Mit dem Ergebnis, dass die Spanier weniger schlafen als der Durchschnittseuropäer. Nach Erkenntnissen des spanischen Schlafforschers Juan Antonio Madrid Pérez von der Uni Murcia ruht man in Spanien nachts 30-40 Minuten weniger als bei den europäischen Nachbarn.
Der Werktag beginnt wie im nördlichen Europa meist gegen acht Uhr - freilich ohne größeres Frühstück zu Hause. Das wird oftmals am Vormittag im Büro oder in der Espresso-Bar nachgeholt. Ab 14 Uhr rüstet sich die Belegschaft zur langen Mittagspause, die das wirtschaftliche Leben vielerorts zwei Stunden zum Erliegen bringt - während in Nordeuropa oft in 30 Minuten gegessen und dann weitergeschuftet wird.
„Menú“, prangt an der Tür eines Madrider Restaurants, um das Geschäft mit der arbeitstäglichen und ausgiebigen Völlerei anzukurbeln: als Vorspeise „Gazpacho“, diese köstlich-kalte Gemüsesuppe. Danach valencianische Paella. Dazu kommt oft eine Flasche Rotwein auf den Tisch. Dann ein Nachtisch. Kaffee. Der Wirt spendiert noch einen „chupito“, ein Schnäpschen.
Nach dem üppigen Mittagsmahl wird die zweite Hälfte des unendlichen Arbeitstages in Angriff genommen. Nach Hause geht es dann meist erst spät, um pünktlich zum Abendessen, das zwischen 21-22 Uhr folgt, im Heim zu sein - zu einer Uhrzeit, wo andere Nationen schon fast im Bett sind.
Dabei spielt auch eine Rolle, dass im Spanien der Wirtschafts- und Jobkrise eher noch mehr Präsenz am Arbeitsplatz als in den Nachbarländern verlangt wird. Viele Chefs gehen bei den Arbeitszeiten mit schlechtem Beispiel voran: Die ungeschriebenen spanischen Arbeitssitten besagen, dass jene Mitarbeiter, die sich nicht unbeliebt machen wollen, kaum vor dem Boss nach Hause gehen können.
Zudem geht in Spanien das Leben vor der Mattscheibe nach 22 Uhr erst richtig los. Die besten Filme und Shows, zuweilen sogar auch Kinderprogramme - ziehen sich oft bis ein Uhr morgens hin. Kein Wunder, dass die Nation am nächsten Morgen erschöpft ist und Mediziner vom „müdesten Volk Europas“ sprechen, das mit seinem Tagesablauf in einer Art Dauer-Jetlag lebe.
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Das würde auch der Wirtschaftsleistung zugute kommen, sagt Arhoe-Chef José Luis Casero: „Bei uns wird länger gearbeitet als in anderen EU-Staaten, aber wir sind weniger produktiv.“