerkszeug jedes Flugzeugkonstrukteurs. So gesehen konnte die Bf 110 niemals dazu gedacht sein, die einsitzigen Jäger der aktuellen Generation im Nahkampf zu fordern, denn den konnte sie nur verlieren. Als Jäger-Zerstörer gegen die Vorgänger, zum Beispiel die 1936 in Dienst befindliche Hawker Demon, war sie dagegen gut aufgestellt, denn sie war 150 km/h schneller als dieser Typ und noch immer gute 90 km/h als der 1936 schnellste Jäger im Bestand der RAF.