Wir haben's ja! Bauen im Hochtechnologieland Deutschland.......Autobahnen als Millionengräber
Betonkrebs frisst Steuergelder auf
Von Christoph Rieke
Zahlreiche Straßen müssen wegen eines kaum bekannten Bauproblems repariert werden. Den Staat kostet das Hunderte Millionen Euro - weil die Politik jahrelang Warnungen von Experten in den Wind schlug.
Das Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Ende der 1960er Jahre trat es vermehrt in Schleswig-Holstein auf, wenige Jahre später hatte die ostdeutsche Reichsbahn massiv in ihren Gleisanlagen damit zu kämpfen. "Wir hatten bereits 1988 eine vollständige Liste über alkaliempfindliche und beständige Betonzuschlagsstoffe",sagt der Geologe Gerhard Hempel, einer der renommiertesten Betonkrebs-Kenner, im Gespräch mit n-tv.de.Bis zu seinem Ruhestand forschte er jahrzehntelang an der Universität Weimar am Institut für Baustoffe, der heutigen Materialforschungs- und Prüfungsanstalt. Akribisch listeten Hempel und seine Kollegen alle Gesteinsarten der Region auf, die "potenziell betonschädigend" sein könnten.
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Auf die Betonkrebs-Experten aus der ehemaligen DDR wollte damals kaum jemand hören. Dabei hatte Hempel schon 1992 vor den Risiken falsch ausgewählter Betonzuschlagstoffe gewarnt.
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Und bereits 2016 warnte ein internes Papier im Vorfeld der Verkehrsministerkonferenz [Links nur für registrierte Nutzer]. Die Experten rechneten mit Sanierungskosten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.
"Jetzt will es die Politik so hinstellen, dass die Problematik lange nicht bekannt war", sagt Betonkrebs-Kenner Hempel. Dass der Staat mehrfache Warnungen ignorierte und so Milliarden verpulverte, macht ihn fassungslos: "Woanders wäre ein Untersuchungsausschuss eingesetzt worden."
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