„KEINE GUTE ÜBERSETZUNG
“Papst kritisiert unser Vaterunser
Für Franziskus steht fest: Gott führt den Menschen nicht in Versuchung
von: ALBERT LINK
veröffentlicht am07.12.2017 - 14:23 Uhr
Streit um das wichtigste Gebet der Christenheit – zumindest um die deutsche Übersetzung!
Papst Franziskus gefällt die Vaterunser-Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ nicht. Dies sei „keine gute Übersetzung“, kritisierte er in einem Interview des italienischen Senders „TV2000“, das am Mittwochabend ausgestrahlt wurde. Franziskus sprach davon, dass der Mensch in Versuchung „fällt“. Doch es sei „nicht Gott, der den Menschen in diese Versuchung stürzt, um dann zuzusehen, wie er fällt“.
„Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan“, so der Papst.
Das Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte
Warum geht dieser Konflikt so weit über Wortklauberei hinaus?
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Das Vaterunser ist nicht nur das wichtigste und meistgesprochene Gebt der Christenheit. Es ist auch das „Gebet des Herrn“, das Jesus Christus selbst seinen Jüngern gelehrt haben soll. Eine Änderung würde also aus Sicht der Gläubigen bedeuten, Gottes Wort nach 2000 Jahren zu korrigieren.
Der gesamte Text des Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Allerdings gibt es an der Übersetzung seit Langem Kritik: Jesus sprach Aramäisch, eine der Ursprachen des Nahen Ostens, und beherrschte Hebräisch. Aramäisch gilt als mehrdeutig interpretierbar. Das heutige Vaterunser basiert auf dem Neuen Testament, das auf Griechisch überliefert ist. Könnte der Übersetzungsfehler also schon VOR der ältesten Handschrift des Neuen Testaments entstanden sein?
Sprachexperten hatten vorgeschlagen, den Text in „Und lass uns nicht in die Fänge der Versuchung geraten“. Auch der Vorschlag „und führe uns IN DER Versuchung“ kursierte in Fachkreisen.
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