Der Boris ist pleite. Der braucht eine neue Geschäftsidee.
Boris Becker ist einer der besten Tennisspieler aller Zeiten. – Dies sollte man im Gedächtnis festhalten.
Heizerist in Ben Ephraims Gemeinde.
Naja, ist so eine Sache, wer der bessere ist. An was soll man das festmachen? An absoluten Siegen, an Siegquote, an Grandslamfinalen usw.? Da liegt Becker selbstveständlich hinter Nadal und Federer.
Was Becker aber allen anderen voraus hat ist, daß er diesen Sport revolutionierte. Es gibt Profitennis vor Becker und nach Becker. Er brachte eine ungekannte Dynamik in diesen Sport, eine bedingungslose Hingabe jeden Ball erreichen zu wollen, ohne Rücksicht auf Verluste. Beckerrolle als Symbol dafür, oder aber der pummelige rothaarige Junge mit den offenen Knien und Ellbogen. Bis heute der jüngste Gewinner Wimbledons.
Zudem hatte wohl kaum ein anderer so ein tiefes Verständnis und Gefühl für dieses Spiel wie Becker. Wohl u.a. auch deshalb, weil er immer zu schwer für diesen Sport war, aber dennoch erfolgreich. Resultat war ein Spielstil der absolut abwechslungsreich und unvorhersehbar war, fürs Publikum ein Genuß. Er brachte die lange einhändige Rückhand slice ins Spiel um das Tempo auch mal rauszunehmen, ebenso gefürchtet die gefühlvollen und präzisen topspins longline, serve and volley und nicht zuletzt der brutale Aufschlag, extrem angeschnitten beim zweiten.
Ist irgendwie wie mit einer Erstbesteigung. Alle anderen kamen danach.
Bumbum Becker:
Heizerist in Ben Ephraims Gemeinde.
Welten besser, Galaxien vielleicht eher.
Boris ist der erfolgreichste männliche deutsche Tennisspieler mit großem Abstand (klammert man vielleicht mal Michael Stich etwas aus). Er ist nie auch nur ansatzweise bei den Herren das geworden, was Graf Stefani bei den Damen war oder Federer oder Nadal bei den Herren sind.
Er war aber (kurioserweise nicht nur in Deutschland) immer irgendwie gottgleich verehrt worden und hatte damit einen Bekanntheitsstatus, der dem von Pete Sampras zum Beispiel gleichkam. Ich war zu jung, um ihn als 17jährigen Wimbledon gewinnen zu sehen, ich glaube für viele Tennisspieler war er immer nur "der Junge" geblieben und sie mochten ihn so aus väterlichen und mütterlichen Instinkten und/oder Nostalgie. Ich habe ihn erst bewusst erlebt, als er älter war, ab Anfang der 90er, er war immer noch sehr stark auf dem Platz, aber einfach ein Arschloch und kein fairer Sportsmann, weswegen ich mich gewundert hatte, dass alle ihn so geliebt hatten.
Danach begann dann das groteske Schauspiel, dass dieser Typ, der wirklich nicht die hellste Kerze auf der Torte war, als "Experte" gefragt wurde, nicht nur für Fußball (wo sich seine Kompetenz schon in sehr engen Grenzen hielt), sondern auch in Politik, Wirtschaft und allen Fragen des Lebens. Und seine Weibergeschichten, die in dieser Form eher ein privates Scheitern markieren, noch irgendwie als glamourös gefeiert wurden. Ich habe mich immer nur an den Kopf gefasst, wie man diesen Trottel für seine Eskapaden und wirtschaftliche Fehlgriffe gefeiert hat.
Jetzt kommt bei den Leuten, die Götter und Idole brauchen, die Schadenfreude auf, weil sie enttäuscht sind. Darüber zu berichten, wie er seine Pokale versteigert, ist nicht lustig. Ich mochte ihn nie, aber seine Leistungen im Tennis kann man ihm nicht absprechen. Auch wenn ich ihn nicht mochte, hat er damals ein sehr unterhaltsames Tennisfieber in Deutschland geweckt, das kann man ihm nicht nehmen. Ich finde das auch nicht richtig, dass auf solche Gegenstände mit einem lächerlichen Marktwert, der in keinem Verhältnis zum ideellen Wert steht, zugegriffen wird. Außerdem ist das nichts, worüber in dieser Breite berichtet gehört, das ist Missgunst.
Ich tippe, dass diese Leute, bzw. die ganze öffentliche Atmosphäre um ihn, die jeden Furz von ihm gefeiert hat, als würde er nach Rosen duften, zu seinem Niedergang beigetragen haben.
Auch nicht zu vergessen, daß Becker für den Davis Cup durchsetzte, daß seine Teamkameraden alle dieselben Gelder bekamen und nicht er am meisten, weil bester Spieler.
Geschichte schrieb er dann in USA in dem Monstermatch gegen McEnroe, bei einem extrem deutschfeindlichen Publikum in Hartford. Seine Reaktion nach dem Gesamtsieg Ehrenrunden als Fahnenlauf mit schwarz-rot-gold durch die Amiarena. Für ihn war dieses Spiel in diesem Teasmwettbewerb sein "größtes Match".
"Das war Krieg", aber USA gleichen zum 2:2 aus
Um 23:17 Uhr amerikanischer Zeit (in Deutschland ging gerade die Sonne auf) und nach 6:39 Stunden ist dieses legendäre Match beendet. Später wird die Spielzeit aufgrund der Pause auf 6:21 Stunden nach unten korrigiert und ist damit nur um eine Minute kürzer als das bis dahin längste Tennismatch: 1982 ebenfalls im Davis Cup und ebenfalls mit McEnroe, der den Schweden Mats Wilander schlug. "Ich hatte nicht mehr viel übrig. Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Es war schön, Teil eines großen Matches gewesen zu sein. Ich wünschte nur das Ergebnis wäre anders" zeigte sich McEnroe wenig später natürlich enttäuscht.
Für Becker ist es "das größte Match, das er je gespielt hat". Freundliche Worte für McEnroe findet er aber nicht. "Ich bewundere ihn als Tennisspieler, aber er tut mir als Mensch leid. Er wird genau wissen warum". Der Leimener gibt später zu Bedenken, dass es "ein Krieg war". Eine Schlacht war für Deutschland gewonnen, aber noch nicht das große Ziel Klassenerhalt erreicht. Am nächsten Tag geht es mit dem Doppel weiter, in dem Pilic sich dazu entscheidet, Becker nicht antreten zu lassen. Stattdessen spielt Ricky Osterthun mit Beckers Stammpartner Jelen. Gegen das Weltklasse-Doppel Ken Flach/Robert Seguso müht sich das deutsche Duo nach Kräften, ist aber mit 3:6, 6:8, 12:14 unterlegen. Am darauf folgenden Sonntag gleicht McEnroe durch einen lockeren 7:5, 6:2, 6:1-Sieg gegen Jelen zum 2:2 für die US-Amerikaner aus.
"Jetzt oder Nie"-Situation für Becker gegen Mayotte
Nun liegt es wieder an Becker, im letzten Einzel den dritten und entscheidenden Punkt für Deutschland zu holen. Gegen Mayotte geht der Deutsche nach den bisher gezeigten Leistungen als Favorit ins Spiel. Und Becker wird dieser Rolle zunächst voll und ganz gerecht. In beeindruckender Manier gewinnt er die ersten beiden Sätze mit 6:2, 6:3. Doch es ist wie so oft bei Spielen mit dem Leimener. Es geht nicht ohne ein richtiges Drama. Becker baut Mayotte wieder auf und verliert Satz drei und vier mit 5:7 und 4:6.
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Sieg in Hartford ebnet Weg für zwei Davis-Cup-Triumphe
Becker schnappt sich eine Deutschlandfahne und dreht ein paar Ehrenrunden im "feindlichen Hartford". Seine Teamkameraden und Landsleuten jubeln ihm mit "Deutschland, Deutschland" und "Boris, Boris-Rufen" zu, der Rest der Halle ist still. Die USA muss zum ersten Mal aus der Weltgruppe des Davis Cups absteigen. Die Generation um McEnroe gibt so langsam das Zepter an die neue US-Generation mit Spielen um Andre Agassi, Pete Sampras, Jim Courier und Michael Chang weiter.
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Geändert von Heinrich_Kraemer (25.06.2019 um 10:59 Uhr)
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