»Die Könige sind von den Priestern niemals in die Kunst der Sprengstoffabrikation eingeweiht worden, das geht unter anderem auch daraus hervor, daß David in seinem Lobgesang Gott mit dem Sprengstoff der Priester verwechselt: (folgt Bibeltext)
David betet hier einfach das Pulver an, wie die Perser das Feuer, die Assyrier die Sonne anbeteten. Wer noch im Zweifel sein sollte und noch mehr Material für die Beantwortung unserer Frage braucht, der findet solches noch massenhaft in dem weiteren Inhalt der Bibel, doch nur bis auf Elia. So z. B. in der Beschreibung der Eroberung der Lade durch die Philister, in den Heldentaten Jonathans, in den Wundern Elia’s. Ausnahmslos, mit fast geistesarmer Einförmigkeit geschehen alle Wunder unter Feuererscheinungen, Sprengschüssen und dergleichen.
Ich will diese Untersuchung mit der
Wiedergabe eines Auszuges aus dem Buche der Makkabäer beschließen. Da dieses Buch von der Bibelgesellschaft für apokryph erklärt wird, so ist es aus den neueren, Bibelausgaben ausgeschaltet worden. (schon 1907?) Ich fand die Geschichte der Makkabäer in einer älteren spanischen Ausgabe, und was nun hier folgt, ist eine sinngetreue Übersetzung. Etwaige Abweichungen von dem Wortlaute deutscher Ausgaben berühren darum nur die Ausdruckswahl, nicht den Sinn:
2. Buch der Makkabäer, Kapitel 1
19. Als unsere Väter in die persische Gefangenschaft abgeführt wurden, nahmen die Priester heimlich das Feuer
vom Altar und verbargen es in einem tiefen und trockenen Brunnen und bewachten es dort, ohne daß jemand
davon wußte.
20. Und nach vielen Jahren, als der König von Persien Nehemias (nach Jerusalem) zurücksandte, schickte dieser die Enkel der Priester, die das Feuer verborgen hatten, um es zu suchen, und wie sie uns erzählten, fanden sie kein Feuer, sondern eine dicke Flüssigkeit.
21. Und Nehemias befahl, daß man ihm diese Flüssigkeit bringen solle, und daß man mit der Flüssigkeit Altar und Opfer besprengen solle.
22. Und als das geschehen war und die Wolken am Himmel sich verzogen hatten, entzündete sich ein großes Feuer, und alle staunten. (Gesell: Vielleicht durch ein Brennglas.)
31. Und als das Opfer vom Feuer verzehrt war, befahl Nehemias, daß die noch übrig gebliebene Flüssigkeit auf die Altarsteine gegossen werde. Und als dies geschah, entstieg diesen Steinen eine große Flamme.
33. Als man diese Geschichte dem Perserkönig erzählte, wie an dem Orte, wo die Priester das Feuer verborgen hatten, eine dicke Flüssigkeit gefunden wurde,
34. ließ der König den Ort genau untersuchen
35.
und gab den Priestern viele Güter und reichliche Geschenke.
36.
(Ich glaube mich zu entsinnen, in einer deutschen Ausgabe vor Jahren gelesen zu haben:
„Und der König schickte zur Untersuchung des „Ortes seine Gesellen und gab viel Geld aus, ohne etwas zu finden“.)
Es geht aus Vorstehendem, meiner Ansicht nach, folgendes klar hervor: Die Priester hatten den Sprengstoff in dem nach ihrer Meinung trockenen Brunnen versteckt, aber die hydrophilen Substanzen des Pulvers, vor allein das Salpeter, hatten die Feuchtigkeit der Luft oder der Erde angezogen und waren flüssig geworden. Der flüssig gewordene Sprengstoff hatte zwar noch die Kraft, in einer Flamme aufzugehen und zu verbrennen, aber zur Explosion war die Verbrennung infolge des Wassergehaltes eine zu langsame. Der König der Perser bestach die jüdischen Priester durch Geschenke, um ihnen das Geheimnis der Pulverfabrikation zu entlocken, aber die Priester wußten selbst nicht mehr, wie der Sprengstoff zu bereiten war. Vielleicht ist auch das Flüssigwerden des Sprengstoffes ein Beweis, daß die Priester das richtige Rezept nicht mehr kannten und zu viel oder gar ausschließlich Salpeter benutzten.
Die Macht der Priester stand und fiel mit der Sprengkraft ihres Pulvers.