Zitat von
Mütterchen
...wenn die Therapie medizinisch sinnvoll erscheint und der Patient wohl weiter hätte leben wollen, darf er juristisch und ethisch am Leben gehalten werden. So ist es in Deutschland geregelt.
Für kleine Kindern läuft es etwas anders. Der Grund: Ihnen spricht man einen eigenen Willen ab. An die Stelle des mutmaßlichen Willens tritt deshalb das Kindeswohl: Es gilt herauszufinden, was das Beste für das Kind ist. Bei einem schwer kranken Kind, das von Maschinen abhängig ist, ist das manchmal aber extrem schwer: Hat es Schmerzen? Leidet es unter den epileptischen Anfällen und ist gestresst von den blinkenden und piependen Maschinen auf der Intensivstation? Oder ist es friedlich und kann doch noch ein wenig Glück empfinden, wenn die Mutter es im Arm hält? Auf all diese Fragen gibt es nicht immer eine eindeutige Antwort. In Deutschland, sagt Jox, "vertraut man dann meist auf das, was die Eltern sagen, denn sie kennen ihr Kind am besten".
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In Großbritannien aber läuft es mitunter anders. Das Urteil, dass Charlies Leben beendet werden solle, sagt Jox, reiht sich ein in eine Reihe höchstrichterlicher Urteile. Und in denen spielte die Einschätzung der Eltern keine große Rolle. Dass Charlies Mutter, Connie Yates, der festen Überzeugung ist, dass ihr kleiner Sohn nicht leidet, überzeugt die Richter nicht. Sie schreiben in ihrer Urteilsbegründung: "Es gibt keine realistische, alternative Therapie für den armen Charlie." Eine Fortsetzung der Beatmung hingegen führe nur zu "mehr Schmerz, Leid und Elend". Das aber könnten Charlies Eltern nicht erkennen. Denn sie seien emotional so stark involviert, dass sie gar nicht mehr rational entscheiden könnten.
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Der unbedingte Wille, Leben zu schützen, und das Vertrauen darin, dass Eltern sehr gut wissen, was das Beste für ihr Kind ist, lassen deutsche Gerichte meist anders entscheiden. Ein Fall wie Charlie Gard ist in der Bundesrepublik kaum denkbar.
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Die Eltern sehen ihr Kind ganz sicher nicht als Fleischklops. Und ganz sicher ist es oft der Fall, dass Eltern/Angehörige durch ihre enge emotionale Nähe wahrnehmen, was Außenstehenden nicht ersichtlich ist, selbst bei extrem starker Behinderung. Oder Komapatienten. Die Anehörigen " spüren" einfach wie sich der Kranke fühlt.
Charlies Fall ist sicher ein Extrem. Aber meiner Meinung nach ganz sicher nicht so einfach auf das reduzieren was du aus ihm machst.