+ Auf Thema antworten
Seite 15 von 17 ErsteErste ... 5 11 12 13 14 15 16 17 LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 141 bis 150 von 170

Thema: Ende des aktuellen Kreditzyklus

  1. #141
    Der Klügere tritt nach! Benutzerbild von Differentialgeometer
    Registriert seit
    07.08.2018
    Ort
    Welt
    Beiträge
    22.400

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von SprecherZwo Beitrag anzeigen
    Lass mich raten, diese Bewertung machst du tagtäglich mit Papier und Bleistift.
    Mann, wie ich deine überragende Intelligenz und deine mathematischen Fähigkeiten bewundere
    Wie Leibniz bereits erwähnt hat handelt es sich bei einem ‚Crossie‘ vor allem um discounted cash-flows auf zwei legs, meist mit einem Notional Austausch am Anfsng und Ende beider Währungen; mithin alles Grundrechenarten. Das entscheidende sind die richtig gebootstrappten Discountcurven, denn diese hängen von der Besicherung und dem Währungspaar ab. Für die Bewertung gibt es standardisierte Libraries; entweder Open Source (z.B. Quantlib) oder aber kostenpflichtige Anbieter wie Numerix, Bloomberg etc (je nach Grösse des Derivateportfolios wäre eine Bewertung mit Stift auch sehr aufwendig, bei 10^3-10^5 Positionen ).
    ich hatte einmal Cancellable Crossies, die ich bewerten musste. Das ist dann schon wesentlich spannender, von der Modellierung her.

    Undefeated Nak Muay/Kickboxer: 0W - 0L - 0D
    LoL

  2. #142
    dauerhaft inaktiv
    Registriert seit
    08.06.2016
    Beiträge
    7.558

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Differentialgeometer Beitrag anzeigen
    in Ermangelung von grün
    Der Grund für meine Vorsicht ist übrigens, dass ich diese kurzfristigen Geldmarktzins-Instrumente für tückisch halte. Neben den MtM-Schwankungen erfordern diese Instrumente unter normalen Marktbedingungen etwa 1-2 Basispunkte an Sicherheiten, was den geringen anzunehmenden Schwankungen Rechnung trägt. Zur Finanzkrise hatten einige, die für eine der großen US-Banken als MM arbeiteten, Inventar von hunderttausenden Kontrakten, die immerhin eine Million US-Dollar Nominalwert aufweisen, in diesen Instrumenten. Auch deshalb, weil long-Positionen aufgrund des Convexity Bias oftmals positives Carry aufweisen. Während der Finanzkrise war die Liquidität in diesen Instrumenten auf ein winziges Level erodiert und diese Instrumente bewegten sich z.T hundert Basispunkte tiefer (d.h. der Zinssatz 100 BP höher). Einerseits bekanntlich aufgrund des Zusammenbruchs des privaten Geldmarkts und zweitens, weil einige sehr schnell die Idee hatten, daran durch spekulative Verkäufe zu partizipieren. Bei ehrlicher Betrachtung existiert nämlich keine Grenze dafür, um wie viel diese Instrumente auf irrationale Weise abweichen können. Es kann also passieren, dass durch diese Abweichung am ersten Tag ein Margin Call eingeht, woraufhin Positionen am dritten Tag liquidiert werden, sofern die Settlement-Banken am zweiten Tag nicht bezahlt wurden. Am vierten Tag kehrt der Markt zum alten Stand zurück, nur die Settlement-Banken rücken das Geld nicht mehr raus.

    Mit der nächsten Phase von USD-Zinsen nahe null bricht gewissermaßen ein goldenes Zeitalter an. Trump hat dafür gesorgt, dass mittelfristig viele Billionen an Neuemissionen zur Finanzierung des Staatshaushalts nötig werden. Zudem werden auch erhebliche Summen auslaufender Anleihen fällig.

    Andererseits ist dieses Zeitalter des billigen Geldes auch etwas, das grundsätzliche Fragen aufwirft. Zweistellige Renditen führen innerhalb weniger Jahre dazu, das Vermögen verzehnfacht wird. Wenn demgegenüber eine andere Schicht, grob die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung, weitgehend stagnierende Löhne und steigende Steuern und Abgaben erleidet, führt dieses Ungleichgewicht zunehmend zu Spannungen.

    Auf der Milken-Konferenz ist der Ausdruck normale Menschen, die für ihr Geld arbeiten, sogar einmal wörtlich gefallen. Ich sehe auch nicht, warum eine Währungsreform etwas daran ändern sollte. Wenn einige Segmente ein Wachstum des persönlichen Vermögens nahe null genießen, während andere 20-50% verzeichnen, stellen sich innerhalb kürzester Zeit die gleichen Ungleichgewichte wieder ein. N.M.Rothschilds Zitate legen darüber hinaus nahe, dass dies möglicherweise schlichtweg der Normalzustand unserer Ordnung ist.

  3. #143
    Mitglied Benutzerbild von HansMaier.
    Registriert seit
    15.04.2011
    Ort
    Stenkelfeld
    Beiträge
    7.810

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    ....


    Andererseits ist dieses Zeitalter des billigen Geldes auch etwas, das grundsätzliche Fragen aufwirft. Zweistellige Renditen führen innerhalb weniger Jahre dazu, das Vermögen verzehnfacht wird. Wenn demgegenüber eine andere Schicht, grob die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung, weitgehend stagnierende Löhne und steigende Steuern und Abgaben erleidet, führt dieses Ungleichgewicht zunehmend zu Spannungen.

    Auf der Milken-Konferenz ist der Ausdruck normale Menschen, die für ihr Geld arbeiten, sogar einmal wörtlich gefallen. Ich sehe auch nicht, warum eine Währungsreform etwas daran ändern sollte. Wenn einige Segmente ein Wachstum des persönlichen Vermögens nahe null genießen, während andere 20-50% verzeichnen, stellen sich innerhalb kürzester Zeit die gleichen Ungleichgewichte wieder ein. N.M.Rothschilds Zitate legen darüber hinaus nahe, dass dies möglicherweise schlichtweg der Normalzustand unserer Ordnung ist.


    So ist es. Die Normalität des Homo Sapiens. Und laut VT soll die die Währungsreform keineswegs die realen Machtverhältnisse ändern, sie soll
    sie sogar ehrheblich festigen. Mit ihrem Fiatgeld haben die Plutokraten sich die
    Hälfte der Welt bereits angeignet. Mit dem Zusammenbruch des Fiatgeldes
    holen sie sich den Rest mittels ihrer Gold und Silbervorräte. Sagt die VT.
    Sie setzten dabei aber in Zukunft auf ein längerfristig stabiles Gesellschaftssystem, der Natur des Homo Sapiens entsprechend.
    Es geht also back to the Roots und die Monarchie wird wieder restituiert.
    Nunja, wir werden ja sehen. Sie können nicht ewig weiter drucken.
    Und wenn die Blase platzt ändern sich garantiert die Zeiten...
    MfG
    H.Maier
    "Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
    wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
    Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -

  4. #144
    dauerhaft inaktiv
    Registriert seit
    08.06.2016
    Beiträge
    7.558

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von HansMaier. Beitrag anzeigen
    So ist es. Die Normalität des Homo Sapiens. Und laut VT soll die die Währungsreform keineswegs die realen Machtverhältnisse ändern, sie soll
    sie sogar ehrheblich festigen. Mit ihrem Fiatgeld haben die Plutokraten sich die
    Hälfte der Welt bereits angeignet. Mit dem Zusammenbruch des Fiatgeldes
    holen sie sich den Rest mittels ihrer Gold und Silbervorräte. Sagt die VT.
    Sie setzten dabei aber in Zukunft auf ein längerfristig stabiles Gesellschaftssystem, der Natur des Homo Sapiens entsprechend.
    Es geht also back to the Roots und die Monarchie wird wieder restituiert.
    Nunja, wir werden ja sehen. Sie können nicht ewig weiter drucken.
    Und wenn die Blase platzt ändern sich garantiert die Zeiten...
    MfG
    H.Maier
    Dieses Szenario erscheint angesichts der winzigen Größe (gemessen an Nominalwert) des Markts für Edelmetalle durchaus möglich. Extremereignisse dieser Art lassen sich entweder sehr kostengünstig oder mithilfe von Kapitaleinsatz auch praktisch kostenneutral absichern, was mir persönlich eher liegt, als genaue Szenarien vorherzusagen.
    Besonders am Goldmarkt herrschen darüber hinaus strukturelle Anomalien, die teilweise vorteilhaft genutzt werden können. Beispielsweise "finanzieren" einige Vermögende die Lagerkosten ihrer Goldbestände, indem sie Calls verkaufen. Aus meiner Sicht ist diese Strategie idiotisch, weil das Gold im Fall extrem steigender Preise (wenn es gebraucht wird) an den Käufer der Calls abgetreten wird. Diese Vorgehensweise führt jedenfalls teilweise dazu, dass Gold Calls zu günstig gehandelt werden.

  5. #145
    Der Klügere tritt nach! Benutzerbild von Differentialgeometer
    Registriert seit
    07.08.2018
    Ort
    Welt
    Beiträge
    22.400

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Dieses Szenario erscheint angesichts der winzigen Größe (gemessen an Nominalwert) des Markts für Edelmetalle durchaus möglich. Extremereignisse dieser Art lassen sich entweder sehr kostengünstig oder mithilfe von Kapitaleinsatz auch praktisch kostenneutral absichern, was mir persönlich eher liegt, als genaue Szenarien vorherzusagen.
    Besonders am Goldmarkt herrschen darüber hinaus strukturelle Anomalien, die teilweise vorteilhaft genutzt werden können. Beispielsweise "finanzieren" einige Vermögende die Lagerkosten ihrer Goldbestände, indem sie Calls verkaufen. Aus meiner Sicht ist diese Strategie idiotisch, weil das Gold im Fall extrem steigender Preise (wenn es gebraucht wird) an den Käufer der Calls abgetreten wird. Diese Vorgehensweise führt jedenfalls teilweise dazu, dass Gold Calls zu günstig gehandelt werden.
    Wie Du richtig schreibst, ergibt das keinen Sinn. Hast Du zufällig eine Quelle zur Hand oder ist das Heared on the Street?

    Undefeated Nak Muay/Kickboxer: 0W - 0L - 0D
    LoL

  6. #146
    dauerhaft inaktiv
    Registriert seit
    08.06.2016
    Beiträge
    7.558

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Differentialgeometer Beitrag anzeigen


    Wie Du richtig schreibst, ergibt das keinen Sinn. Hast Du zufällig eine Quelle zur Hand oder ist das Heared on the Street?
    In diesem Fall habe ich es einerseits gehört und halte es andererseits für glaubwürdig, weil die implizite Volatilität in diesen Calls phasenweise wirklich sehr niedrig wird und mir schon oft auffiel, dass große COMEX-Marketmaker häufig Inventar an long Calls haben müssen. Ausgehend von den z.T. extrem offensichtlichen Dynamic Hedging Aktivitäten. Ich habe schon mehrfach gesehen, wie in Intervallen weniger Dollar/Unze 500-1000 Futures gehandelt wurde. Der Orderfluss ist dabei deshalb als Dynamic Hedging zu interpretieren, weil er für alle anderen Marktteilnehmer wirtschaftlich extrem nachteilig wäre. "Paper" (Orderfluss von Buyside Teilnehmern wie Fonds) akkumuliert gewünschte Aufträge immer langsam und unauffällig, um die Preise nicht gegen die eigene Position zu drücken. Dynamic Hedging dagegen findet heute überwiegend automatisch statt und es ist für große, automatisierte Programme wichtig, dass Delta sauber (genau dort, wo eine bestimmte Schwelle überschritten wird) im Underlying adjustiert wird. Dementsprechend würde ein MM (bzw. die durch ihn eingesetzte Software im Börsen-RZ) um Tod und Verderben genau dort Delta kaufen/verkaufen, wo die Modelle es vorschreiben. Ein normaler Marktteilnehmer wird auf steigende Kurse nicht reagieren, indem er den Gesamtmarkt mit seinen Limit Offers praktisch zeitweise aufhält, sondern langsam und unauffällig vorgehen und die zusätzlichen Gewinne vereinnahmen. Limit-Aufträge können weiterhin bekanntlich nur dazu eingesetzt werden, um Delta eines Portfolio positiven Gammas auszugleichen, was verkaufte Calls bekanntlich nicht wären. Selbstverständlich ist dabei zuvor wichtig, ungefähr Ort und Menge der Open Interest zu kennen, damit ein vernünftiges Bild möglich ist und eingeschätzt werden kann, ob Marketmaker wirklich Calls hedgen oder auch Puts hedgen könnten, was oftmals ziemlich eindeutig ist. An der COMEX kommt hinzu, dass Nicht-Mitglieder es sich nicht leisten könnten alle paar Dollar, hunderte Futures zu hedgen. Es würde jedes mal hunderte bis tausende Dollar Transaktionskosten verursachen.

  7. #147
    dauerhaft inaktiv
    Registriert seit
    08.06.2016
    Beiträge
    7.558

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von truthCH
    Was meinst Du zu dieser "Theorie"?
    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Wie bereits in diesem Strang teilweise ausgeführt, befinden wir uns derzeit am Ende des kurzfristigen Kreditzyklus. Im Lauf der letzten Tage hat sich die USD-Zinskurve deutlich bewegt, womit der Markt die Auffassung vertritt, dass die Federal Reserve spätestens im Frühjahr 2020 eine Zinssenkung um etwa 25-50 Basispunkte vollzogen hat.
    Gestern insbesondere war ein Tag (daher auch kein Kommentar von mir, es war von den frühen Morgenstunden bis spät abends ein sehr erregter Tag), an dem die USD-Zinskurve sich erheblich neu ausgerichtet hat und mittlerweile deutlich invertiert ist. Der Geldmarkt unter einem Jahr liegt im Bereich von 240-250, also nahe der Fed Funds, während der mittelfristige Bereich kaum über 220 kommt und schließlich das lange Ende (etwa 30J.) nahe 295 liegt.

    Die Zinskurve sagt damit, dass innerhalb der kommenden 12-18 Monate eine Rezession eintritt. Dazu passend werden die Fed-Funds für Anfang 2020(s.o.) zu Sätzen deutlich unter 250 gehandelt; es werden Zinssenkungen angenommen.

    Wer einmal diesen Strang genauer betrachtet, wird feststellen, dass sich hier immer mehr das erhärtet, was bereits frühzeitig anzunehmen war.

    Mit den letzten Zinsschritten (höher) hat die Federal Reserve den US-Dollar aufgewertet und verknappt. Auch traditionell führt das immer dazu, dass defizitäre Schwellenländer, die sich in US-Dollar verschulden, als erste Kollateralschäden fallen. In diese Kategorie fallen Länder wie Argentinien, Venezuela und die Türkei.

    Diese Länder weisen Defizite in ihrer Leistungsbilanz(Im-, und Export v. Waren und Dienstleistungen) und in ihrer Kapitalbilanz(u.a. Investments) auf. Diese Defizite müssen refinanziert werden. Entweder durch Aufnahme weiterer US-Dollar Schuld oder durch die Schöpfung der lokalen Währung und den gleichzeitigen Tausch gegen die zu refinanzierenden US-Dollar. Üblicherweise werden beide Maßnahmen angewendet und führen zu mehr Verschuldung und einer Abwertung der lokalen Währung. (künstlich geschaffenes Überangebot am Devisenmarkt)

    Um die Abwertung der lokalen Währung aufzuhalten, müssen die zuständigen lokalen Zentralbanken mitunter drastische Zinserhöhungen vornehmen. Diese Maßnahme führt zwangsläufig dazu, dass die lokale Wirtschaft abgewürgt wird und die Defizite meist noch weiter steigen. Irgendwann ist meist der Schuldenstand so hoch und die Kaufkraft in lokaler Währung so niedrig, dass diese Länder ausfallen. Also die Staatsschulden nicht mehr bedient werden und eine Restrukturierung notwendig ist.

    Im speziellen Fall der Türkei trifft diese ohnehin ernste Lage auf grobes Missmanagement der politisch Verantwortlichen. Erdogan bestand ewig darauf, die Zinsen entgegen aller Notwendigkeit nicht anzuheben. Dies war fatal und hat zur massiven Entwertung der türkischen Lira geführt.
    Nach mittlerweile mehreren Jahren hat er offenbar verstanden, dass höhere Zinsen auch jener Faktor sind, der exzessive Spekulation gegen die lokale Währung eindämmt. Vielleicht hat der den Tipp von den Chinesen erhalten. ()
    Was nämlich passiert wenn die nationale Zentralbank die Overnight-Sätze plötzlich und extrem anhebt, ist, dass Spekulanten gegen die türkische Lira die Wahl haben, ihre Positionen gegen astronomische Zinssätze zu halten, oder schließen müssen. Üblicherweise kommt es daraufhin zu schlagartigen Anstiegen der nationalen Währung, weil alle gleichzeitig versuchen müssen, ihre offenen Positionen zu schließen (Lira gegen Dollar zurückzukaufen), was ich übrigens schon vor etlichen Monaten als die notwendige Maßnahme identifiziert hatte.

    Diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und wird vom Markt auch als Schwäche gewertet. Der Markt greift die türkische Lira an, Kapital flieht und die lokale Notenbank verliert jeden Tag Milliarden damit, die lokale Währung zu verteidigen. Türkische Staatsschuld wird so billig wie 70 Cents pro Dollar gehandelt und die Lage ist (auch wegen der gleichzeitig angespannten Lage im US-Dollar-Raum) erregt. Wenn der Druck nicht schrittweise abnimmt und die Türkei mit viel Glück in der Lage ist, sich bis in den expansiven Teil des nächsten Kreditzyklus zu retten, wird die Türkei vermutlich in absehbarer Zeit ausfallen. Wenn die Lage sich nicht entspannt, wird die türkische Lira auf dem Weg dahin zu Monopoly-Geld.

    Durch Erdogans dilettantische Handlungsweise ist die TRY unendlich schwerer zu verteidigen. Die globalen Primary Dealer werden nicht von Idioten betrieben. Die jetzige Zins-Maßnahme trifft nur noch selektiv die Spekulanten. Die Großen haben in Antizipation dieses Schachzugs längst Anleihen in TRY emittiert, dessen Erlöse gegen USD getauscht werden können und dabei keine Einflusssphäre der Zentralbank mehr besteht.
    Wer kann leiht sich beispielsweise KfW-Anleihen oder EIB-Anleihen in Lira und verkauft diese, um halbwegs standfest Kredit in Lira zu erhalten. Der Königsweg wären geliehene Staatsanleihen oder noch besser Anleihen lokaler Banken, die eine Staatspleite wahrscheinlich nicht überleben.

    EIB-Anleihen stehen übrigens in Milliarden aus in türkischer Lira. Wieder einmal erweisen die EU-Bürokraten der Völkerfreundschaft einen Bärendienst.

    Aus systemischer Sicht wäre ein Ausfall der Türkei ein Schlag gegen viele europäische Banken, die diese Risiken halten. Das wäre vor dem Hintergrund der ohnehin schlechten Lage der europäischen Banken nicht gerade förderlich.
    Geändert von Leibniz (28.03.2019 um 19:51 Uhr)

  8. #148
    1291-er Eidgenosse (NW) Benutzerbild von truthCH
    Registriert seit
    21.09.2012
    Ort
    Nidwalden
    Beiträge
    4.678

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    ....
    Ich danke Dir vielmals für diese Erklärung - ist ja schliesslich nicht selbstverständlich.

    Mit dem letzten Satz hört sich das für mich so an, dass es zum Teil so gewollt ist? Es gibt ja diverse Stimmen, die behaupten, dass die Bühne seit Jahren vorbereitet wird für den ultimativen Knall (Shock and awe Strategie).
    Wenn das grüne Reich die Energieversorgung an die Wand gefahren hat, fällt auch die Ampel aus und dann gilt wieder rechts vor links! Ja, ich spare Strom - fahre einen Benziner.

  9. #149
    Mitglied Benutzerbild von HansMaier.
    Registriert seit
    15.04.2011
    Ort
    Stenkelfeld
    Beiträge
    7.810

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von Leibniz Beitrag anzeigen
    Wie bereits in diesem Strang teilweise ausgeführt, befinden wir uns derzeit am Ende des kurzfristigen Kreditzyklus. Im Lauf der letzten Tage hat sich die USD-Zinskurve deutlich bewegt, womit der Markt die Auffassung vertritt, dass die Federal Reserve spätestens im Frühjahr 2020 eine Zinssenkung um etwa 25-50 Basispunkte vollzogen hat.
    Gestern insbesondere war ein Tag (daher auch kein Kommentar von mir, es war von den frühen Morgenstunden bis spät abends ein sehr erregter Tag), an dem die USD-Zinskurve sich erheblich neu ausgerichtet hat und mittlerweile deutlich invertiert ist. Der Geldmarkt unter einem Jahr liegt im Bereich von 240-250, also nahe der Fed Funds, während der mittelfristige Bereich kaum über 220 kommt und schließlich das lange Ende (etwa 30J.) nahe 295 liegt.

    Die Zinskurve sagt damit, dass innerhalb der kommenden 12-18 Monate eine Rezession eintritt. Dazu passend werden die Fed-Funds für Anfang 2020(s.o.) zu Sätzen deutlich unter 250 gehandelt; es werden Zinssenkungen angenommen.

    Wer einmal diesen Strang genauer betrachtet, wird feststellen, dass sich hier immer mehr das erhärtet, was bereits frühzeitig anzunehmen war.

    Mit den letzten Zinsschritten (höher) hat die Federal Reserve den US-Dollar aufgewertet und verknappt. Auch traditionell führt das immer dazu, dass defizitäre Schwellenländer, die sich in US-Dollar verschulden, als erste Kollateralschäden fallen. In diese Kategorie fallen Länder wie Argentinien, Venezuela und die Türkei.

    Diese Länder weisen Defizite in ihrer Leistungsbilanz(Im-, und Export v. Waren und Dienstleistungen) und in ihrer Kapitalbilanz(u.a. Investments) auf. Diese Defizite müssen refinanziert werden. Entweder durch Aufnahme weiterer US-Dollar Schuld oder durch die Schöpfung der lokalen Währung und den gleichzeitigen Tausch gegen die zu refinanzierenden US-Dollar. Üblicherweise werden beide Maßnahmen angewendet und führen zu mehr Verschuldung und einer Abwertung der lokalen Währung. (künstlich geschaffenes Überangebot am Devisenmarkt)

    Um die Abwertung der lokalen Währung aufzuhalten, müssen die zuständigen lokalen Zentralbanken mitunter drastische Zinserhöhungen vornehmen. Diese Maßnahme führt zwangsläufig dazu, dass die lokale Wirtschaft abgewürgt wird und die Defizite meist noch weiter steigen. Irgendwann ist meist der Schuldenstand so hoch und die Kaufkraft in lokaler Währung so niedrig, dass diese Länder ausfallen. Also die Staatsschulden nicht mehr bedient werden und eine Restrukturierung notwendig ist.

    Im speziellen Fall der Türkei trifft diese ohnehin ernste Lage auf grobes Missmanagement der politisch Verantwortlichen. Erdogan bestand ewig darauf, die Zinsen entgegen aller Notwendigkeit nicht anzuheben. Dies war fatal und hat zur massiven Entwertung der türkischen Lira geführt.
    Nach mittlerweile mehreren Jahren hat er offenbar verstanden, dass höhere Zinsen auch jener Faktor sind, der exzessive Spekulation gegen die lokale Währung eindämmt. Vielleicht hat der den Tipp von den Chinesen erhalten. ()
    Was nämlich passiert wenn die nationale Zentralbank die Overnight-Sätze plötzlich und extrem anhebt, ist, dass Spekulanten gegen die türkische Lira die Wahl haben, ihre Positionen gegen astronomische Zinssätze zu halten, oder schließen müssen. Üblicherweise kommt es daraufhin zu schlagartigen Anstiegen der nationalen Währung, weil alle gleichzeitig versuchen müssen, ihre offenen Positionen zu schließen (Lira gegen Dollar zurückzukaufen), was ich übrigens schon vor etlichen Monaten als die notwendige Maßnahme identifiziert hatte.

    Diese Maßnahme kommt jedoch zu spät und wird vom Markt auch als Schwäche gewertet. Der Markt greift die türkische Lira an, Kapital flieht und die lokale Notenbank verliert jeden Tag Milliarden damit, die lokale Währung zu verteidigen. Türkische Staatsschuld wird so billig wie 70 Cents pro Dollar gehandelt und die Lage ist (auch wegen der gleichzeitig angespannten Lage im US-Dollar-Raum) erregt. Wenn der Druck nicht schrittweise abnimmt und die Türkei mit viel Glück in der Lage ist, sich bis in den expansiven Teil des nächsten Kreditzyklus zu retten, wird die Türkei vermutlich in absehbarer Zeit ausfallen. Wenn die Lage sich nicht entspannt, wird die türkische Lira auf dem Weg dahin zu Monopoly-Geld.

    Durch Erdogans dilettantische Handlungsweise ist die TRY unendlich schwerer zu verteidigen. Die globalen Primary Dealer werden nicht von Idioten betrieben. Die jetzige Zins-Maßnahme trifft nur noch selektiv die Spekulanten. Die Großen haben in Antizipation dieses Schachzugs längst Anleihen in TRY emittiert, dessen Erlöse gegen USD getauscht werden können und dabei keine Einflusssphäre der Zentralbank mehr besteht.
    Wer kann leiht sich beispielsweise KfW-Anleihen oder EIB-Anleihen in Lira und verkauft diese, um halbwegs standfest Kredit in Lira zu erhalten. Der Königsweg wären geliehene Staatsanleihen oder noch besser Anleihen lokaler Banken, die eine Staatspleite wahrscheinlich nicht überleben.

    EIB-Anleihen stehen übrigens in Milliarden aus in türkischer Lira. Wieder einmal erweisen die EU-Bürokraten der Völkerfreundschaft einen Bärendienst.

    Aus systemischer Sicht wäre ein Ausfall der Türkei ein Schlag gegen viele europäische Banken, die diese Risiken halten. Das wäre vor dem Hintergrund der ohnehin schlechten Lage der europäischen Banken nicht gerade förderlich.



    Danke für den informativen Beitrag.
    Hier wird auch auf die türkische Krise bezug genommen.

    Die Kernschmelze der Weltwirtschaft - Bis zum Mai brennt das Haus

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Ist die Sache eine realistische Systembedrohung?

    In Skandinavien kracht es scheinbar auch grade bei den Banken.

    Danske-Skandal zwingt größte Bank Schwedens in die Knie – Obacht Deutsche Bank!

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Und im Hintergrund wackelt die Deutsche Bank...

    MfG
    H.Maier
    "Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
    wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
    Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -

  10. #150
    dauerhaft inaktiv
    Registriert seit
    08.06.2016
    Beiträge
    7.558

    Standard AW: Ende des aktuellen Kreditzyklus

    Zitat Zitat von truthCH Beitrag anzeigen
    Ich danke Dir vielmals für diese Erklärung - ist ja schliesslich nicht selbstverständlich.

    Mit dem letzten Satz hört sich das für mich so an, dass es zum Teil so gewollt ist? Es gibt ja diverse Stimmen, die behaupten, dass die Bühne seit Jahren vorbereitet wird für den ultimativen Knall (Shock and awe Strategie).
    Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, ob und wie stark die Solvenz einiger europäischer Banken noch gegeben ist. Beispielsweise finden gegen Banken wie Santander permanent diverse Absicherungsgeschäfte statt. Goldman Sachs hat glaube ich sogar genau dieser Bank geholfen, die europäischen Kapitalanforderungen zu umgehen. Die EBA lässt sich davon nicht stören. Andererseits ist die Aufsicht auch nicht völlig idiotisch. Wenn Banken kurz vor oder in der Insolvenz sind, wird die Aufsicht stillschweigen bewahren. Ich sehe dazu eine schwächelnde deutsche Wirtschaft, die diesen Affentanz von der Leistungsbilanz her bezahlt.
    Meine Sicht auf den Euro, die kohlrabenschwarz ist, hatte ich bereits gelegentlich vorgetragen.

    Einen Knall in europäischen Banken könnte es durchaus geben. Das Szenario, was mir als das wahrscheinlichste erscheint, wäre dann allerdings EZB-Intervention. Möglicherweise dann auch auf Aktienebene. Die Implikationen für den Euro wären katastrophal, solange die Federal Reserve nicht auch derart zerstörerische Maßnahmen ergreift.

    Der Schweizer Franken erscheint mir mittlerweile auch gefährdet. Obwohl meine Sicht lange Zeit positiv war, bin ich mir darin nicht mehr sicher. Grund ist eine Überlegung, die ein ehemaliger Leiter des gesamten Global Macro Eigenhandels von J.P.Morgan Chase äußerte. Seine Strategie sei es grundsätzlich, Währungen von Ländern mit extremen Leistungsbilanzüberschüssen zu "verkaufen"(in diesen Währung Geld zu leihen). Weil diese Länder versuchen, ihre Währung zu schwächen. Länder die dauerhaft die Intention verfolgen, ihre Währung zu schwächen, werden ultimativ Erfolg haben. So die These. Zusätzlich gelten technische Aspekte.

    Schätzen wir das Kursrisiko im CHF/USD meinetwegen auf etwa 10%. Die Finanzierungsseite bringt 1%, die Asset-Seite im Augenblick 2,5%, also 3,5%. Im schlimmsten Fall wäre eine zehnprozentige, adverse Bewegung also in drei Jahren verdient.
    Der Haken im Augenblick ist allerdings, dass es nicht so aussieht, als ob diese üppigen 3,5% Zinsmarge, die Welten über jenen des EU-Bankensystems liegt, noch drei Jahre erhältlich sind.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Was haltet ihr vom aktuellen pro NRW Radio-Wahlwerbespot?
    Von Varg im Forum Parteien / Wahlen
    Antworten: 18
    Letzter Beitrag: 24.04.2014, 08:47
  2. Historisches Unrecht in aktuellen Rechtsstreitigkeiten
    Von GG146 im Forum Internationale Organisationen
    Antworten: 22
    Letzter Beitrag: 16.01.2011, 12:14
  3. Über die aktuellen NATO-Kriege
    Von cajadeahorros im Forum Krisengebiete
    Antworten: 33
    Letzter Beitrag: 05.05.2010, 11:52
  4. Antworten: 12
    Letzter Beitrag: 24.03.2010, 15:21

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben