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Thema: Die großen Komponisten

  1. #21
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Richard Strauß

    Richard Strauß beschrieb ein befreundeter Musiker mir gegenüber mal so: "Unter Strauß stelle ich mir immer so einen tolpatschigen Bayern vor, der polternd in Lederhosen die Tür hereinkommt".
    Hört man Stücke wie "Das Heldenleben" oder "Die Alpensinfonie" oder etwa den "Till Eulenspiegel", dann ist dieses Urteil gut nachvollziehbar.
    Jedoch dagegen die Biografie: der Mann hat beide Weltkriege erlebt, starb 1949 (!) im größten Chaos und Schrecken, den Deutschland seit dem 30jährigen Krieg erlebt hatte. Er mußte über Jahrzehnte den Untergang der romantischen Epoche, der er doch so eindeutig anhing, mit ansehen, zum Schluß selber als ein "längst aus der Zeit Gefallener!"
    Wie paßt das zum unbekümmerten Draugängertum eines Till Eulenspiegel, oder zum heiter ironischen Selbstportrait des "Heldenlebens"?
    Natürlich: Strauß hat auch viel Ernstes geschrieben, die "vier letzten Lieder" stehen dafür sinnbildlich. Aber daß ein Künstler am Ende seines langen Lebens etwas Ernstes, in sich gekehrtes schreibt, liegt ja auch wieder nahe. Das hätte jeder Komponist wohl so getan.
    Nein: Strauß's Natur war das Theatralische, er war ein Tonmaler, einer, der immer außermusikalische Inhalte in Töne umsetzte und dementsprechend auch ausschließlich die sinfonische Dichtung bevorzugte. Er ist sozusagen der deutsche Prokoview, oder besser umgekehrt: Prokoview ist der russische Strauß.
    Kurzzeitig versuchte er, die Grenzen der Romantik zu sprengen, namentlich in seinen Opern Salome und Elektra, entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, in seiner Berliner Zeit. Vermutlich wurde er angesteckt und inspiriert von Schönberg, Stravinsky, Debussy. Aber insgesamt blieben diese Versuche doch sehr zaghaft. Eigentlich blieb er immer Romantiker und findet zu diesem "reinen" Stil auch später zurück.
    Strauß war ebenso wie Mahler, Bruckner und Wagner ein Virtuose der Orchestrierung, ein Meister der Klangwirkung. Klangfarbenhörer, die diese Komponisten schätzen, werden auch Richard Strauß lieben. Seine musikalischen Ideen sind frecher, unkonventioneller, "moderner" als die der vorher genannten. Tragik, die sogar zu Schwulst ausarten kann, liegt ihm allerdings fern.
    Für mich bleibt die Frage: Wie kann jemand, die alle Katastrophen des 20. Jahrhunderts so hautnah erlebte, der nicht die "Gnade des frühen Todes" hatte, dennoch auch gegen Ende seines Lebens noch so heitere und kratvoll optimistische Musik schreiben?
    Beantworten kann ich diese Frage nicht, weil ich auch nie eine Biografie des Komponisten gelesen habe. Vorstellen könnte ich mir: Strauß lebte in den letzten Jahrzehnten in der Vergangenheit, im "goldenen Zeitalter" der Künste, der Hochzeit der deutschen Musik, der wilhelminischen Ära. Diese Jahrzehnte hatten seine Musik zu Weltruhm geführt, er gab gefeierte Konzerte in New York und anderen Metropolen weltweit. Vielleicht hat er sich einfach von der schlimmem Gegenwart späterer Jahrzehnte innerlich abgewandt.

  2. #22
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Wer ein persönliches Bekenntnis vermissen sollte, Mozart gab u. a. eins in der Klaviersonate Nr. 9 a-Moll, nach dem Köchelverzeichnis Nr. 8, KV. 310. Entstanden in 1778 Paris unmittelbar nach dem Tod seiner Mutter:

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  3. #23
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Zitat Zitat von Apostate Beitrag anzeigen
    Ja, wer denn sonst, Herrgott nochmal. Die beiden Männer lebten doch zur Zeit der französischen Revolution, bzw. der Napoleon-Kriege und der Restauration. Schon zu Mozarts Zeiten war Europa in Aufruhr, die Neue Welt war entdeckt und allerorten schossen plötzlich Geheimbünde und Logen aus dem Boden, die der alten Ordnung den Kampf ansagten.

    Mozart war, wie jeder wissen sollte, selbst ein Logenbruder. Denkst Du, die haben, wie kopflose BRDlinge dort nur verträumt und vielleicht romantisiert an Ärsche, Titten, Fußball, Saufen und Fressen gedacht?
    Es wäre sehr freundlich, wenn Du den Strang nicht durch solche unflätigen Fluchereien entwerten würdest.
    Es ist mir durchaus bewußt, daß Mozart Freimaurer war. Jedoch ist er erst ganz am Ende seines Lebens, genauer durch Herrn Schikaneder und sein Libretto, dazu gekommen. Erst als er am Hof keinen Erfolg mehr hatte. Ein politischer Mensch war er deswegen nicht. Ebensowenig beweist das seine Vertonung des politisch brisanten Opernstoffes.

    Und in Bezug auf Deine Einschätzung des Amadeus-Filmes gebe ich Dir auch nicht recht. Wir wissen nicht genau, wie Salieri war, aber höchstwahrscheinlich war er tatsächlich so, wie Du ihn beschreibst. Jedoch ist Dein Anspruch an den Film falsch: es soll hier eben kein historisch korrekter Ablauf gezeigt werden, sondern eine auch spannende und dramatische Mordgeschichte. Insofern mußte die fiktive (aber nicht unmögliche) Geschichte her.
    Der Wert des Filmes liegt in etwas ganz anderem: dem exakt genauen Einfühlen in Mozarts Charakter und dem der Personen in seinem Umfeld. Durch diesen Film konnte sich erstmals ein Millionenpublikum ein sehr gründliches ,sorgfältiges und auch zutreffendes Bild über den Menschen Mozart machen. Ein Bild, für das ansonsten ein Musikwissenschaftler den gesamten Briefwechsel Mozarts mit seiner Familie hätte lesen müssen.

  4. #24
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Wann kommt bei dir Mussorgsky ?

    Die tiefsten Brunnen tragen die höchsten Wasser - Meister Eckhart

  5. #25
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    Beethoven
    Beethovens Personalstil ist von der ersten Note an unverwechselbar. Ich erkenne ihn sofort, auch wenn ich das Stück nie zuvor gehört habe. Bei Mozart und Haydn z.B. kann es da durchaus zu Verwechslungen kommen.
    Das passiert mir leider nicht gerade selten, daß ich Haydn und Mozart verwechsle, und das, obwohl ich die Werke vorher schon einmal vermeinte gehört zu haben. Wenn ich damit keine Ausnahme bin, stellen sich natürlich Fragen.

    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    Vielleicht liegt ein Schlüssel seiner Bedeutung darin, daß er eben nie Kompromisse gemacht hat, daß er nur in sich hinein gehört hat.[...]
    Obwohl das grundsätzlich schon so stimmt, erinnere ich mich an ein Beispiel, das drastisch aufzeigt, wie sehr Beethoven unter Konformitätsdruck zu Leiden hatte. Man hat seinen Freigeist nicht gefördert, sondern von ihm Zugeständnissse an den Zeitgeist erwartet. Im Zusammenhang mit op. 133 "Große Fuge" kann man erkennen, daß auch Beethoven irgendwann resignierte, und zumindest dort musste er notgedrungen einen Kompromiß machen, und vertonte dem Auftraggeber einen neuen, "gefälligeren" Schlußsatz.

    Was das Finanzielle betrifft, es stimmt, daß er Förderer hatte. Aber ausgesorgt hatte er zu keiner Zeit. Und durch seine politische Haltung hatte er eben auch Feinde. Metternich ging sogar soweit, daß er das Zustandekommen eines Fonds für Beethoven verhinderte, mit der Begründung, daß Beethoven das Geld ja "doch nur verjuxe".
    Geändert von Coriolanus (29.07.2017 um 20:43 Uhr)
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  6. #26
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    Es wäre sehr freundlich, wenn Du den Strang nicht durch solche unflätigen Fluchereien entwerten würdest.


    Zitat Zitat von derNeue Beitrag anzeigen
    [...]Der Wert des Filmes liegt in etwas ganz anderem: dem exakt genauen Einfühlen in Mozarts Charakter und dem der Personen in seinem Umfeld.
    Eben genau das macht er ja nicht, stattdessen wurde eine Legende aufgegriffen, die auf einer fiktionalen Geschichte von Alexander Puschkin basiert. Im Grunde bedient der Film nur Klischees und Stereotypen.
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  7. #27
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Mussorgski

    Bei Modest Mussorgski denke ich immer an die "Gruppe der fünf", also an die russischen Komponistenfreunde, zu der auch der Arzt Borodin, C, Cui (der unbekannteste unter ihnen), Balakirew, der revolutionäre Klavierwerke schrieb, und vor allem Rimsky-Korsakow.
    Ich mag sie alle, wie ich überhaupt die russische Musik liebe. Gelegentlich verwechsele ich, welches Werk von wem stammt, da sie sich doch sehr ähneln. Im Schostakowitsch-Abschnitt schrieb ich, daß die russische Musik gegenüber der westeuropäischen immer so etwa 50-100 Jahre hinterherhinkt. In der Romantik kann man das auch so sehen, vergleicht man diese Komponisten etwa mit Mahler, Wagner, Strauß etc.
    Trotzdem handelt es sich für mich um geniale Musik, einfach schlicht, von einer kindlichen Naivität, und doch genial. Die begabtesten unter ihnen waren meiner Meinung nach R. Korsakow und Mussorgsky. Typisch für ihre Welt ist das Verherrlichen, aber auch ins Klischee gehenden Darstellungen des Fremden, besonders des Orientalischen. Diese fremde Welt wird mit einer kindlichen Naivität, wie aus dem Märchenbuch, musikalisch gemalt. Gleichzeitig aber mit größtem Können und zartesten Klangfarben. So etwa im "Sindbad der Seefahrer"aus der Scheherazade von Korsakow, der "Orientale" von Cesar Cui, oder der viel zu unbekannten Oper "der goldene Hahn" mit herrlichen orientalisch fremd klingenden Molltonleitern.
    Die Tendenz, fremde Welten oder auch alte Zeiten klischeehaft mythologisiert dazustellen, ist in der Romantik ja sowieso inhärent, man denke z.B an Brahms "ungarische Raphsodien" oder "Sarasates Zigeunerweisen".
    Bei der "Gruppe der Fünf" ist dieser Drang aber besonders stark erkennbar.
    Sie beforzugten Charakterstücke und sinf. Dichtungen, also freie Formen, auch Salonstücke wie den "Hummelflug", die aber nicht als oberflächliche "Salonmusik" abgetan werden können, wie das bei vielen anderen Komponisten der Zeit der Fall ist. Von Mussorgsky liebe ich am meisten die "Nacht auf dem kahlen Berge" (als Kind oft gehört), was wohl den Blocksberg darstellen soll. Allerdings hört man sich auch schnell satt, die Themen sind allzu einschmeichelnd, die Ohrwurmgefahr ist zu groß.
    Mussorgsky und Korsakow sind für mich wie naive Malerei in Musik umgesetzt.

  8. #28
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    Zitat Zitat von Apostate Beitrag anzeigen
    Das passiert mir leider nicht gerade selten, daß ich Haydn und Mozart verwechsle, und das, obwohl ich die Werke vorher schon einmal vermeinte gehört zu haben. Wenn ich damit keine Ausnahme bin, stellen sich natürlich Fragen.
    Gerade bei den Frühwerken dieser Komponisten könnte das wohl niemand.
    Obwohl das grundsätzlich schon so stimmt, erinnere ich mich an ein Beispiel, das drastisch aufzeigt, wie sehr Beethoven unter Konformitätsdruck zu Leiden hatte. Man hat seinen Freigeist nicht gefördert, sondern von ihm Zugeständnissse an den Zeitgeist erwartet. Im Zusammenhang mit op. 133 "Große Fuge" kann man erkennen, daß auch Beethoven irgendwann resignierte, und zumindest dort musste er notgedrungen einen Kompromiß machen, und vertonte dem Auftraggeber einen neuen, "gefälligeren" Schlußsatz.

    Was das Finanzielle betrifft, es stimmt, daß er Förderer hatte. Aber ausgesorgt hatte er zu keiner Zeit. Und durch seine politische Haltung hatte er eben auch Feinde. Metternich ging sogar soweit, daß er das Zustandekommen eines Fonds für Beethoven verhinderte, mit der Begründung, daß Beethoven das Geld ja "doch nur verjuxe".
    Völlig richtig, aber die späten Streichquartette haben ja alle Zeitgenossen nicht mehr verstanden. Mit oder ohne großer Fuge: der Verleger hat sich wohl nur noch die Haare gerauft.
    Beethoven stand allerdings nicht unter einem vergleichbaren Druck wie etwa Mozart. Für Mozart war das eine reine Existenzfrage, Beethoven war durch seine Rente finanziell abgesichert und hatte auch schon massenhaft Einnahmen durch den Druck seine Werke.
    Beethoven konnte man auch weniger anhaben: seine Reputation war schon viel zu groß. Tausende begleiteten den Trauerzug bei seinem Tod.

  9. #29
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    Zitat Zitat von Brutus
    Möchte jeden einladen, sich mit Mozarts Klavierkonzerten zu beschäftigen, die eine Welt für sich sind. KV 503, C-Dur, gibt sich ganz anders als das im Zeichen des Abschieds und verhaltener Melancholie stehende KV 595 glanzvoll, repräsentativ, auf äußere Wirkung bedacht, die aber immer wieder durch Ausflüge in's Persönliche aufgebrochen wird.



    Bitte zu beachten, daß wir es bei Mozart niemals mit einem quasi monolithischen Orchesterblock zu tun haben, und der Klang laufend ausdifferenziert und farblich gestuft wird, vor allem durch Holz- und sparsamen Einsatz der Blechbläser, als würde man Licht durch ein Prisma schicken.

    In der Kunst, mit sparsamsten orchestralen Mitteln ein Maximum an Klangfarben zu erzeugen, ist Mozart der Meister aller Klassen. Für mich jedenfalls.

    Allen, denen Deutschland etwas bedeutet, sollten sich schleunigst um Mozart kümmern. Wie kaum ein Genie sonst gilt er seit Gioacchino Rossinis Bewunderung als Inbegriff dessen, was La Germania an Vollkommenheit hervorbringen kann.

    Beim Erbfeind hält man ihn zu meiner großen Genugtuung neben Einstein für den Inbegriff der Genialität, erweitert um so undeutsche Aspekte wie Leichtigkeit und Schönheit.
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  10. #30
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    Standard AW: Die großen Komponisten

    Zehn Minuten, so viel sind es ja gar nicht, sollte jeder übrig haben, um sich von Don Giovanni einen Eindruck zu verschaffen.

    Gezeigt wird ein Fest, das es in sich hat: Bei 2:00 hören wir *viva, viva la libertà*. Das muß damals so provozierend gewirkt haben wie heute, wenn auf der Bühne jemand Robert Faurisson und den Revisionismus hochleben ließe.

    Für die Wiener Aufführung hat Mozart die Stelle gestrichen!

    Im Anschluß folgt eines von Mozarts kompositorischen Kunstücken, drei Tänze gleichzeitig, Menuett, Contredanse und Deutscher, die jeweils unterschiedlichen sozialen Schichten zugeordnet werden.

    Alles andere erklären die englischen Untertitel.



    *Tutto, tutto già si sa*, alles ist offenkundig! Das könnte man jetzt auf verschiedene Weise auslegen, auch im Hinblick auf Don Giovanni als chronisch geilen Repräsentanten der Eliten mit Neigung zu Vergewaltigung, Totschlag, Sadismus und Pädophilie.
    Mann, Mann, Brutus!

    Jetzt übertreib mal nicht im Revisions-Wahn. Laß' bitte unsere musikalischen Altvorderen aus Deinem Schema. Vermutlich hast nur etwa übertreiben wollen, gelle?
    Es gibt nichts Schöneres, als den deutschen Spießern mithilfe des kulturellen Erbes auf's Brot zu schmieren, wie langweilig, verschnarcht und spießig sie sind. Halten sich für konservativ und haben von der Verrgangenheit keine Ahnung.

    Von Übertreibung meinerseits kann kaum die Rede sein, weil es in der anerkannten Literatur einen anderen Freiheitsbegriff als den von mir erwähnten gar nicht gibt, heute so wenig wie im 18. Jahrhundert.

    Die Titelfigur aus Mozarts Oper versteht unter Libertà haargenau das Gleiche wie Voltaire, Turgot, Condorcet, Lepeletier de Saint Fargeau, Le Chapelier oder der nachgewiesen pädophil-sadistische Prince de Conti.

    Zufall? Glaube ich eher nicht, weil ich nicht zu denen gehöre, die Leute für doof halten, nur weil sie vor 230 Jahren gelebt und einen Zopf getragen haben.

    Wäre das *Viva, viva la Libertà* nicht eine neuralgische Stelle, hätte sie Mozart nicht bei der Wiener Uraufführung gestrichen.

    Jetzt kann man fragen, wieso er das gemacht hat?

    Vermutlich, weil Freiheitsaufrufe niemals besonders gern gesehen und gehört werden.

    Aber unabhängig davon, was Mozart zu dieser Kürzung bewogen hat, bleibt festzuhalten, daß die von Don Giovanni geforderte Freiheit haargenau dem entspricht, wofür in Frankreich Revolution gemacht wurde und eine breite Schicht von Intellektuellen Propaganda trieb.

    Meine Interpretation hat also den Vorzug, daß sie nahtlos in die Zeit Da Pontes und Mozarts paßt, das Stück aus seiner Zeit heraus zu erklären versucht und nicht aus Sicht des 20. Jahrhunderts und seiner Märchen.

    Leider ist den meisten der Vergangenheitsbezug verlorengegangen, so daß sie nur kulinarisch genießend oder romantisch glotzend im Theater sitzen.

    Ich dagegen meine, daß viele Werke noch ganz andere, tiefer liegende und äußerst interessante Facetten aufweisen als das, was man in sich hineinschlürfen kann. Das ist auch eine schöne Sache, nur eben ein wenig oberflächlich.

    Wer sich damit zufrieden geben will, bitte! Für mich beginnt das Aufregende und Interessante der europäischen Geschichte und Kultur dort, wo die reine Kulinarik aufhört.
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