Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Sklaven, dass man ihnen ein Malzeichen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn gibt;
und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Das sind alles Leute, die ihren Kopf nur tragen, damit es nicht in den Hals reinregnet. Eines haben die verantwortungsbewußten Haltungsturner in Hamburg mit ihrem peinlichen Entmündigungs- und Gouvernantengehampel geschafft, sie haben dem Sieferle-Büchlein mächtig Aufmerksamkeit verschafft. Bessere Verkaufsunterstützung konnte sich der Verlag gar nicht wünschen. Tatsächlich gehen die Bücher weg wie warme Semmeln, ich mußte auf meines zwei Wochen warten, weil der Verlag nicht mehr mit dem Drucken hinterherkam.
"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Und daß ausgerechnet linke Aufklärer, Humanisten und Diskursermöglicher den guten alten "Index librorum prohibitorum" wiederaufleben lassen, hat mir auch einige herzliche Lacher beschert. Die Blamage ist gelungen!
"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Doch, von mir:
Eine Nachbemerkung zu Sieferles "Finis Germania", nach dessen stattgehabter Lektüre ich zwar einigen der von ihm dargebotenen Thesen nicht zu folgen, aber auch die vom deutschen Haltungsjournalismus verhängte Verdammung als "völkisch" und "antisemitisch" nicht nachzuvollziehen vermag.
Seine These, die Allierten hätten den Deutschen 1945f. gewissermaßen zu Unrecht den Mythos eingeflößt, die deutsche Gesellschaft habe im 19. und 20. Jahrhundert an einem fundamentalen Makel gelitten, nämlich dem Gedanken eines deutschen Sonderweges zwischen Ost und West, halte ich für falsch. Denn es ist ja so, daß diese Vorstellung keineswegs ein Konstrukt alliierter Umerziehung ist, sondern tatsächlich einen zwischenzeitlich sehr lebendigen Strang im deutschen Geistesleben dieser Zeit beschreibt. Es gab tatsächlich die Formulierung des deutschen Wesens, das zwischen dem "asiatischen Osten" und dem dekadenten Westen stehe, deutsches Gemüt gegen westliche "Asphaltzivilisation"; eine These, die später zumal von den Nationalsozialisten aufgenommen wurde und ein Kernelement ihrer Propaganda bildete.
Inzwischen hat sich die "New York Times" auf durchaus unaufgeregte Weise des Büchleins angenommen und widmet ihm eine Besprechung, weit entfernt vom Inquisitions-Furor hiesiger Qualitätsmedien. Darin wird u.a. auf einen Aspekt der Angelegenheit verwiesen, der deutsche Groß- und Edelfedern seid einigen Jahren zunehmend betrübt: je bedeutender sie sich gerieren, desto stärker nimmt ihre Bedeutung ab. Das Publikum ist inzwischen weit davon entfernt, sich Verdikt und Anathema aus dem Feuilleton, dem verordneten Kollektivismus brav zu fügen. Im Gegenteil, die Brandmarkung war den Leser klare Kaufempfehlung. Bei Amazon stand Sieferles Werk zwischenzeitlich auf Platz eins der Buchverkäufe, bis der Verleger nicht mehr mit dem Drucken nachkam.
[Links nur für registrierte Nutzer]:
"When the German literary establishment unanimously denounced Mr. Sieferle’s work as an extremist tract, readers did not nod in agreement. They pulled out their wallets and said, ‚That must be the book for me.’ This is a sign that distrust of authority in Germany has reached worrisome levels, possibly American ones."
"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Wie gesagt, durchaus lesenswert und auf alle Fälle ein geeigneter und gelungener Anstoß, sich Gedanken über die Rahmenbedingungen der gegenwärtigen Situation zu machen. Ganz grundsätzlich ist es ohnehin immer ratsam, sich nicht auf das Urteil anderer zu verlassen, sondern als mündiger Leser zu einer eigenen Einschätzung zu gelangen.
Immer den alten Kant im Hinterkopf:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
[Links nur für registrierte Nutzer]
Und er sollte auch der unsrige sein.
"Die beiden Gelehrten Gabundus und Terentius diskutierten 14 Tage und 14 Nächte
lang über den Vokativ von Ego. Am Ende griffen sie zu den Waffen."
Umberto Eco
Danke!
Und Kant passt immer und sollte endlich auch einmal gelesen werden (Ist eine Sisyphusarbeit, ich weiß) , trotzdem lege ich großen Wert auf Rezensionen von Bücherliebhabern und Kennern, ist für mich unverzichtbar und hat mich vor manchen Fehlkauf bewahrt, gerade in einer Zeit, wo der Büchermarkt mit sagen wir - von Unmengen von Befindleichkeitsscheisse und systemimmanent sich anschmiegenden Schundwerken überschwemmt wird.
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)