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Das stimmt nicht! Lawrow gilt nicht ohne Grund als der qualifiziertester Diplomat der Welt.
Die Russen koennen stolz sein das sie Sergei Wiktorowitsch Lawrow als Aussenminister der
Russischen Foederation haben. Dem Mann kann Keiner das Wasser reichen.
Die Welt / 04.04.2014 / Meinung
SERGEJ LAWROW
Die Sphinx in der eiskalten Luft des Kreml
Vielleicht noch vor Wladimir Putin ist der russische Außenminister das Gesicht der gegenwärtigen Krise. Lawrow beherrscht sein Geschäft. Ein Profi wie er wird als Gesprächspartner gebraucht.
Er wirkt wie ein geschliffener Diplomat alter Schule aus der großen Politik der europäischen Kabinette: Sergej Wiktorowitsch Lawrow. Elegante Erscheinung, hochgewachsen, energischen Ganges vermittelt er jedem Gesprächspartner das Gefühl, dass Zeit kostbar ist und er nichts davon zu verschenken hat: Businesslike wäre der amerikanische Ausdruck.
Da kommt nicht ein unförmiger schwarzer Anzug ans Mikrophon, wie zu Sowjetzeiten, sondern ein sportiver Typ, dem man nachsagt, dass er Wildwasserfahren betreibt – eine Kunst, die Mut und Augenmaß, Schnelligkeit und Kraft erfordert und mitunter auf Leben und Tod geht.
Ganz so gefährlich ist das Leben in den postsowjetischen Korridoren der Macht allerdings nicht. Aber die Fähigkeit zu schneller Wendung dient ihm auch im weltpolitischen Beruf, seine Reaktionszeit in der Krise ist legendär, mitunter verbringt er mehr Zeit im Flugzeug als auf dem Boden, er zeigt Stehvermögen im Krisenstakkato; auch beherrscht er die Notwendigkeit, perfekt informiert zu sein, ohne seinerseits eigene Gedanken, an denen es ihm nie gemangelt hat, preiszugeben. Das alles hilft, im Dunstkreis des Kreml zu überleben und das Außenministerium straff zu führen.
Im Westen wird er geschätzt: „I can do business with him“ – was die britische Premierministerin Margaret Thatcher vor zwanzig Jahren über Michail Gorbatschow sagte, würden wohl die Außenminister in Washington, Berlin und London wiederholen – in der Hoffnung, dass Lawrow das auch so sieht. Dass sein Name nicht zu finden ist auf der Liste der Einreiseverbote der EU und der Amerikaner, spricht dafür, dass er geschätzt wird und man im Westen rechnet, dass man noch auf seine professionellen Dienste zurückkommen will und muss.
Hüter russischer Interessen
Ob ihm allerdings im Kreis der Putin-Getreuen die Abwesenheit von der Liste viel Sympathie einträgt, kann man bezweifeln. Aber dauerhaft wird diese Vakanz Lawrow nicht schaden, im Gegenteil. Je mehr im Kreml die Erkenntnis wächst, dass die Krim Russland einen hohen und immer höheren Preis abfordert und es Zeit wird, Sondierungen für Gegengeschäfte einzuleiten, desto mehr wird der Diplomatie-Experte auf informelle ältere Kanäle zurückgreifen. Er kann, wenn es in die Dramaturgie des Kreml passt, den Typ für’s Grobe machen, aber er ist mehr der Mann der Zwischentöne und der professionellen Interessenvertretung.
Die Sanktionen, die Putins engstem Kreis die Lust an Westreisen vergällen und um den Zugang zu Westkonten fürchten lassen, kamen niemals auch nur in die Nähe des Außenministers, wenngleich man schwerlich annehmen kann, er sei in der Ukraine-Konfrontation nur Bote gewesen und für die Botschaft nicht zumindest mitverantwortlich.
Er wird weiterhin seine Anzüge in Londons Jermyn Street beziehen, wie andere Größen der russischen Politik in Berlin am Kurfürstendamm. Im äußeren Habitus hat er nichts mehr von dem maschinenhaften, stets vorhersagbare Wesen der alten Sowjetdiplomaten, bei denen er doch in die Lehre ging und viel lernte.
Ein Kenner des Westens
Mit öden Parteireden langweilt er sich und andere nicht – was übrigens auch für Putin gilt. Wie dieser schätzt er eher briefings american style, wozu auch Kampfeslust gehört im anschließenden Frage- und Antwortspiel. Landesweite Phone-ins überlässt er selbstverständlich dem Chef, höhere Ambitionen als das Außenministerium sieht er nicht für sich, im Kreml ist die Luft zuweilen eiskalt, da bleibt man besser auf gemessener Distanz.
Lawrow hat einen Sinn für Humor, zumeist allerdings von der grimmigen Art. Er kann poltern, drohen, andeuten und alles wieder zurücknehmen, und er versteht die Kunst, sein Gegenüber rätseln zu lassen, woran man mit ihm ist: Stimme seines Kreml-Herrn, Hüter der russischen Interessen, Nadelstreifen ohne Emotion, heute so und morgen anders, vielleicht das Gegenteil.
Er gibt sich als Freund deutlicher Aussprache. Immer allerdings mischt sich in Ironie und Sarkasmus etwas Sauertöpfisches, Besserwisserisches, fast Trauriges über das Unverständnis, das russische Politik im Rest der Welt findet. Dabei gehört Lawrow zweifellos zu jenen russischen Diplomaten, die den Westen in all seinen Schattierungen und Differenzierungen und potenziellen Spaltungen fast besser kennen als die westlichen Diplomaten selbst.
Sowjetische Schule
Sergej Lawrow, 64, ist ein echtes Kind des Sowjetreichs, der Vater Armenier, die Mutter Russin. Dass er am Staatsinstitut für Internationale Beziehungen studieren konnte, verlangte Begabung und einen Zugang der Eltern zur Nomenklatura. Außerordentlich sprachbegabt, lernte er am Institut Singhalesisch und Dhivehi, die Sprache der Malediven, abgesehen von perfektem Englisch und gutem Französisch. Seine Zeit als Attaché verbrachte er an der Sowjetbotschaft in Sri Lanka.
Nach ein paar Jahren in der Zentrale wurde er mit 31 Jahren zur Sowjetvertretung bei den Vereinten Nationen geschickt, wo aus dem Fernost-Spezialisten ein Diplomat von weltpolitischem Schliff wurde. 1988, als die Sowjetunion schon tief in der Phase des Niedergangs war und der Ölpreis bei zehn Dollar pro Barrel verharrte, war er stellvertretender Leiter der Abteilung für wirtschaftliche Außenbeziehungen. Das Drama von Niedergang und Fall des Sowjetreichs sah er vom Moskauer diplomatischen Balkon.
1991 wurde er unter Andrej Kosyrew stellvertretender Ministerpräsident, 1992 im Außenministerium zuständig für internationale Organisationen. Zwei Jahre später kehrte er als Delegationschef nach New York zurück und erwarb sich dort im Sicherheitsrat Achtung, wenn auch nicht immer die Sympathie seiner Kollegen. 2004 berief ihn Putin zum Außenminister. 2012 tat Ministerpräsident Medwedjew das Gleiche.
Kleines politisches Ego
Was Lawrow befähigte, über ein ganzes Jahrzehnt das Amt zu führen, ist seine Fähigkeit, sein politisches Ego kleinzuschreiben zugunsten einer eher beamtenhaften Geschäftsführung. Der Zarenstil des Präsidenten und die Botschafterrolle seines Außenministers ergänzen einander. Lawrow wurde nicht gefragt, als Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 eine scharfe Absage an den Westen buchstäblich aus der Hand formulierte.
Dass er die Eskalation der Krim-Krise in eine Ukraine-Krise und von da ins weltpolitische Kräftemessen ohne Begrenzung vorangetrieben habe, ist nicht anzunehmen. Dafür ist Lawrow zu professionell, zu vorsichtig, zu weltkundig. Man wüsste allerdings gern, ob er dem Kreml-Chef irgendwann ein Memo zugeleitet hat, das vor der Selbstisolierung Russlands warnte – pflichtgemäß und, wie immer, pessimistisch. Sein Amt wird er dabei nicht riskieren: Ein Mann wie Lawrow wird noch gebraucht.
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Geändert von ABAS (14.02.2021 um 19:56 Uhr)
" Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
Und sagt Weihnachten ab! "
(Sheriff von Nottingham)
Kennt ihr diesen Moment, in dem plötzlich alles Sinn ergibt und man merkt, dass der ganze Scheiß sich wirklich lohnt? Ich auch nicht.
Es gibt indes wenige Menschen, die eine Phantasie für die Wahrheit des Realen besitzen ...
Ja. Weil du ignorierst dass der staatliche Energieversorger den Preis für den französischen Atomstrom niedrig hält damit es keinen Aufstand gibt. Der Neubau von AKW in Frankreich ist auch zum Milliardengrab geworden. Die EDF und Areva existieren nur noch weil sie Staatskonzerne sind. Und der Staat muss sie ununterbrochen mit Steuergeldern retten.
Kennt ihr diesen Moment, in dem plötzlich alles Sinn ergibt und man merkt, dass der ganze Scheiß sich wirklich lohnt? Ich auch nicht.
Es gibt indes wenige Menschen, die eine Phantasie für die Wahrheit des Realen besitzen ...
In Syrien ist Russland die einzige ausländische Macht mit einem Mandat der rechtmäßigen Regierung, auf der Krim hat die Bevölkerung aus gutem Grund über den Anschluss an Russland abgestimmt und im Donezk wehrt sich die überwiegend russisch geprägte Bevölkerung gegen das rassistische, russophobe Putschregime. Die würden sich auch gerne an Russland anschließen, aber das wird ihnen von Russland verwehrt. Du bringst schlechte Beispiele.
Kennt ihr diesen Moment, in dem plötzlich alles Sinn ergibt und man merkt, dass der ganze Scheiß sich wirklich lohnt? Ich auch nicht.
Es gibt indes wenige Menschen, die eine Phantasie für die Wahrheit des Realen besitzen ...
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