Zitat von
Smultronstället II.
Die meisten Menschen, die ich im Alltag so treffe, glauben daran, dass die Deutschen zuviel jammern, dass die Medien die Dinge oft schlimmer darstellen, als sie eigentlich sind, und dass alles, was in der Tat nicht funktioniert, nur wegen temporärer Krisen so sei. Die Idee ist so, dass es halt Krisen gibt, die aus irgendeinem Grund kommen aber dann irgendwann auch wieder verschwinden. Die Menschen glauben an so ein zyklisches auf und ab, das wie ein Naturgesetz vonstatten geht. Auf Regen kommt auch wieder Sonne.
Was die Leute natürlich nicht verstehen ist, dass der Lebensstandard in Westeuropa im Allgemeinen und in Westdeutschland im Besonderen nur deshalb so hoch war, weil das Land als "Schaufenster zum Westen" gebraucht wurde. Solange die DDR und die Sowjetunion noch bestanden, wurde gerade Westdeutschland gehätschelt wie sonst nichts. Jetzt bedarf es das nicht mehr, und das Land zerfällt.
Überhaupt ist jeder materialistische Geschichtsoptimismus eigentlich nur angebracht, wenn man sich Westeuropa von ca. 1400 bis 1990 anguckt. Also ca. 500 Jahre in einem kleinen Teil der Welt. Aber schon in Russland sieht das anders aus, da kann man ja nichtmal von einem "Mittelalter" sprechen. Oder man könnte höchstens sagen, dass das Mittelalter bis zur Oktoberrevolution gedauert hat. Aber die Leibeigenschaft der Bauern zum Beispiel, die wurde ja in einem Zeitraum von über 100 Jahren eingeführt. Also in einem Zeitraum von über 100 Jahren sind die Dinge für die Bauern immer schlechter und schlechter und schlechter geworden, bis sie irgendwann von der Schollenpflicht direkt in der Leibeigenschaft gelandet sind.
Abgesehen von diesen ca. 500 Jahren Westeuropa ist Geschichte fast immer wie "eingefroren." Hier ist auch einer der ganz, ganz großen Fehler, den Marx und Co. begangen haben: ihr Geschichtsoptimismus! Anders als von Marx und Engels vorausgesagt, hat die beherrschte Klasse eigentlich fast NIE die Möglichkeit, ihre strukturellen Nachteile gegenüber der herrschenden Klasse auszugleichen. Und wenn die amerikanische Weltherrschaft vollkommen ist und es zum allerersten mal in der Mesnchheitsgeschichte NIRGENDSWO MEHR ernsthafte militärische und ökonomische Konkurrenz gibt (weil es nirgendswo mehr nicht-amerikanisches Kapital gibt, um das sich dieser Widerstand formieren könnte), könnten die berühmten 99% vielleicht NIE WIEDER etwas zum Besseren verändern. Dann wäre in der Tat das Ende der GEschichte gekommen und die Geschichte einfahc wie eingefroren, 99% aller Menschen würden dann in einem hochtechnologisierten Mittelalter sozusagne leben. Sklaven, die von einer degenerierten Oberschicht mit Kameras und implantierten Mikropchips überwacht werdne etc.