Scharon wirft Europäern kollektiven Antisemitismus vor
Israels Ministerpräsident Ariel Scharon hat schwere Vorwürfe gegen Europa erhoben. Den Menschen dort wohne der Antisemitismus inne, und die Regierungschefs der EU machten sich einer "voreingenommenen Nahostpolitik" schuldig. Auch warnte Scharon vor einer wachsenden Zahl von Muslimen in der EU.
Jerusalem - Den Vorwurf des kollektiven Antisemitismus erhob Scharon in einem Interview mit dem online-Informationsdienst EUpolitix.com. Er reagierte damit auf eine Umfrage der Europäischen Union, die ergeben hatte, dass die Mehrzahl der Befragten Israel als die zur Zeit größte Gefahr für den Weltfrieden einstufen - noch vor Nordkorea oder dem Iran.
"Was wir in Europa vorfinden ist ein Antisemitismus, der schon immer existiert hat, und der kein wirklich neues Phänomen ist", sagte Scharon gegenüber dem Dienst. Scharon wendet sich in dem Artikel gegen die Unterscheidung von Antisemitismus und der Kritik an der israelischen Regierung. "Heute gibt es keine Trennung mehr. Wir reden über kollektiven Antisemitismus. Der Staat Israel ist ein jüdischer Staat und die Haltung gegenüber Israel ist entsprechend."
Scharon wirft den Regierungen der EU vor, nicht genug gegen den Antisemitismus zu tun. Auch sei die Politik gegenüber dem Staat Israel voreingenommen. Dies hindere die EU-Staaten im Nahen Osten eine größere Rolle zu spielen. Israel könne es sich nicht leisten, sein Schicksal in die Hände der Europäer zu legen, die für ihre unausgeglichene Nahostpolitik bekannt seien. Allein unter der italienischen Präsidentschaft in der EU sei die Politik ausgewogen, lobte Scharon Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi.
Die EU hatte jüngst aus der stark ablehnenden Haltung gegenüber dem Bau eines Grenzzauns der israelischen Regierung zu den palästinensischen Gebieten kein Geheimnis gemacht. Mit dem Zaun will sich Israel gegen das Eindringen palästinensischer Selbstmordattentäter schützen.
Scharon führte gegenüber dem Online-Dienst weiter aus, die zunehmende Zahl von Muslimen in der EU bedrohe "ganz sicher das Leben von Juden".
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