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Thema: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von HansMaier.
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    Standard Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    1. August 1923:
    Der Dollar steht auf 1.200.000 Mark, d. h. die Mark ist fast nichts mehr wert. Heute habe ich die ersten 5 Millionen Scheine gesehen. Neue Kartoffeln kosten 6.000 Mark das Pfund. Anzugstoffe kosten 3 Millionen Mark das Meter. Die Läden schließen früher . Sie werden bestürmt. Alles flieht vor der Mark.

    8. August 1923:
    Der Dollar steht auf 3.600. 000 Mark. Es ist krisenhaft.

    21. August 1923:
    Die Teuerung steigt ungeheuer. Kühe kosten 350 Millionen Mark. Gehalt empfangen. Nachzahlung 27 Millionen Mark; die höchste bis jetzt und doch zu klein und wird in einigen Tagen von einer höheren abgelöst werden. Der Dollar steigt wieder gewaltig. Man sagt, er
    stehe auf 8 Millionen Mark.

    27. August 1923:
    Ungeheure Steuern sind beschlossen. Die Einkommensteuer wurde um das 400fache erhöht, Ruhrsteuer das 800fache. Die Landwirtschaft bezahlt die Landsteuer. Sie beträgt für jeden
    200 Mark des Wehrbeitrages, gleich 1 1/2 Goldmark monatlich.

    29. August 1923:
    Gertrud hat 10 Pfund Kronsbeeren verkauft, das Pfund für 150.000 Mark, gleich 1 1/2 Mio. Dafür hat sie ein Haarband gekauft und1/4 Mio. über gehabt. Heute habe ich für das Haarschneiden 300.000 Mark bezahlt.

    4. September 1923:
    220 Millionen Nachzahlung bekommen. Was für Zahlen und wie wenig steckt dahinter!
    Die Kinder verdienen mit Kronsbeerenpflücken drei bis vier Millionen täglich. Ein Pfund kostet 300.000 Mark. Es geht über Stock und Stein. Der Zusammenbruch kommt.

    8. September 1923:
    Roggen und Hafer gekauft, den Ztr. für 50 Mio. Mark. Der Dollar stand gestern auf 53 Mio.

    9. September 1923:
    Heute Gehaltsnachzahlung von 156. Mio. Mark bekommen. Das ist nicht viel, denn ein Ztr. Roggen kostet 50 Mio., also drei Ztr., nach alter Währung 24 Mark. Die Anzüge kosten jetzt 800 Mio. bis zu 4 Milliarden; Stiefel 180 Mio. Die Sorge, womit wir uns kleiden, kommt.

    13. September 1923:
    Der Dollar steigt bis 120 Millionen.

    14. September 1923:
    Eintritt für ein Schülerkonzert 250.000 Mark. Zwei Ztr. Roggen gekauft, je Ztr. 120 Mio.

    16. September 1923:
    Butter 28 Mio. Mark, Milch l Mio. Ein Fuder Grummet (Heu) 200 Mio. Mark.

    19. September 1923:
    Gehaltszahlung für drei Septemberwochen 461.706.000 Mark. Acht Tage vorher 148.221.000.
    Für die letzte Woche bekam ich 1.968.000.000. Vierzöllige Drahtnägel kosteten 1/2 Mio.

    26. September 1923:
    Auf der Post Geld für Zeitungen des Monats Oktober bezahlt, und zwar 27 Mio. Mark.
    Für G. Geburtstagsgeschenke: Schürze, Pantoffeln Nagelbürste u. Spitzen für 100 Mio.

    9 Oktober 1923:
    Die endgültige Wertlosigkeit der Mark ist abzusehen.
    Nachmittags Schweine geholt; das Pfund 30 Mio. Mark. Die beiden Schweine wiegen 41 Pfd.

    10. Oktober 1923:
    Siegfried ist im Zirkus gewesen. Die Karte kostete 10 Mio. Mark. Diese hat ihm ein Mitschüler geschenkt. Man denke: Kinder schenken sich 10 Millionen. Der Dollar soll auf drei Milliarden stehen. Das wird wohl der Tod des Ministeriums Stresemann sein.

    22. Oktober 1923:
    Der Dollar ist auf 40 Milliarden gestiegen. Heute Abend bezahlte ich meine Zeitung für November mit l Milliarde 222 Millionen! Ein Manchester Anzug soll 110 Milliarden, bei Dagefördes sogar 150 Milliarden kosten.
    Die Brotkarten haben aufgehört. Das ist die letzte Erinnerung an den großen Krieg.

    28. Oktober 1923:
    Die Maurer bekommen 3 Milliarden Mark die Stunde. Sanders müssen aufhören zu bauen, weil es zu teuer ist. Sie haben ein Rind verkauft, 4 Ztr. je 200 Milliarden Mark.

    31. Oktober 1923:
    Ein Dollar jetzt = 64 Milliarden. Ich habe 3 Nachzahlungen im Betrage von 611 Milliarden bekommen. Mit Millionen Scheinen kann man nichts mehr anfangen. Früher haben wir immer bei den russischen Millionen Scheinen gelacht. Jetzt haben wir Milliarden Scheine. Eine Milliarde hat einen Wert von 6 Pfennigen.

    14. November 1923:
    In der Politik wird mit allen Mitteln um die Macht gekämpft. Der Dollar ist 800 Milliarden Mark wert. Wir haben 1/2 Dollar in wertbeständigem Geld ausgezahlt bekommen.

    19. November 1923:
    10 Millionen Scheine werden als Makulatur verkauft. Millionen Scheine werden aus dem Verkehr gezogen. Milliarden sind Kleingeld. Billionen sind Umgangsgeld. Heute habe ich mir 50 Zigarren gekauft, das Stück für 50 Milliarden = 2 Billiarden 500 Milliarden . Man glaubt es nicht! Heute nahm ich für 4 Schinken 43,2 Millionen auf.

    23. November 1923:
    Heute kam der Bote und brachte Gehälter. Ich bekam 33 Billionen, davon 16 in Rentenmark. Eine Rentenmark = l Billion. Die neuen Preise haben die Vorkriegspreise meistens überschritten. So kostet der Roggen z.B. 13 Goldmark; vor dem Kriege 8 Mark.

    5. Dezember 1923:
    Die Rentenmark kommt jetzt in den Verkehr. Man hört sehr verschiedene Meinungen über sie. Eine Zigarette kostet 50.000.000.000 Mark. Eine Rolle Kautabak = 240 Bio = 24 Pf. Ich kaufte einen Kalender für 500 Bio. Mark = 50 Pfennig.

    18. Dezember 1923:
    Wir bekommen jetzt wieder Gehalt in Goldmark. Ich bekomme mtl. 227,50 Goldmark.

    29. Mai 1924 :
    Vom l. Juni ab gibt es eine Gehaltserhöhung. Wir bekommen jetzt 80 % des Vorkriegsgehalts. Ich erhalte jährlich 3.600 Mark, außerdem 120 Mark Frauenzulage und für die Kinder 456 Mark; außerdem gibt es Ortszulage, gegenwärtig Wohngeld genannt. Leider ist alles 40 % teurer, so dass wir nur etwa 50 % der Friedensgehälter haben.

    2. Juli 1924:
    Für 44 Zentner Briketts an Kohlmeyer 74,80 Mark bezahlt.

    2. September 1924:
    Mein Gehalt für den Monat September beträgt nach Abgang aller Abzüge 289 Mark.

    28. September 1924:
    Zum 1. Oktober bekam ich 319 Mark nach den Abzügen.
    Trotz der persönlichen finanziellen Verluste sind wir froh, wieder ein normales Leben führen zu können. Wir hoffen alle, dass es nun auch mit der Wirtschaft bergauf geht."


    MfG
    H.Maier
    "Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
    wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
    Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -

  2. #2
    1291-er Eidgenosse (NW) Benutzerbild von truthCH
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Zitat Zitat von HansMaier. Beitrag anzeigen
    31. Oktober 1923:
    Ein Dollar jetzt = 64 Milliarden. Ich habe 3 Nachzahlungen im Betrage von 611 Milliarden bekommen. Mit Millionen Scheinen kann man nichts mehr anfangen. Früher haben wir immer bei den russischen Millionen Scheinen gelacht. Jetzt haben wir Milliarden Scheine. Eine Milliarde hat einen Wert von 6 Pfennigen.
    Na ja, da kenne ich heute auch einen Haufen Leute, die dann ihre Augen zum weinen brauchen werden, weil sie diese ja vorher nicht zum sehen benutzen wollten.
    Wenn das grüne Reich die Energieversorgung an die Wand gefahren hat, fällt auch die Ampel aus und dann gilt wieder rechts vor links! Ja, ich spare Strom - fahre einen Benziner.

  3. #3
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Zitat Zitat von truthCH Beitrag anzeigen
    Na ja, da kenne ich heute auch einen Haufen Leute, die dann ihre Augen zum weinen brauchen werden, weil sie diese ja vorher nicht zum sehen benutzen wollten.
    Tja, die Auguren sind sich uneins, kommt ein deflationärer Crash oder eine Hyperinflation, oder
    beides nacheinander? Auf jeden Fall sind alle Versionen äusserst übel. Auch für das herrschende
    System. Nach den Ereignissen dieses Frühjahres, gehe ich von einem gezielten Reset aus und zwar
    ausgehend von den Amis. Der Dollar ist eh schon ruiniert und mit einer Währungsreform könnte sich
    der Ami auch noch den Stachel der chinesischen Devisenreserven aus dem Fleisch ziehen.
    MfG
    H.Maier
    "Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
    wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
    Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -

  4. #4
    1291-er Eidgenosse (NW) Benutzerbild von truthCH
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Zitat Zitat von HansMaier. Beitrag anzeigen
    Tja, die Auguren sind sich uneins, kommt ein deflationärer Crash oder eine Hyperinflation, oder
    beides nacheinander? Auf jeden Fall sind alle Versionen äusserst übel. Auch für das herrschende
    System. Nach den Ereignissen dieses Frühjahres, gehe ich von einem gezielten Reset aus und zwar
    ausgehend von den Amis. Der Dollar ist eh schon ruiniert und mit einer Währungsreform könnte sich
    der Ami auch noch den Stachel der chinesischen Devisenreserven aus dem Fleisch ziehen.
    MfG
    H.Maier
    Na ja, wie heisst es so schön: "Man optimiert zur Zeit nur die Fallhöhe"

    Umgemünzt: Der Mann der vom Dach fiel und während des Sturzes sich immer wieder selber sagte: "Bis jetzt lief es noch ganz gut, bis jetzt lief es noch ganz gut" - Doch entscheidend ist nicht der Weg nach unten, sondern der Aufschlag auf dem Boden.

    So dann ... "Happy deep impact"
    Wenn das grüne Reich die Energieversorgung an die Wand gefahren hat, fällt auch die Ampel aus und dann gilt wieder rechts vor links! Ja, ich spare Strom - fahre einen Benziner.

  5. #5
    Rufer in der Wüste Benutzerbild von Merkelraute
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Wir sollten das Hyperinflation Tagebuch fortführen.

    23.8.2021 5 ct pro kwh Erdgas

    24.8.2022 50 ct pro kwh Erdgas (+1000% seit August 21)

    Ich gehe davon aus, daß wir im Dezember vielleicht schon die 2000% knacken.

  6. #6
    Lanzmann Benutzerbild von Neben der Spur
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Bis zum Kriegs-Überfall der
    Putinist_Innen

    * Brathering billigste 300gr-Alu-Dose 1,19 Euro.


    Danach 1,39€.
    Jetzt Ende August 1,59€.
    Lass' die Toten ihre Toten begraben | Matthaeus 8:22
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    Schulbildung ist zwar kostenlos, in den meisten Fällen aber umsonst. | User amendment

    If God's on the left, then I'm sticking to the Right | AC/DC - Hell's Bells

  7. #7
    Pillefiz
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Zitat Zitat von Neben der Spur Beitrag anzeigen
    Bis zum Kriegs-Überfall der
    Putinist_Innen

    * Brathering billigste 300gr-Alu-Dose 1,19 Euro.


    Danach 1,39€.
    Jetzt Ende August 1,59€.
    Sind noch 300g drin?

  8. #8
    Rufer in der Wüste Benutzerbild von Merkelraute
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Strom
    1.8.21 28 ct pro kwh
    23.8.22 60 ct pro kwh. Teuerster Anbieter bereits bei 80 ct pro kwh.

    + 114%

  9. #9
    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Solange wie die Portion Currywurst Pommes rot-weiss noch unter 100 EUR kostet,
    ist in " Doofkartoffeldeutschland " alles im Gruenen Bereich!
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

    (Sheriff von Nottingham)

  10. #10
    Lanzmann Benutzerbild von Neben der Spur
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    Standard AW: Tagebuch einer Hyperinflation. Teil 2

    Zitat Zitat von ABAS Beitrag anzeigen
    Solange wie die Portion Currywurst Pommes rot-weiss noch unter 100 EUR kostet,
    ist in " Doofkartoffeldeutschland " alles im Gruenen Bereich!
    Currywurst?

    Seit wann gibt es Curry-Döner?
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