In meiner Kindheit gab es in Österreich nur Stecker der folgenden Art:
Die Kontaktstifte von 4mm Durchmesser in 19 mm Abstand waren in der Mitte geschlitzt, um zu federn, und der Isolierkörper drum herum rund und an die Steckdose angepasst als optimaler Schutz vor Berührung der Kontakte. Das Ding links wurde hier im Volksmund "Doppelstecker genannt, obwohl es 3 Stecker aufnehmen konnte. Er wurde irgendwann verboten, weil die Verbindung durch die mechanische Belastung instabil wurde.
Als immer mehr Geräte auf den Markt kamen, die mit Wasser zu tun hatten und daher zum Schutz des Anwenders Erdung des Gehäuses angeraten war, kam aus Deutschland der Schukostecker mit Schutzkontakten. Das war in den Fünfzigerjahren.
Wesentlich für alle Schukostecker, egal, welcher Ausführung, ist, dass beim Einstecken als erster der Schutzkontakt schließt und er beim Herausziehen als letzter öffnet.
Ich sag's gleich: Mir gefällt die deutsche Ausführung auch nicht so gut wie die in Frankreich, Portugal, Tschechien und noch irgendwo üblich. Die nachfolgende Version passt in deutsche und französische Steckdosen. Gar so verschieden sind die nämlich gar nicht. Und die Bügel sind nur im Stecker aus Blech. In der Dose sind sie kräftiger gebaut und gewährleisten sicheren Kontakt. Schlechter sind sie keinesfalls und billiger kommen sie auch nicht.
Der Stiftabstand beträgt auch hier 19 mm, aber der Durchmesser beträgt 6 mm, und die Stifte sind nicht geschlitzt. Dafür sind die Kontakte in der Steckdose gefedert. Dadurch können sie zwar auch 4-mm-Kontakte halten, die aber wegen der seitlichen Führung nicht hineinpassen. Die Schukostecker wiederum lassen wegen der dickeren Stifte nicht in die Löcher alter Steckdosen.
Da man die alten Steckdosen abschaffen wollte, kam für vollisolierte Geräte eine Version ohne Schutzkontakte auf den Markt. Die unten abgebildete passt in deutsche und französische Steckdosen.
Für kleinere, leichtere vollisolierte Geräte wie etwa Rasierapparate schuf man den Eurostecker, der letztlich so ausgeführt wurde, dass nur die Enden der Stifte leitfähig sind, um versehentlichen Kontakt mit den Fingern zu vermeiden.
Durch die Schrägstellung der Stifte geben sie trotz 4 mm Durchmesser Kontakt in der 6-mm-Dose. In Brasilien hatte ich seinerzeit manchmal Schwierigkeiten damit, weil sie durch die abgesetzten Kontakte und die Schrägstellung beim Herausziehen hängenbleiben konnten. Was macht man da, wenn sich die Befestigungsschraube der Dose zwischen den Kontakten befindet?
Früher gab es in Kontinentaleuropa Länder mit 220 V und solche mit 110 V Netzspannung. Für die Umstellung von 220 auf 230 V hörte ich einmal die Begründung, man wolle damit erreichen, dass auch noch in größerer Entfernung von den E-Werken noch wenigstens 220 V verfügbar seien, was Nonsens ist. Schließlich befinden sich zwischen E-Werk und Verbrauchern mehrere Trafos, die man mittels Anzapfungen justierbar machen kann. Ich glaube eher, man wollte der Obsoleszenz etwas nachhelfen. Die machte sich nämlich damals auch immer stärker bemerkbar.
Niedrige Spannungen sind weniger gefährlich, das ist das Motiv dafür. Die dickeren oder dünneren Leitungen machen sich eher in der Installation bemerkbar. Die Fernleitungen liegen so oder so auf höherer Spannung. Anschlussleitungen von Geräten sind vergleichsweise kurz und im Fall kleiner Geräte ohnehin nicht dick. Die Untergrenze beträgt so oder so 0,75 mm² pro Leiter aus Gründen der Reißfestigkeit.
Das mit der Erdung ist auch nicht so einfach, wie du zu glauben scheinst, und muss Vorgaben erfüllen. Und es gibt
Erdung oder
Nullung, je nach lokaler Vorschrift, die nicht miteinander kombinierbar sind.
Das mit Erdspieß oder Fundamenterder ist Erdung. Der Erdleiter hat direkt, ohne irgendeine Sicherung dazwischen, zu den Schutzkontakten zu führen. Schlägt ein Blitz in den Blitzableiter oder in die Erde ein, entsteht dadurch ein Potentialtrichter, der das Haus und speziell die Wasserleitung und die Schutzerde auf dasselbe Potential hebt, was die Gefahr für die Bewohner verringert.
Nullung erfolgt beim letzten Transformator, wo der Sternpunkt geerdet und als Neutralleiter zu den Verbrauchern geführt wird. Dort wird er als Neutralleiter über die Sicherungen zu den Steckdosen und anderen Verbrauchern geführt und andererseits wie eine Schutzerde direkt, ohne irgendeine Sicherung dazwischen, zu den Schutzkontakten. Geerdet darf er dort nicht mehr werden - Vorschrift!
Der Nachteil der Nullung besteht darin, dass bei Blitzschlag die Schutzkontakte und damit die Gerätegehäuse auf dem Erdpotential beim Trafo bleiben, das ein paar hundert Volt verschieden von dem der Wasserleitung sein kann. Schlägt ein Blitz dort ein, ist die ganze Steckdose samt Schutzkontakten auf einem anderen Potential als der Rest des Hauses.