Es vergeht kaum eine Woche, in der ich mich nicht über die Dummheit von Politik und Teilen der Wählerschaft ärgere.
Das allgemeine, gleiche und freie Wahlrecht ist allerdings ein derart fundamentales Recht, daß ich mich klar für seine Erhaltung aussprechen muß. Zweifellos ist das Wahlrechts heillos optimistisch. Es geh davon aus, daß jeder mit Erreichen der Volljährigkeit zum mündingen, selbstverantwortlichen Staatsbürger wird, was - nach meine subjektiven Maßstäben - offensichtlich falsch ist. Allerdings ist schlicht kein geeignetes objektives Kriterium in Sicht, daß sich zur Abgrenzung der Mündigen von den Unmündigen anwenden ließe und gleichzeitig keinen Ansatzpunkt für Mißbrauch böte. Ich selbst z.B. möchte auch theoretisch ausschließen, daß irgendein*e Professor*in z.B. aus dem Bereich der Gender Studies - natürlich streng wissenschaftlich - zu der Erkenntnis gelangt, daß Männer aufgrund ihres durchschnittlichen Testosteronsspiegels eher antiemanzipatorisch - womöglich sogar irgendwie rechts - wählen, deshalb - zu unser aller Besten - vom Wahlprozeß auszuschließen sind, und dann eine geneigte Bundesregierung findet, die diesen "Argumenten" Gehör schenkt. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker und halte das für wenig wahrscheinlich. Andererseits konnte ich mir von einem guten Jahrezehnt auch noch nicht vorstellen, daß "No Border" kein linksradikaler Schlachtruf, sondern Regierungsprogramm ist.