"Der Westen - eine auch geostrategische Überlegung"
Zugegeben, zwar lese ich sehr viel über politische und wirtschaftliche Entwicklungen in der Welt, allen voran im Bezug auf China, ein Land, dessen Entwicklung im Bereich des wirtschaftlichen und wissenschaftlich-technologischen Fortschritts mich fasziniert und begeistert, ein Land dass ich auch aus vielerlei anderer Hinsicht, genauso wie seine Bewohner großartig finde, aber ich halte mich mit Schriften darüber allerliebst zurück.
Allerdings bin ich gewiss kein Freund des politischen Systems in China und durch meine Geisteshaltung dem Amerika von Thomas Jefferson zugetan. Insofern müssen meine Gefühle im Bezug auf dieses riesige Land zwiegespalten und zerrissen sein.
In China finde ich eine Dynamik und wirtschaftliche Prosperation vor, die unbestritten, jeder kann es nachlesen, es vermochte, hunderte Millionen Menschen aus der bittersten und widerwertigsten Armut zu befreien. Dies gelang ausschließlich durch eine Öffnung der Märkte und dem Zulassen der menschlichen Eigeninitiative um durch eigenes Handeln im Leben Vorwärts zu kommen. Gleichzeitig ist nicht alles Gold was glänzt und wahrlich kann keine Rede davon sein, dass China ein kapitalistisches Paradies sei. Zu viele Regulierungen und staatliche Eingriffe verhindern im Zusammenspiel mit der Inflation der chinesischen Notenbank auch dort, dass sich die Verbesserungen von Lebensverhältnissen vertiefen und hinsichtlich seiner Qualität breiter aufstellen können. Daher wächst auch das Ungleichgewicht in China, dass man zwischen arm und reich vorfindet, rasant.
Meinungen und missliebige Informationen zu zensieren, werden in China auf Perfektion getrimmt. Mit Hilfe einer staatlich überwachten Digitalisierung, die nicht den Menschen und den Kräften eines freien Marktes, sondern den Zentralstellen der kommunistischen Partei unterworfen sind, kann selbst ein so riesiges Land mit nahezu 1,4 Milliarden Menschen gehalten werden wie in einem Hühnerkäfig. Dies mag jetzt etwas hart klingen, vor allem für mich selbst, der eine so große Affinität zu China hat, aber vielleicht genau darum, übersehe ich nicht die verschiedenfarbigen Schattierungen dieses riesigen Reiches. Es gibt tolle Entwicklungen durch die Menschen, die jeden Tag in China mit unternehmerischer Tätigkeit dieses Land voranbringen und Erfindungen und Entwicklungsprozesse anstoßen, die der Zivilisation insgesamt zu gute kommen und es gibt staatliche Strukturen, die so autoritär sind, dass man immer hoffen muss, dass die dahinter stehenden Politiker entspannt, gelassen und zukunftsorientiert sind.
Der Einfluss des Westens in der Welt nimmt ab. Das erkennt man auch, wenn man sich ansieht, wieviele Verbindungen mit allen möglichen Ländern dieser Erde China gegenwärtig aufbaut, Handelsbeziehungen anstrebt, ausbaut und vertieft. Sogar die erste chinesische Militärbasis in Übersee entsteht nun in Djibuti. Ein Ort, der vielleicht einmal Afrikas erstes Hongkong werden könnte ? Nicht bezogen darauf, dass Chinesen sich in Djibuti so zahlreich niederlassen, sondern bezogen darauf, dass auch Hongkong einst durch das britische Empire gegründet wurde. Oft sind es dann solche Orte, wo die Admiralität sich niederlässt, wo durch Infrastruktur Handelsknotenpunkte entstehen, die hundert Jahre später sich zu prosperierenden Zentren der Zivilisation sich entwickeln. Der Westen ist unattraktiv geworden, sowohl in der Welt als auch im Westen selbst. Die dahinter liegende Ursache versuche ich immer auf einen kurzen und prägnanten Nenner zu bringen. Es sind die Ideale der Freiheit, sowohl wirtschaftliche Freiheit als auch individuelle Freiheit, die in den Ländern des Westens, schaut man sich die seit Jahrzehnten grasierenden Gesetzeswütereien - die von allen Parteien mitgetragen wurden - an, sukzessive abgenommen hat. Kein Wunder also, dass ein Rechtsschwenk, der jedoch seinerseits selbst als Einäugiger unter den Blinden, mit dem Finger nur auf die Linken, statt auch auf seine eigenen Ansätze zeigt, heutzutage stattfindet. Rechts und links, A-Hörnchen und B-Hörnchen, es spielt keine Rolle, sind keine lösungsorientierten Ansätze um den Westen zu restaurieren. Im Grunde, bedürfte es einer Epoche der Restauration westlicher Werte um die Realität mit den ursprünglichen Idealen zusammen zu führen. Heute erleben wir, wie manche Länder des Westens sich an China orientieren. Menschen denken, vielleicht liegt die Ursache der Probleme am System ? Wenn es eine autoritäre Hand gäbe, könnten wir uns in Richtung China entwickeln. Das mag so sein, gilt aber auch hinsichtlich der in Gefängnis gesperrten Menschen, weil sie nichts anderes verbrochen haben, als ein paar Buchstaben in Worte zusammen zu setzen, die von dem was sie sagen sollten, abgewichen sind.
Chinesische Unternehmen sind heutzutage in der Lage sich Teile der Welt zu kaufen. Wieso auch nicht ? Sie haben das Geld. Es ist in Ordnung. Man sollte aber bedenken, dass es durchaus möglich ist, zumindest theoretisch, dadurch in eine Abhängigkeitsfalle zu geraten. Kann sich ein Land, dass von chinesischen Investitionen abhängig ist, es sich leisten, seinen eigenen Bürgern Meinungsfreiheit zu gewähren, wenn diese darin münden kann, die chinesische Politik oder das politische System Chinas zu kritisieren ? Es ist zumindest denkbar, dass Länder sich in die defensive Abhängig begeben. Der falsche Ansatz einer vorgegaukelten Lösung wäre nun, auf Protektionismus zu setzen und der Meinung zu sein, man brauche keinen Handel mit der Welt, die einem nicht gefällt. Wenn dies nämlich passiert, nimmt der Wohlstand massiv ab. Die Ärmsten leiden darunter am stärksten. Die Reichen leiden darunter weniger stark, bleiben sie doch auch im neuen System oben. Aber generell nimmt der Wohlstand aller ab. Das widerum führt zu den nächsten Keimen, aus denen heraus Probleme erwachsen, die nicht kontrollierbar an´s Tageslicht drängen. Nein, die richtige und einzige Lösung ist, der Welt gegenüber sich zu öffnen. Es gilt die Prinzipien einer freien Marktwirtschaft aus den verstaubten Schubladen heraus zu kramen und die eigenen Bürger wieder in die Lage zu versetzen, Wohlstand und Teilhabe an der Welt und dem Leben zu ermöglichen. Dann nämlich, ist man auch nicht in der Situation, sich unbedingt aufkaufen lassen zu wollen, weil man Geld benötigt und kann gegebenenfalls selbst zum Käufer werden. Allerdings steht dahinter dann keine politische Einmischung und der Wohlstand ist auch noch auf nachhaltigen Füßen angelegt, sodass ein Land wie China gezwungen wäre, umzudenken, weil es seinerseits, auch wenn es die größere Bevölkerungsanzahl hat, in die defensive geraten würde. Dazu benötigt es das richtige Geld. Ohne Geld funktioniert gar nichts. Kein Tausch, keine Wertsteigerung, kein Wohlstand, nichts. Das Geld gehört dem freien Markt zurückgegeben. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde es durch Edelmetalle wie Gold oder Silber gedeckt. Ein womöglich hartes Geld entstünde aus dem Markt heraus, dass dazu verleiten würde, die wirtschaftlichen Strukturen umzumodellieren. Vom gegenwärtig Konsum getriebenen Handeln würde die Wirtschaft stärker wieder auf Produktion setzen und erst dann den Konsum dadurch ermöglichen. Produktion war auch in China jahrzehntelang der Weg zu gesellschaftlichem Wohlstand. China war die Werkbank dieser Welt. Nun sind dort die technologisch fortschrittlichsten Unternehmen entstanden. Daran zu denken war bis vor 30 noch undenkbar. Schaut man sich Shanghai an, sieht man eine unglaublich vitale, prosperierende, magische Weltmetropole, die sowohl bei Tag als auch bei Nacht in ihren Bann zieht.
In Ungarn und Polen scheint man auf die Unzulänglichkeiten des gegenwärtigen westlichen Modells mit einer Flucht in autoritäre Modelle ala China, Russland oder Türkei reagieren zu wollen. Es ist der falsche Weg. Vielleicht mögen noch andere Länder des Westens folgen wollen. Doch insgesamt ist diesem Weg keine gute Zukunft beschieden. An China kann man sich absehen, dass durch eine Öffnung und dem Zulassen von mehr Kapitalismus die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert werden. Ansonsten kann man sich aber an China genauso absehen, dass man mit der falschen Meinung schonmal als Outlaw endet, der vielleicht sogar nicht einmal mehr reisen darf. Denn falls es jemand bereits weiss oder nicht, wird ein Sozialkreditsystem in China erwogen, sodass politisch umtriebige Querdenker keine Chance haben, bei negativer behördlicher Bewertung dieses Kontos, mit einem Flugzeug zu reisen. Die Fluggesellschaften werden vom Staat angewiesen, die staatlichen Forderungen umzusetzen und dürfen dann gewisse Menschen nicht reisen lassen. Das kann man auch eine Umerziehungsmaßnahme mit anderen Mitteln nennen.
Die unter westlich geführter Flagge getätigten amerikanischen Kriege waren niemals Ausdruck der westlichen Ideale sondern waren ihre Vergewaltigung. Eine Vergewaltigung derart, dass vorgegeben wurde, Freiheiten zu bringen, während man in Kauf nahm, dort Leid und Zerstörung zu schaffen, wo die Menschen tatsächlich Freiheit am nötigsten gebraucht hätten. Jeder Krieg war einer zu viel, war einer der gegen die Werte des Westens, wenn man darunter die Freiheit des Individuums versteht, wenn man darunter die Ideale von Thomas Jefferson versteht, gerichtet war. Das war, um es in der Sprache Erdogans zu formulieren, ein politischer Selbstmord.