Dem deutschfeindlichen Jesuiten-Papst Franziskus zur Erinnerung:
Ein liederlicher Mensch war Leo X. (1513-1521).
Leo X., ein Sprößling der berühmten Fürstenfamilie der Medicis, lebte »vergnügt wie ein Papst« und kümmerte sich ebensowenig um die Christenheit als um Geschäfte, wenn er nicht durch seine ungeheuren Geldbedürfnisse dazu gezwungen war.
Er soll während der acht Jahre seiner Herrschaft 14 Millionen Dukaten verbraucht haben. Bei seiner Krönung verschenkte er 100000 Dukaten. Dichter und Maler erhielten von ihm sehr bedeutende Summen; aber die guten Christen deckten das alles.
Einst sagte Leo zum Kardinal Bambus: »Wie viel uns und den unsrigen die Fabel von Christo eingebracht hat, ist aller Welt bekannt.«
Sein Hof war der prächtigste, den es gab, und das Geld wurde mit vollen Händen weggeworfen. So war es denn kein Wunder, daß er trotz seines Ablaßkrams noch bedeutende Schulden hinterließ.
Leo verkaufte alles, was nur Käufer fand, und sein Finanzminister Armellino war der unverschämteste Blutsauger.
Leo wurde durch einen plötzlichen Tod aus seinem üppigen Leben hinweggerissen und hatte nicht einmal Zeit, die kirchlichen Sakramente zu empfangen. Dieses gab einem Dichter Veranlassung zu einem Epigramm: »Ihr fragt, warum Leo in der Sterbestunde die Sakramente nicht nehmen konnte? – Er hatte sie verkauft.«
Leos Ablaßkram gab die nächste Veranlassung zur Reformation.
Die gefährliche Lage des Päpstlichen Stuhles hätte einen recht kräftigen Papst erfordert; aber Leos Nachfolger, Hadrian VI. (1521-1523), war dies durchaus nicht. Er war ein bornierter Gelehrter.
Seiner Gelehrsamkeit wegen hatte man ihn zum Lehrer Karls V. gewählt, und als sein Zögling Kaiser war, machte man ihn zum Rektor der Universität Löwen.
Luther sagt von ihm: »Der Papst ist ein Magister noster aus Löwen, da krönt man solche Esel.«
Als dieser »deutsche Barbar« zu Fuß nach Rom kam und zu seinem Unterhalt täglich nicht mehr als zwölf Taler verbrauchte und Bier dem Wein vorzog, da machten die Kardinäle sehr lange Gesichter und kamen zu der Einsicht, »daß der Heilige Geist keinen als einen Italiener verstehe«.
Hadrian war ein hölzerner Pedant und viel zu ehrlich, als daß man ihn lange auf dem Päpstlichen Stuhl hätte dulden können. Die Satiriker nahmen ihn scharf mit. Der Dichter Berni charakterisiert dieses Papstes Regierung sehr ergötzlich. Die bezügliche Stelle heißt in der Übersetzung:
»Eine Regierung voll Bedacht, Rücksicht und Gerede, voll Wenn und Aber, Jedennoch und Vielleicht, und Worten in Menge ohne Saft und Kraft, voll Glauben, Liebe, Hoffnung, das heißt voll Einfalt, – wird Hadrian allgemach zum Heiligen machen.«
Hadrian beging ein in den Augen aller Kardinäle und Geistlichen gräßliches Verbrechen; er gestand nämlich ein, daß Luther mit seinem Verlangen nach einer Reformation gar nicht so unrecht habe, indem er ehrlich genug war zu schreiben:
»Gott gestattete die Verfolgung um der Sünde willen; die Sünde des Volkes stammt von den Priestern, die daher Jesus auch zuerst im Tempel aufsuchte, und dann erst in die Stadt ging. Selbst von diesem unserem Heiligen Stuhl ist so viel Unheiliges ausgegangen, daß es kein Wunder ist, wenn sich die Krankheit vom Haupt in die Glieder, von Päpsten in die Prälaten gezogen hat. Wir wollen allen Fleiß anwenden, damit zuerst dieser Hof, von dem vielleicht alles Unheil ausging, reformiert werde, je begieriger die Welt solche Reformen erwartet.«
So etwas war unerträglich, und Hadrian »wurde gestorben«. Der Jubel der Römer bei seinem Tode war sehr groß, und sie begingen die Unschicklichkeit, die Tür seines Leibarztes zu bekränzen und mit der Inschrift zu versehen: Liberatori Patriae S. P. Q. R. (Der Senat und das Volk Roms dem Befreier des Vaterlandes.)
Damit man nicht in Versuchung kommt, das Schicksal dieses ehrlichen gelehrten Dummkopfes gar zu sehr zu beklagen, bemerkte Corvinich, daß er fünf Jahre lang Großinquisitor in Spanien war und dort 1020 Menschen lebendig und 560 im Bildnis verbrennen ließ und 21 845 andere zu Vermögenseinziehung, Ehrlosigkeit usw. verurteilte.
Clemens VII. (1523-1534), wieder ein Medici, folgte dem »Magister noster Esel« und verstand es besser als dieser, den Kirchenmonarchen zu spielen; aber die Reformation konnte er ebensowenig unterdrücken. Er hatte große Not auszustehen, denn der Konnetable Karl von Bourbon stürmte mit seinem unbezahlten Heer Rom. Der Feldherr wurde zwar bei dem Sturm erschossen, allein dies diente nur dazu, die Wut der beutelustigen Soldaten mehr anzufachen. Unter ihnen befanden sich 14.000 Deutsche unter Georg von Frondsberg, der es besonders auf den Papst abgesehen hatte und einen goldenen Strick bei sich trug, um Se. Heiligkeit damit eigenhändig in den Himmel zu befördern.
Der Papst floh in die Engelsburg, und mit Rom wurde unbarmherzig umgegangen. Die Kardinäle hatten schlimme Zeit, denn selbst die katholischen Spanier gingen hart mit ihnen um.
Die Soldaten raubten, wo sie etwas fanden; denn wenn die Krieger der damaligen Zeit Geld witterten, dann suspendierten sie alle Religion, stahlen und mordeten nach Herzenslust und ließen sich dann absolvieren. Die Beute belief sich an Gold, Silber und Edelsteinen auf mehr als zehn Millionen Gold und an barem Gelde, womit sich die Vornehmen ranzionieren mußten, auf eine noch größere Summe.
In einem alten Buch von 1569 beschreibt Adam Reißner, der in Diensten Frondsbergs mit in Rom war, die tolle Wirtschaft, welche die Soldaten dort neun Monate lang trieben, sehr einfach und treuherzig:
»Die Landsknecht haben die Cardinäls Hüt auffgesetzt, die roten langen Rock angetan vnd sind auff den Eseln in der Statt vmbgeritten, haben also jr Kurzweil vnd Affenspiel gehalten. Wilhelm von Sandizell ist oftermals mit seiner Rott, als ein römischer Bapst, mit dreyen Kronen für die Engelburg kommen, da haben die andern Knecht in den Cardinäls Röcken jrem Bapst Reverentz gethan, jre lange Röck vornen mit den Händen auffgehebt, den hindern Schwantz hinden auff der Erd lassen nachschleyffen, sich mit Haubt vnd Schultern tief gebogen, niederkniet, Fuß vnd Händ geküßt. Alsdann hat der vermeynt Bapst Clementen einen Trunk gebracht, die angelegte Cardinäl sind auff jren Knien gelegen, haben ein jeder ein Glaßvoll Wein außtrunken vnd dem Bapst bescheyd gethan, darbey geschrien, Sie wollen jetzt recht fromme Bäpst vnd Cardinal machen, die dem Keyser gehorsam, vnd nicht wie die vorige widerspenstig, Krieg vnd Blutvergiessen anrichten.
Zuletzt haben sie laut vor der Engelburg geschrien: Wir wollen den Luther zum Bapst machen! welchen solchs gefallen, der soll ein Hand aufheben, haben darauff all jre Händ auffgehebt vnd geschrien, Luther Bapst, vnd viel dergleichen schimpffliche lächerliche Spottreden gethan.
Grünewald, ein Landsknecht schrey vor der Engelsburg mit lauter stimm, Er hett lust, daß er den Bapst ein stück auß seinem Leib solt reissen, weil er Gottes, deß Keysers vnd aller Weld Feind sey« usw.
Nachdem Papst Clemens an die Truppen noch gegen 400..000 Dukaten bezahlt hatte, ließ man ihn, als Diener verkleidet, aus der Engelsburg entwischen.
Clemens hatte kein Glück, aber auch kein Geschick. So viel hätte er mit seinem Verstande erkennen können, daß die Zeit der Innozenze vorüber war; allein er war unpolitisch genug, es mit dem despotischen Heinrich VIII. von England zu verderben, den er exkommunizierte und der sich dafür mit seinem ganzen Lande von Rom lossagte. Dadurch verlor der Päpstliche Stuhl den Petersgroschen, eine Abgabe, welche seit 740 von jedem englischen Hause nach Rom bezahlt wurde und die bis dahin gegen 38 Millionen Gulden eingebracht hatte.
Die Reformation machte unter diesen beiden letzten Päpsten immer weitere Fortschritte, und die 1522 auf dem Reichstage zu Nürnberg versammelten Reichsstände erklärten, »daß sie die päpstlichen und kaiserlichen Verordnungen nicht vollstrecken lassen könnten, weil das Volk, welches den Lehren Luthers in großer Menge zugetan sei, dadurch leicht auf den Argwohn geraten könnte, als wolle man die evangelische Wahrheit unterdrücken und die bisherigen Mißbräuche unterstützen, und dies könnte leicht zu Aufruhr und Empörung Anlaß geben.«
Die deutschen Fürsten auf dem Reichstage nahmen diesmal kein Blatt vor den Mund, und in den »hundert Beschwerden der deutschen Nation« sprachen sie geradezu von den Betrügereien der Päpste, was sie nicht einmal heutzutage wagen würden, überhaupt sagten die Verteidiger der Reformation damals vieles sogar mit dem Beifall der Fürsten, was selbst heute in anständiger Sprache nicht gewagt werden dürfte, aus Furcht vor endlosen Preßprozessen. Man ließ Luthers »Satyren« ungehindert passieren, obwohl sie eigentlich nichts als unflätige Schimpfereien waren.
Der »Gottesmann Lutherus« zeigte wenig Respekt vor Päpsten oder Fürsten, wenn es die Verteidigung seiner Sache galt. Er ging mit ihnen um, als ob sie Bettelbuben gewesen wären, und sagte sowohl dem Könige von England als dem Herzog Georg von Sachsen auf das allerderbste Bescheid. Den Herzog von Braunschweig nannte er nur den »Hansworst«; aber am schlimmsten kam der Papst weg.
In seinem Buche »Das Papsttum vom Teufel gestiftet« nennt er die Kirche »die Lerche« und den Papst »den Kuckuck, der die Eier fresse und dafür Kardinäle hineinscheiße«. Er nennt Se. Heiligkeit »einen Gaukler, das Leckerlein von Rom, päpstliche Höllischkeit und Spitzbube, ein epikurisch Schwein, das vom Teufel hintenaus geboren und will, daß man ihm den Hintern küsse, – einen beschissenen und furzenden Papstesel, vor dessen Fürzen sich der Kaiser fürchtet und der alle Fürze der Esel binden und die selbsteigenen angebetet haben will und daß man ihm dabei noch den Hintern lecke.«
Wenn es heutzutage ein Schriftsteller wagen würde, so gegen den Papst zu schreiben oder gegen einen Fürsten, dann fiele halb Europa in Ohnmacht und dem Verfasser winkte ein Preßprozeß mit darauffolgendem Gefängnis, so lang wie das Fegefeuer.
(frei nach Corvin)