Ich weiß nicht, ob dieses Thema schon beleuchtet wurde:
Kamenez-Podolsk
Die für die „Judenfrage“ zuständige Abteilung VII der regionalverantwortlichen Wehrmachtsfeldkommandantur 183 betonte bereits am31. Juli und erneut Mitte August 1941, die Juden könnten nichternährt werden und es bestehe Seuchengefahr; ihre Rückführung nachUngarn sei daher erforderlich. Ernährungsprobleme derZivilbevölkerung hatte die Wehrmachtsführung jedoch in denKriegsplanungen einkalkuliert.Sie sorgte sich eher um die Sicherheitder ausgedehnten Nachschubwege, auch für die schon anvisierteSchlacht um Kiew. Wehrmachtsoffiziere hielten die Sicherheitslage imrückwärtigen Heeresgebiet unter anderem deswegen für prekär, weilmit dem Polizeibataillon 320 in Podolien und Wolhynien für mehrereWochen nur eine einzige Polizeieinheit zur Verfügung stand. Hinzukam, dass zum 1. September 1941 das Reichskommissariat Ukraineeingerichtet sein sollte und die Militärverwaltung das nach ihrenVorstellungen geordnete Gebiet dann an die zivilen Stellen übergebenwollte.
Derranghöchste Polizeifunktionär vor Ort, der Höhere SS- undPolizeiführer Russland-Süd Friedrich Jeckeln, formulierteangesichts dieser Lage den Gedanken, man könne die Juden ermorden.Er ließ am 25. August 1941 auf einer Konferenz im Hauptquartier desGeneralquartiermeisters im Oberkommando des Heeres, Eduard Wagner,ausrichten, dass er handeln werde:
„MajorWagner erläuterte […]. Bei Kamenetz-Podolsk hätten die Ungarnetwa 11.000 Juden über die Grenze geschoben. In den bisherigenVerhandlungen sei es noch nicht gelungen, die Rücknahme dieser Judenzu erreichen. Der Höhere SS- und Polizeiführer(SS-Obergruppenführer Jeckeln) hoffe jedoch, die Liquidation dieserJuden bis zum 1.9.1941 durchgeführt zu haben. […]“
DieKonferenz fand wahrscheinlich in Bartenstein statt, nicht wie früherangenommen in Winniza. Die Teilnehmer blieben trotz der deutlichenAnkündigung ungerührt und erörterten das Vorhaben nicht weiter.Laut Konferenzprotokoll verabredeten folgende Personen das Massaker:
HansGeorg Schmidt von Altenstadt als Leiter der AbteilungKriegsverwaltung beim Generalquartiermeister
JustusDanckwerts als Leiter der Abteilung V „Verwaltung“ der AbteilungKriegsverwaltung beim Generalquartiermeister und politischer Beratervon Hans Georg Schmidt von Altenstadt
WalterLabs als Vertreter des Reichsministeriums für die besetztenOstgebiete (RMfdbO).
OttoBräutigam als Vertreter des RMfdbO
PaulDargel als Vertreter von Erich Koch, designierter Reichskommissar imReichskommissariat Ukraine
„MajorWagner“
Ernst-Antonvon Krosigk als Chef des Stabes von Karl von Roques, dem Befehlshaberdes Rückwärtigen Heeresgebietes Süd.
Alsweitere mögliche Teilnehmer gelten zudem:
EduardWagner, Generalquartiermeister (später im Widerstand und nach dem20. Juli 44 hingerichtet)
Ernstvon Krause als Chef des Stabes des Wehrmachtbefehlshabers Ukraine
Weitere,namentlich nicht genannte Mitarbeiter des Generalquartiermeisters.
Jeckelnkonnte den Massenmord auch deswegen vorschlagen, weil er wusste, dassdie führenden Militärs in der Heeresgruppe Süd „samt und sondersbekennende Antisemiten“ waren. Das rassistische Schlagwort vom„jüdischen Bolschewismus“ war bei ihnen fest verankert. Judengalten als Träger der bolschewistischen Ideologie und darum alsSicherheitsrisiko und Feinde. Karl von Roques, Befehlshaber desRückwärtigen Heeresgebietes Süd, dem Jeckeln zugeordnet war,bildete hier keine Ausnahme. Zu Jeckeln hatte er offenbar einharmonisches Verhältnis. Unstimmigkeiten oder ernsthafteAuseinandersetzungen zwischen den beiden sind nicht bekannt. Berichteder Abteilung Ic („Feindaufklärung und Abwehr; geistigeBetreuung“) des Befehlshabers im rückwärtigen Heeresgebiet Südbetonten ihre reibungslose Zusammenarbeit.
Jeckelnselbst war ein radikaler Antisemit. Sein Wille, immer größereGruppen von Juden unterschiedslos umzubringen, mag durch einenWettbewerb um hohe Mordquoten angestachelt worden sein. Die britischeAbwehr schlussfolgerte jedenfalls aus dekodierten Funksprüchen mitAngaben über Opferzahlen: „Die Führer der drei Gebiete [dieHSSPF] wetteifern anscheinend um die ‚besten‘ Ergebnisse.“Erich von dem Bach-Zelewski, der HSSPF Russland-Mitte, hatteaufgrund des deutlich rascheren Vormarsches der Heeresgruppe Mitteweitaus höhere Zahlen melden können als Jeckeln. Hinzu kam, dassHeinrich Himmler mit den Leistungen Jeckelns unzufrieden war. DerReichsführer SS reagierte ungehalten auf den schleppenden Eingangvon Jeckelns Einsatzmeldungen. Himmlers Adjutant Werner Grothmannmahnte am 11. August beim HSSPF Russland-Süd einen umgehendenLagebericht sowie eine Darlegung der durchgeführten und der für dienächsten Tage geplanten Maßnahmen an. Bereits am 12. August 1941stellte sich Jeckeln bei Himmler ein und rapportierte. Himmler zeigtesich dabei „sehr ungehalten“ über Jeckelns Vorgehen, das immernoch zu wünschen übrig lasse.
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Es zeigt, dass Offiziere der Wehrmacht unmittelbar an den Verbrechen beteiligt gewesen sind...