Es gibt nichts Schöneres, als den deutschen Spießern mithilfe des kulturellen Erbes auf's Brot zu schmieren, wie langweilig, verschnarcht und spießig sie sind. Halten sich für konservativ und haben von der Verrgangenheit keine Ahnung.
Von Übertreibung meinerseits kann kaum die Rede sein, weil es in der anerkannten Literatur einen anderen Freiheitsbegriff als den von mir erwähnten gar nicht gibt, heute so wenig wie im 18. Jahrhundert.
Die Titelfigur aus Mozarts Oper versteht unter Libertà haargenau das Gleiche wie Voltaire, Turgot, Condorcet, Lepeletier de Saint Fargeau, Le Chapelier oder der nachgewiesen pädophil-sadistische Prince de Conti.
Zufall? Glaube ich eher nicht, weil ich nicht zu denen gehöre, die Leute für doof halten, nur weil sie vor 230 Jahren gelebt und einen Zopf getragen haben.
Wäre das *Viva, viva la Libertà* nicht eine neuralgische Stelle, hätte sie Mozart nicht bei der Wiener Uraufführung gestrichen.
Jetzt kann man fragen, wieso er das gemacht hat?
Vermutlich, weil Freiheitsaufrufe niemals besonders gern gesehen und gehört werden.
Aber unabhängig davon, was Mozart zu dieser Kürzung bewogen hat, bleibt festzuhalten, daß die von Don Giovanni geforderte Freiheit haargenau dem entspricht, wofür in Frankreich Revolution gemacht wurde und eine breite Schicht von Intellektuellen Propaganda trieb.
Meine Interpretation hat also den Vorzug, daß sie nahtlos in die Zeit Da Pontes und Mozarts paßt, das Stück aus seiner Zeit heraus zu erklären versucht und nicht aus Sicht des 20. Jahrhunderts und seiner Märchen.
Leider ist den meisten der Vergangenheitsbezug verlorengegangen, so daß sie nur kulinarisch genießend oder romantisch glotzend im Theater sitzen.
Ich dagegen meine, daß viele Werke noch ganz andere, tiefer liegende und äußerst interessante Facetten aufweisen als das, was man in sich hineinschlürfen kann. Das ist auch eine schöne Sache, nur eben ein wenig oberflächlich.
Wer sich damit zufrieden geben will, bitte! Für mich beginnt das Aufregende und Interessante der europäischen Geschichte und Kultur dort, wo die reine Kulinarik aufhört.