Diskussionveranstaltung an der Uni
Proteste in Köln: Studenten schreien Polizeigewerkschafter Wendt nieder
...
Das politische Klima in Deutschland ist aufgeheizt. Entladen hat sich der Frust von linken Studenten am Donnerstagabend in Köln. Anlass war ein Vortrag von Rainer Wendt. Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft (GPolG) gilt im linken Lager als Reizfigur.
Grund sind Wendts Forderungen nach weitreichenden Kompetenzen und einer besserer Ausstattung der Polizei, von der Vorratsdatenspeicherung bis zur Videoüberwachung. Auch zumindest unglückliche Äußerungen Wendts in der Vergangenheit über eine vermeintliche „Machokultur junger Muslime“, die „fast zu den genetischen Grundbausteinen dieser Kultur“ gehöre, hatten bereits im Vorfeld des Vortrags für Proteste gesorgt. ...
...Geschützt von einem halben Dutzend Polizisten und mindestens ebenso vielen Sicherheitsbeauftragten der Universität auf dem Campus und im Hörsaalgebäude, konnte Wendt die Bühne betreten. Allein, zu Wort kam er lange nicht. Einige unter den Zuhörern in den gut gefüllten Bänken in der Aula 2 der Universität entrollten Transparente mit Aufschriften wie „Antifa-Zone“ oder „Herzen öffnen, Rassismus bekämpfen“.
Die Studenten gingen bildlich auf die Barrikaden, ganz wörtlich bestiegen sie das Hörsaalmobiliar. Über eine halbe Stunde verhinderten die Demonstranten mit Zwischenrufen, Pfiffen und Schmähungen den Beginn der Veranstaltung.
...
Immer wieder während der gut zwei Stunden dauernden hitzigen Veranstaltung kommt es zu Pöbeleien und zu Provokationen. Der sichtlich irritierte Rainer Wendt muss hören, wie Studenten ihn „eine der größten Gefahren für den Rechtsstaat“ nennen, mehrfach als „Lügner“ beschimpfen, Polizisten konsequent als „Bullen“ bezeichnen und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dauernden Zwischenrufen unmöglich machen.
...
Dabei kamen die provokantesten Thesen des Abends nicht vom sehr defensiven Rainer Wendt, sondern von seinem Gesprächspartner auf dem Podium, dem Strafverteidiger und Professor Ulrich Sommer. Der verstieg sich zu der These, dass Polizist zu sein der wahrscheinlich „unanständigste Beruf“ sei.
Polizisten, so Sommer, würden Strafakten „frisieren“ und damit die Gerichte „manipulieren“. Er habe schon jede Menge „lügende Polizeibeamte vor Gericht erlebt“, ergänzt Sommer. Die Polizeibeamten verstünden offenkundig ihre Rolle im Rechtsstaat nicht mehr, so der Strafverteidiger. Und: „Die Gerichte sind nicht der verlängerte Arm der Polizei.“
...
Die eigentliche Fragestellung des Vortragsabends – „Wohin steuert Deutschland?“ – blieb in Folge der Störversuche unbeantwortet. Die teils aggressive Stimmung im Hörsaal hielt bis zum Ende an. Rainer Wendt verabschiedete sich schließlich mit den kämpferischen Worten: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie immer die Freiheit haben werden, so laut zu schreien, wie Sie es heute Abend getan haben. Ich werde mich dafür einsetzen.“
...